Anastasia
Die Dunkelheit fing an sich langsam zu verziehen und ich konnte leise eine Stimme wahrnehmen.
Alle meine Sinne konzentrierten sich auf diesen Klang und plötzlich wurde mir klar, wem sie gehörte.
Dante!War ich eingeschlafen? Ich konnte mich nicht erinnern. Alles woran ich denken konnte war er, seine tiefe Stimme, welche mich zu sich rief.
Ich versuchte meine Augen zu öffnen, aber mein Körper wollte mir einfach nicht gehorchen.
Weder meine Lider, noch meine Finger bewegten sich, egal wie sehr ich mich anstrengte, ich war wie paralysiert.Plötzlich wurde Dantes Stimme klarer und ich konnte einzelne Wörter verstehen.
"...unglaubliche Angst....., in denen deine Augen geschlossen...."
Ich fokussierte mich auf ihn, aber dennoch verstand ich nicht genau, was er sagen wollte, es kamen nur Bruchstücke durch.
Ich strengte mich weiter an und diesmal schaffte ich es, meine ganze Konzentration auf einen Punkt zu lenken und den Nebel in meinem Kopf zu lichten. "Du musst deine Augen aufmachen, mia cara. Bitte mach sie auf."
Seine Stimme zitterte und mein Herz zog sich bei dem Klang schmerzhaft zusammen. Er litt und ich war der Grund dafür. Ein leichter Schauer jagte von meiner Hand zu meinem Nacken hoch.Grade als ich wieder all meinen Willen und meine Kraft sammelte, um die Augen zu öffnen, hörte ich eine kindliche Stimme. Sie war so fröhlich und leicht.
"Onkel Dante", rief die Stimme und ich durchforstete meine Erinnerung nach einem Kind, welches Dante Onkel nannte. Meine Suche war jedoch nicht von langer Dauer, da Antonia als nächstes sprach. "Entschuldige Dante, aber Ella wollte Anastasia unbedingt besuchen. Ich hoffe das ist kein Problem." Sie klang bedrückt und ich konnte ihr Unbehagen in jedem Wort spüren. Aber ich bin froh, dass sie Elle hergebracht hat, ich vermisste die Kleine auch.
"Du wolltest also Anastasia besuchen?" Dantes Stimme drang wieder durch den Raum und sein dunkler Bariton beschwerte mir eine Gänsehaut.
"Ja, ich hab sie vermisst", erwiderte Ella und ihre helle Tonlage stand im direkten Kontrast zu der meines Mannes.
Kurz danach spürte ich, wie die Matratze, auf der ich lag, unter einem Gewicht nachgab.Ich hörte, wie Antonia mit ihrer Tochter sprach, aber ich fokussierte mich auf meinen Körper. Ich wollte endlich die Augen öffnen und meinen Mann und den kleinen Engel sehen, welcher mich besuchen kam.
"Siehst du diese Kabel?" Ich unterbrach meine Anstrengungen und hörte wieder Dante zu. Hatte er Kabel gesagt?
"Die sind wichtig und wir dürfen sie nicht anfassen, Okay?"
Wo von sprach er bitte? Was durften sie nicht anfassen?
Zwanghaft versuchte ich mich zu erinnern, aber in meinem Kopf rauschte es immer noch wie bei einem Fernseher, welcher den Kanal nicht finden konnte."Onkel, wieso schläft Anastasia? Ich bin doch zu Besuch gekommen. Wenn wir Besuch bekommen, dann darf ich immer wach bleiben. Hast du ihr nicht erlaubt wach zu bleiben?" Bei dem letzten Teil ihres Satzes musste ich lachen, wenn auch nur in meinem Kopf. Aber anscheinend war ich die einzige, die das lustig fand, denn
ich konnte die erdrückende Stimmung im Raum spüren, welche nach Ellas Satz entstand.
"Ella mein Schatz, ich hab dir doch erklärt, dass Anastasia sich ausruht, weil sie müde ist. Weißt du noch, als du so müde warst, dass du in deinem Puppenhaus eingeschlafen bist?" Antonia erklärte ihrer Tochter meinen Zustand, aber diese Information war auch für mich schwer zu verstehen. Wie es aussieht bin ich eingeschlafen, weil ich müde war? Was war den so stressig oder anstrengend gewesen, dass ich mich ausruhen musste?
Verdammt, wieso erinnere ich mich nicht?"Wie Dornröschen?" fragte Ella und ich konnte die Änderung in ihrer Stimme wahrnehmen. Sie klang jetzt viel aufgeregter und fröhlicher als noch vor einigen Minuten. Sie war ein Kind, also war es nur logisch, dass sie sich ein Märchen zur Hilfe nahm, um die Situation zu verstehen. Momentmal Dornröschen? Wie lange liege ich bereits hier, dass Ella mich für Dornröschen hielt?
"Wieso hast du sie nicht wach geküsst?" Bei ihrer nächsten Frage hielt ich kurz die Luft an. Wie alt war sie nochmal? Ich weiß, dass sie auf das Ende der Geschichte anspielt, aber sie ist doch noch so klein. Wie konnte das ihr nächster Gedanke sein?
