Ace of Hearts II

Kapitel XXXV

Dante

Mit schnellen Schritten verließ ich unser Schlafzimmer. Ich wollte sie nicht belügen, aber ihr jetzt von meinen Verdacht zu erzählen, könnte alles nur noch schlimmer machen.
Ich konnte ihr nicht sagen, dass ich sowas schonmal erlebt hatte. Zwar nicht das mit der Schnitzeljagd in zwei Ländern und den geheimen Botschaften, welche man in gläsernen Gefäßen versteckte, aber der Stil des Briefes kam mir bekannt vor. Und Gnade allen Gott, wenn ich mit meiner Vermutung richtig lag.
Das würde Anastasias Welt zusammenbrechen lassen und das musste ich verhindern.
Ich hatte schon einmal dabei versagt sie zu beschützen, noch mal passiert mir das nicht. Ivans verschämte Worte kreuzten meinen Verstand und die Wut stieg wieder in mir auf. Wer denkt er, wer er ist?
Ich schob die Erinnerung beiseite und Konzentrierte mich auf den Brief von Anastasias Mutter.

Nachdem ich Caroline das Okay dafür gab die Scherben im Schlafzimmer aufzufegen, rief ich Christiano und meine Brüder zu mir ins Büro. Es wurde Zeit dieser Sache auf den Grund zu fühlen und die Wahrheit ans Licht zu bringen.
Da ich Vlad vor erst aus der Sache heraushalten wollte, bot sich mir gerade die beste Möglichkeit Nachforschungen anzustellen.
Christiano war der erste, der meine Räumlichkeiten betrat.
"Ja Senior?" Wie ein Soldat, der er war, stand er vor meinem Tisch.
"Ich möchte, dass du alles über den Tod von Elisaveta Petrova herausfindest!" Verwirrt sah er mich an. Was war daran so schwer zu verstehen? Sprach ich undeutlich?!
"Erneut?" Wie bitte? Stellt er meine Entscheidung in Frage?
Als Christiano seinen Ausrutscher bemerkte, senkte er schnell den Blick und fügte noch ein "Senior" zu seiner Aussage hinzu.
Auch wenn mir sein Kommentar nicht gefiel, konnte ich seine Frage nachvollziehen. Vater hatte nachdem fest stand, dass ich Anastasia heiraten würde einen Hintergrund Checke der Familie Petrov angeordnet. Die Akte, welche ich danach zum Lesen bekam konzentrierte sich nur auf das Wesentliche, Anastasias Leben, Kindheit, Männer in ihrem Leben und natürlich mögliche Feinde. Der Tod der Mutter stellte dabei ein eher kurzes Kapitel dar, auch weil wir davon ausgingen, dass es sich um einen Autounfall handelte. Erst nachdem Anastasia uns mitteilte, dass dies nicht der Fall war und die beiden Entführt wurden, ließ ich eine zweite Akte anlegen, diesmal mit den richtigen Fakten.
Doch wie es aussah, war es immer noch nicht genug. Irgendein Detail fehlte noch und das brauchte ich, um meinen Verdacht zu bestätigen.
"Das wäre alles Christiano!" Ich entließ meinen Mitarbeiter und sah auf die Akte auf meinen Schreibtisch herunter. Es handelte sich um die Dokumentensammlung, welcher den Tod von Elizaveta nicht mehr als Unfall, sondern als Entführung beschrieb.

