The Deal

11|Kennenlernen

»Wo bist du?« tippe ich Leyla eine Nachricht, während ich meinen Saal verlasse. Heute ging die Vorlesung noch einigermaßen. Würde der Dozent nicht so schnell die Folien wechseln, damit ich es abschreiben kann, wäre alles gut. Aber besser als gar nichts.

»Ciao« verabschiedet ich mich von meiner Kommilitonin und trete durch die Tür. Am liebsten würde ich sofort wieder zurückkehren. Was macht er hier? An der gegenüber liegende Wand hat er sich angelehnt und schlägt gerade mit einem Typen ein, der auch direkt um die Ecke verschwindet. Vielleicht sollte ich mich einfach wegschleichen? Wieso ist er auch hier? Hat er keine Freunde, die er nerven muss?

»Zwerg« hat er mich auch schon entdeckt, stoßt sich von der Wand ab und tritt zu mir. Genervt verdrehe ich meine Augen. Er soll aufhören mit der scheisse. »Was willst du?« schultere ich meine Tasche, verschränke die Arme vor der Brust und blicke zu ihm hoch.

»Wir lernen uns jetzt kennen.« Meine Fresse, was hat er mit seinem Kennenlernen? Ich will ihn gar nicht kennenlernen. Er soll einfach so tun, als wäre ich seine Freundin und fertig ist. Ich verfluche mich, diesen Deal angenommen zu haben.

»Können wi-« »Nein« unterbricht er mich. Sein Blick duldet keine Gnade. »Aber i-« »Nein.« Wütend verziehe ich mein Gesicht. Er soll aufhören mit der scheisse. »Lass mich aussprechen.« »Nein« kehrt er mir sein Rücken zu und läuft vor. »Komm jetzt.« Wütend stöhne ich und stampfe mit ihm hinterher. Ich hasse ihn. Arschloch.

☾

»So, da wir jetzt auch mal endlich hier sitzen. Fang an liebste Freundin« macht er sich auf dem Stuhl bequem und sieht aufmerksam zu mir. Liebste Freundin kann er seine weiblichen Liebhaber nennen. »Was willst du von mir hören?« Um mich ein Stück zu beruhigen, habe ich mir ein Kaffee gekauft. Sonst würde ich es neben diesem Arschloch niemals aushalten. Wir befinden uns gerade in der Mensa. Ein super Ort zum Kennenlernen. Gegenüber von ihm habe ich Platz genommen und verbringe meine Pause mit seinem dummen kennenlernen.

»Etwas aus deinem Leben, Asel. Hast du überhaupt ein Leben oder dreht sich dein ganzer Alltag mit dem Lernen?« Ob es Sarkasmus ist oder ehrlich gemeint, kann ich aus seiner Stimme nicht raushören. »Sollte ich jetzt lachen?« verdrehe ich meine Augen. Falls er denkt, er ist witzig, täuscht er sich. Dummes Arschloch.

Als ich kein Ton von mir gebe, seufzt er und rückt ein bisschen vor, sodass er seine Ellenbogen am Tisch anlehnt und zu mir sieht. »Dann machen wir es anderes herum. Frag mich etwas.« Was? Ich soll ihm Fragen stellen? Bezüglich auf was denn? »Was soll ich dich fragen?«

Genervt verdreht er seine Augen und lehnt sich zurück. Die Arme verschränkt er vor der Brust, wodurch seine breiten Oberarme zur Geltung kommen. Er soll aufhören, so vor mir zu sitzen. »Sachen, die dich an mir interessieren.« Leicht angewidert blicke ich zu ihm. »Nichts.« Den Kopf legt er in den Nacken und stöhnt frustriert auf. Wenigstens bin ich nicht die einzige, die genervt ist. Super.