"Wie bitte?" Dante stellte genau die Frage, welche ich nicht aussprechen konnte, doch gerade als der letzte Buchstabe über seine Lippen kam, fing Ella wieder an zu sprechen. "Wenn Anastasia Dornröschen ist, dann bist du ihr Prinz. Du musst sie küssen, damit sie aufwacht." In meine Gedanken schlich sich ein Bild von Dante in goldener Rüstung und auf eine weißen Pferd, doch bevor ich diese Fantasie weiter spinnen konnte, spürte ich plötzlich wie sich meine Fingerspitzen sich bewegten. Ich konnte den Stoff unter ihnen fühlen und es schien, als wäre es das Bettlaken auf dem ich lag. Meine Augenlider waren immer noch geschlossen und ich fühlte mich noch nicht stark genug, um sie zu öffnen, als konzentrierte ich mich auf meine Stimme. Ich schluckte ein paar, bevor ich mich traute sie zu benutzten. Langsam öffnete ich meine Lippen und zu meiner Überraschung gelang mir das sehr leicht. Ich atmete die Luft ein und fühle mich gleich etwas wacher. Auch meine Finger spürte ich jede Sekunde mehr und mehr und sogar die Hände fühlten sich nicht mehr taub an.
Kurz nachdem ich noch einmal Luft holte sprach ich meine ersten Worte."Ja, wieso hast du mich nicht geküsst?" Ich klang nicht wie ich. Es war ein kratziger Ton, welcher meine Lippen verließ.
Meine Augen waren immer noch zu, aber ich spürte Bewegung auf der Unterlage auf der ich lag.
"Amore?" Dantes Stimme war nur ein Flüstern und ich konnte genau raushören, dass er seinen Ohren nicht glaubte, doch das eben war wirklich ich.
Ich strengte wieder meine Lider an und diesmal schaffte ich es sie langsam anzuheben. Doch genau in dem Moment als sie sich einen Spalt öffnete, schloss ich sie wieder.
Das grelle Licht, welches durch sie hindurch strömte, schnitt meine Hornhaut und ließ mich tränen.
"Amore, sag was! Bitte, rede mit mir." Dante klang verzweifelt und ich wollte endlich ihn endlich sehen, ganz Herr meines Körpers werden, also öffnete ich erneut meine Augen. Diesmal hielt ich es einige Sekunden länger aus und um mich an die Helligkeit zu gewöhnen, blinzelte ich.
"Komm mein Schatz, lassen wir Onkel Dante und Tante Anastasia alleine."
Ich sah gerade noch, wie Antonia mit Ella den Raum verließ, als sich meine Sehkraft festigte.
Langsam drehte ich meinen Kopf und sah direkt in die blauen Augen meines Mannes.
"Dio mio, Amore. Du bist wach." Er nahm mein Gesicht in seine Hände und drückte mir vorsichtig einen Kuss auf die Stirn, bevor er von meinem Bett auf sprang und zur Tür lief
Er riss sie auf und trat eine Schritt in den Flur.
"Giovanni!" schrie er und ich nutzte die Gelegenheit, um mich umzusehen.
Der Raum in dem wir uns befanden war kahl und weiß. Ich blickte an mir herunter und fand mich in einem Krankenhausbett wieder. Ich sah die Kabel von denen Dante vorhin gesprochen hatte. Sie führten von meiner Brust zu einem Monitor, rechts von mir.
Was war passiert? Wieso war ich in einem Krankenhaus? Hatte ich wieder eine Panikattacke?Meine Augen huschten förmlich über jedes Objekt in meiner Umgebung. Es gab viele Maschinen, die um mich herum standen. Meine Augen Blickten zur Tür und ich sah zu meinem Mann, welcher abwechselnd zu mir und zu jemandem anderes sah, den ich nicht sehen konnte. Er sprach mit der Person und ich konnte leise ihre Stimmen wahrnehmen.
Ein unangenehmes Gefühl an meiner Nase machte sich bemerkbar und ich führte meine Hand zu der Stelle.
Es war eine Art Sonde, welche in meiner Nase steckte und ich wollte dieses Gefühl unbedingt loswerden, also zog ich daran. Meine Kraft reichte leider nur dafür aus, dass sie sich etwas löste."Nein! Amore, das muss dran bleiben." Unterbrach mich Dante, als er sah, was ich vor hatte. Er sprintete zu mir herüber und setzte sich auf den Rand meines Bettes, um die Sonde wieder an ihren Platz zu schieben.
"Das bleibt so lange dran, bis Giovanni uns sagt, dass sie ab kann." Es war kein Vorschlag, sondern ein klarer Befehl und da ich noch zu schwach war um zu diskutieren, ließ es über mich ergehen.
Dante strich mir durchs Haar und ich konnte das Leuchten in seinen Augen sehen. Diese schönen Augen, welche in der Farbe des Meeres funkelten. Dieser Anblick ließ mich leicht Lächeln, zu mehr war ich noch nicht fähig."Mia cara, du weiß gar nicht, wie sehr ich die vermisst habe. Diese Augen, dieses Lächeln." Er griff nach meiner Hand und küsste meine Fingerknöchel.
Ich legte meine Hand an sein Gesicht und umfasste es. Dante lehnte sich in sie hinein und schloss die Augen."Babe, was ist passiert?"
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Ace of Hearts II
RomanceBand II -Eine Welt voller Geheimnisse, ungelöster Tode und anonymen Nachrichten- Anastasia hat ihre Familie zurückgelassen, um den Mann, den sie liebt zu retten und einen hohen Preis dafür gezahlt, doch eine Lektion steht ihr immer noch bevor. Egal...