Meine Augen studierten die Papiere, als meine Brüder hereinkamen. Lorenzo und Luca nahmen sofort auf dem Sofa platz, während die Zwillinge etwas unbeholfen herumstanden.
"Hat deine Nachforschung schon etwas ergeben?" Ich richtete mein Wort an Riccardo, dem ich vor ein paar Tagen die Aufgabe zuteilte, jeden in unserer Familie und Umgebung zu durchleuchten.
Neben den heute aufgetauchten Erkenntnissen, hatte ich auch noch laufende Nachforschungen, die meine Aufmerksamkeit verlangten.
Der Verräter musste gefasst werden!
"Ich hab mit den Geschäftspartnern angefangen, dort ist alles sauber. Es gab keine Auffälligkeiten. Die Familie ist als nächstes dran. Bis morgen, spätestens Freitag, sollte ich auch da fertig sein." Ich nickte Riccardo zu und ließ ihn zu seiner Aufgabe zurückkehren.
Die anderen behielt ich für meine nächste Ansage noch da.
"Ich hab Christiano die Aufgabe gegeben den Tod von Anastasias Mutter noch einmal zu durch leuchten." Danach legte ich eine kurze Pause ein und sah Luca an.
"Anastasia hat heute den Abschiedsbrief ihrer Mutter gefunden. Wie ihr alle wisst, wurde sie von ihren Entführern vor einigen Jahren erschossen."
Noch ließen meine Worte keinen von ihnen die Entdeckung erahnen, hinter welcher ich her war. Es war nicht untypisch, dass Menschen wie wir einen Brief hinterließen, in welchem wir uns an die Menschen, die wir Liebten richten konnten, auch nach dem Tod. Jeder von uns wusste, dass wir nicht auf natürliche Art und weiße das zeitliche segnen würden, das war das Risiko eines solchen Lebens. Auch wenn das mehr für uns Männer galt, denn bei unseren Frauen kam es eher selten vor, dass sie sich gezwungen fühlten ihren letzten Worte schriftlich festzuhalten. Aber wie gesagt, nichts ungewöhnliches.

Was jedoch nicht dazu gehörte war, dass wir diesen Brief versteckten, ganz im Gegenteil, wir hoben ihn dort auf, wo der Empfänger ihn finden würde. Ich hatte ebenfalls vor einen solchen Brief für Anastasia zu schreiben, doch kam ich bis jetzt nicht dazu.
Doch wenn der Zeitpunkt gekommen war, würde sie den Ort, wo ich ihn aufbewahren würde, kennen.
"Er war in einer Parfumflasche versteckt und Anastasia fand ihn nur, weil sie darauf hingewiesen wurde. Es stand in dem Gedicht, welches wir am Grabstein ihrer Mutter in Moskau fanden." Jetzt hatte ich die Aufmerksamkeit von jedem einzelnen. Lorenzo verspannte sich, denn auch er fing an Parallelen herzustellen.
"Du glaubst, dass sie es wusste?" Mein Bruder sah mich ungläubig an.
Ja, schwer vorstellbar, dass ihr Tod ein weiteres Geheimnis verbarg, doch mittlerweile war ich mir sicher.
Die Puzzleteile fügte sich ansonsten nicht zusammen.
"Was wirst du tun?" Kam es nun von Luca, welcher ebenfalls eine angespannte Stellung einnahm.
Seine Frage ließ mich seufzen, denn ich wusste es nicht. Christiano mit Nachforschungen zu beauftragen war nur der erste Schritt, der leichtere. Als nächstes müsste ich mich umhören und die Ereignisse vor und nach dem Entführungsdatum durchforschen.
Wir brauchten den ersten Dominostein, der das alles erst ins Rollen gebracht hatte und wenn wir ihn finden, können wir dieses ganze Durcheinander entknoten.
Danach müsste ich mit meiner Frau sprechen und von all meinen Punkten, war das die Sache vor der ich mich am meisten sträubte.
Ihr zu sagen, dass sie mit ihrer Vermutung möglicherweise recht hatte war das Eine, ihr aber zu erzählen, dass das nur die Spitze des Eisberges ist, war viel schwerer.

Ich musste mich ranhalten und so schnell wie möglich Beweise für meinen Verdacht finden und wir würden welche finden. Eine so große Sache kann niemand vertuschen, nicht einmal ein Mafiaboss.

"Wir fangen ganz am Anfang an."