Kapitel XCII

3.1K 131 21
                                    

Anastasia

Nach der erholsamen Dusche zog ich mir ein paar frische Klamotten an und folgte meinem Mann dann nach Unten.
Ich brauchte ein paar Minuten, um mir einen Überblick über die ersten Etage zu schaffen. Außer den Dienstmädchen traf ich niemanden an.
Wo waren denn alle?
Hatte er nicht gesagt, dass er hier auf mich warten würde?

Verwirrt blickte ich mich um und war schon kurz davor wieder hoch zugehen, als ich Stimmen aus dem Garten hörte. Ich durchtrat das Wohnzimmer und machte mich auf den Weg zur Terrasse.
Die Stimmen wurden lauter und zogen mich, wie durch ein Magnetfeld, zu sich heran.
Ich konnte kein genaues Gespräch herauskristallisieren, da alle durcheinander sprachen und ich noch ein paar gute Meter entfernt war.
Was ich jedoch wusste war, dass mein Mann dabei war. Seine Stimme konnte ich unter hunderten heraushören.

Mein Weg führte mich zu dem Teil des Gartens, an dem die Veranstaltungen immer statt fanden. Es war eine große Rasenfläche und hier und da hatte Valeria Blumentöpfe aufgestellt. Es war eigentlich eine ganz schöne Sicht, die sich einem bot, wenn man natürlich die zornig hereinblickenden Männer ignoriert, die in einer Art Kreis versammelt, in der Mitte der Fläche, standen.
Ich sah mir das Bild etwas genauer an und hielt dann überrascht in meiner Bewegung inne.
Die Männer, die dort standen waren genau die, nach denen ich gesucht hatte.
Marco und die Zwillinge waren mit ihren Gesichtern zu mir gewandt, während mein Bruder, Luca und Lorenzo mir ihre Rücken zeigten. Vlad stand in der Mitte und vor ihm stand eine weitere Person.
Durch ein einfaches Ausschlussverfahren konnte ich sagen, dass die Person Dante war.
Abgesehen davon verrieten ihn auch seine starken Rückenmuskeln und seine stramme Statur.

Ich nährte mich langsam ihrer Gruppe und ignorierte dabei bewusst Marcos Signale, welche er mir durch ein deutliches Kopfschütteln mittteilte.
Es war offensichtlich, dass er nicht wollte, dass ich mich zu ihnen gesellte, doch genau das war der Grund, wieso ich weiter ging.
Was auch immer sie versuchte vor mir zu verbergen, ich würde es erfahren.
Marcos Kopfschütteln hatte Dantes Aufmerksamkeit erregt und er drehte sich zu mir um.
Entsetzt verzog er das Gesicht, als er mich erblickte. Er sagte etwas zu Luca und kam dann auf mich zu. Durch die Bewegung wurde sein Platz frei und ich bekam eine frei Sicht auf das, was vor ihm war.
Mein Mund öffnete sich durch den Schock, der sich mir eröffnete.
Vor meinem Mann kniete Fabio, der selbe Scheißkerl, der mich versucht hatte zu entführen und dann vergiftete.
Sein Blick traf meinen und ich könnte schwören, dass sich seine Miene änderte. Vor ihm stand eine Art Hocker, ein Gegensand, den man sonst aus dem Sportunterricht kannte. Vlad hielt ihm eine Waffe an den Kopf und es sah so aus, als würden sie ihn exekutieren.
Was zum..? Sollten sie sich nicht eigentlich für den Flug vorbereiten?!
Was war passiert?

"Amore, was machst du hier? Du solltest drinnen auf uns warten." Dante umfasste meinen Arm und wollte mich mit sich ziehen, doch ich befreite mich mit einem festen Ruck aus seinem Griff und ging in die entgegengesetzte Richtung.
"Babe, nein! Du solltest das wirklich nicht sehen." Er holte mich ein und wollte mich überzeugen zurück zu gehen, doch ich blieb standhaft.
"Was auch immer du vor hast, ich will es sehen."
Mit festem Entschluss sah ich ihn an. Ich war nicht so naiv zu glauben, dass das was mit Fabio passieren wird, mich nicht erschüttern könnte, jedoch war ich bereits es hin zu nehmen.
Ich brauchte einen Abschluss, genauso wie ich ihn mit meiner Familie und ihren Geheimnissen gebraucht hatte.
"Amore, dass könnte dich und das Kind schwer treffen, bitte riskier das nicht."
Ich konnte ehrliche Sorge in seinen Augen sehen, nur reichte das nicht aus.
Ich würde nicht zurück rudern.
"Dante, mir und dem Kind geht es gut und so wird es auch bleiben."
Meine Stimme klang fest und Dante musterte mich einige Augenblicke, ehe er leicht mit dem Kopf nickte. Es sah so aus, als hätte er meinen Standpunkt verstanden, oder zumindest gemerkt, dass er mich nicht umstimmen kann.
"Aber sobald du dich unwohl fühlst, oder ich denke, dass es zu viel für dich ist, lässt du dich von Riccardo rein bringen."
Ich dachte kurz über seinen Deal nach, nickte dann aber, da ich keinen besseren bekommen würde.
Dante umfasste meine Hand mit seiner und verschränkte unsere Finger mit einander.
Gemeinsam gingen wir zu den anderen und ich ließ meinen Blick gesenkt.
Ich wollte Fabio nicht in die Augen sehen, nicht, weil er mir leid tat, sondern, weil ich seinen Psychospielchen nicht verfallen wollte.

Ace of Hearts IIWo Geschichten leben. Entdecke jetzt