Kapitel XXVII

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Das Kreuzfeuer dauerte erst einige Minuten und ich hatte schon einen schlafen Arm. Das ständige Schießen und das darauffolgende Ducken hinter dem Schutz des Autos, machten mir, in meiner jetzigen Verfassung, mehr zu schaffen als ich erwartet hatte.
Aus den Geländewagen waren jeweils vier Muskelbepackte Männer ausgestiegen. Sie bauten eine Art Schützengraben mit Hilfe ihrer Autos auf und versteckten sich dahinter, während sie auf uns zielten. Sie versuchten die Entfernung zwischen uns zu minimieren, doch Luca und ich schafften es sie immer wieder weg Zudrängen. Ein Vormarsch von ihnen war das letzte, was wir zulassen durften.
Mit einem Auge beobachtete ich Luca, welcher definitiv mehr Schüssen ausweichen musste als ich. Er stand nur ein paar Meter von mir entfernt und zielte auf die Männer auf der linken Seite. Diese Männer hatten uns während der Verfolgung nicht einmal aus den Augen gelassen.

Ich hingegen war mit den dunkel gekleideten Herren beschäftigt, welche uns von Vorne abgefangen hatten. Sie alle sahen gleich aus, schwarze Anzüge, kurzer Haarschnitt, Sonnenbrillen. Wenn ich es nicht besser wüsste, könnte man denken, die wollten unerkannt bleiben. Aber wo lag da der Sinn, wenn sie auf uns schossen? Wem sollten wir tot etwas verraten?

Gerade als ich mich wieder versteckte, krabbelte Luca zu mir herüber.
"Bei dir alles klar? Wie fühlst du dich? Noch weitere uneingeladene Schmetterlinge in Sicht?"
Ich verdrehte bloß die Augen über seinen Kommentar.
Ich hätte schwören können, dass Marco neben mir saß, denn solche dummen Bemerkung, zu einer absolut unpassenden Zeit, waren eigentlich sein Fachbereich.
Ich ließ mich nicht auf seine Sticheleien ein, sondern stand wieder auf und zielte auf die Feinde auf meiner Seite.
Zwei Schüsse trafen das Auto, doch der Dritte fand sein vorgesehenes Ziel. Der Mann fiel mit einem Loch im Kopf um und war auf der Stelle tot.
Ich erstarrte für eine Sekunde und starrte auf die Leiche, zehn Meter von mir entfernt. Von meiner Position aus und wegen des Geländewagens, blieb das meiste verdreckt, aber ich konnte ein Teil des Blutes sehen, das den Asphalt färbte.

Der Mann war tot.
Ich hatte ihn getötet.
Ein alarmierender Ton in meinem Kopf weckte mich aus meiner Starre und ich versteckte mich wieder hinter der Motorhaube.
Meine Atmung war ruhig, absolut ruhig.
Ich sah auf meine Hand, aber auch sie zeigte keine beunruhigende Reaktion.
Mein Körper war, wie vorher schon, in einer Kampfhaltung und bereit erneut aufzutauchen.
Komischerweise ließ mich nicht der Tod dieses Mannes in Panik verfallen, sondern gerade die Tatsache, dass ich nicht ausflippte, obwohl ich ihn getötet hatte.
Ich hab ein Leben genommen!
Doch ich fühlte nichts! Gar nichts!
Ob das an dem Medikament lag?
Ja das musste es sein! Ich kann doch nicht so abgestumpft sein, dass mich so etwas nicht berührt. Egal wer die Person war.
Oder ging es genau darum? Bekämpfte mein Überlebensinstinkt gerade meine Empathie? Sollte ich überhaupt Mitleid empfinden, wenn es Notwehr war? Ich meine die Bastarde schossen auf uns!
Ich grenzte diese Gedanken vom Hauptteil meines Stammhirns ab und konzentrierte mich wieder auf die vorliegende Situation.

In dem Augenblick, in welchem ich mich eigentlich wieder ins Gefecht werfen wollte, hielt ich inne. Mir fiel erst jetzt auf, dass ich einige Sekunden völlig ungeschützt hinter dem Auto zusehen war und nicht getroffen wurde. Ich lehnte mich hockend gegen unser Auto und nahm mir einige Sekunden Verschnaufpause. Was zum Teufel geht hier vor sich? Lag es an dem Medikament, dass ich nicht in der Lage war die Linien zu verbinden und eine logische Verbindung zusehen?
Meine Vorahnung von vorhin kam mir wieder in den Sinn. Das seltsame Verhalten dieser Gorillas hatte mit Sicherheit einen strategischen Grund. Vielleicht fokussieren sie ihre ganze Kraft auf Luca, da er für sie eine größere Gefahr darstellt als ich. Zuerst schalten sie die offensichtliche Bedrohung aus und dann mich.
Wieso sollten sie sonst die ganze Zeit auf Luca schießen und mich fast nicht beachten? Selbst die Männer auf der rechten Seite, auf die ich schoss, zielten auf ihn. Sie duckten sich vor meinen Kugel, sendeten ihre aber gegen Luca.

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