Die letzten Tagen verliefen nicht wirklich spektakulär.
Dante verbrachte die meiste Zeit in seinem Büro und suchte mit den anderen nach dem Verräter. Ein paar Mal gesellte ich mich zu den Besprechungen, aber da sie gerade in der dreckigen Wäsche der Martinellis herum wüllten, hielt ich mich vorübergehend raus.
Ich wollte wirklich nicht wissen, was für Skelette jeder von ihnen im Wandschrank versteckt hielt.
Also schlug ich die Zeit selbst tot und machte mich an meine eigenen Ermittlungen, wobei ich hauptsächlich die Tonaufnahmen studierte.
Laut Einstein grenzte mein Handeln an Wahnsinn, denn ich tat immer das selbe in der Hoffnung ein anderes Ergebnis zu erzielen. Ich spielte die Tonschnur ab, immer und immer wieder, aber wie es der weise Physiker bereits prophezeite, war es erfolglos.
Die Aufnahmen brachten mich kein Stück näher.
Auch hatte sich Ivan noch nicht bei mir gemeldet, was meine Frustration nur noch weiter ankurbelte.Das einzig positive war, dass dieses Haus ab heute eine hinterhältige Frau weniger beherbergte. Gestern Abend entließen Dante und ich Leonora aus ihrem Dienst, auch wenn es zwei Wochen zu früh war.
Doch mit Beatrice Anwesenheit hatten sich die Barbie Hormone in diesem Anwesend um ein vielfaches verdoppelt und es war kaum noch auszuhalten.
Sie, Leonora und Amelia formierten sich vor meinen Augen zu einem gefährlichen Trio, mit welchem ich nicht länger unter einem Dach leben wollte.
Zu dritt beschlagnahmten sie jeden Tag das Wohnzimmer und planten dort die Verlobungsparty von ihr und Lorenzo. Dabei schleimten sie sich bei Letizia und Valeria ein.
Gott, alleine bei dem Klang ihres künstlich süßen Gelächters wollte ich mich übergeben.Nach ein paar Tagen hielt ich ihre Sticheleien und giftigen Blicke nicht mehr aus und beschloss das Haus von dem Ungeziefer zu befreien.
Beatrice konnte ich nicht los werden und Amelias unbegründete Kündigung würde bloß Fragen aufwerfen, die ich im Beisein von Letizia lieber nicht beantworten würde, also blieb mir nur noch eine Möglichkeit und die hieß Leonora.
Sie war das schwächste Glied, was das Aufenthaltsrecht anging und ich konnte sie leicht aus dem Haus verbannen und das Trio durchschlagen. Ohne sie wurde Beatrice wieder zu Lorenzos Verlobten und Amelia zu einem einfachen Dienstmädchen, ohne Verbindung zu einander.
Auch kann ich nicht leugnen, dass ich heute Abend besser schlafen werde, jetzt wo Leonora nicht mehr hier war.
Arme Beatrice, ab jetzt muss sie ihre Verlobung ohne beste Freundin planen. Schade aber auch, nicht!Ich war immer noch sauer wegen dem Armband!
Wer schenkt jemandem bitte ein Armband mit messerscharfen Anhängern?
Mal abgesehen davon war es auch so mehr als nur offensichtlich, dass sie mich verletzten wollte.
Mir blieb jedoch keine Zeit sie mit der Angelegenheit zu konfrontieren, geschweige denn mich zu rächen. Meine Tage waren damit ausgebucht, die Rätsel meiner Vergangenheit und Gegenwart zu lösen, sowie Chiara und Vlad im Auge zu behalten. Giovanni musste für ein paar Tage verweisen und ernannte Chiara zu Vlads persönlicher Krankenschwester, wenn das mal kein Zufall war.
Sobald ich sie alleine erschwischen würde, müsste ich mal nachfragen, was sie dem Familienarzt dafür gezahlt hatte.
Aber egal was es auch war, es hatte sich auf jeden Fall für sie gelohnt.
Die beiden hingen ständig zusammen rum und dank ihrer neuen Tarnung als medizinische Hilfskraft, fiel es auch keinem auf.
Nun ja, keinem außer mir.
Weshalb ich immer mal wieder mein Zimmer verließ, um nach dem beiden zu sehen.
Ich war zwar auf ihrer Seite und unterstützte ihre Gefühle, doch sollten sie nicht vergessen wer und wo sie waren.
Eine falsche Bewegung und alles fliegt in die Luft und so eigennützlich das jetzt auch klang, wir hatten genug Probleme um die wir uns kümmern mussten.
Ich wollte mich nicht auch noch mit einem mörderlustigen Ehemann herumschlagen, der meinen besten Freund durchs Haus jagd.
Außerdem sollten die beiden sich genügend Zeit nehmen, um herauszufinden, was das zwischen ihnen war.
Meinen letzten Gedanken hatten die beiden bereits vorbildlich umgesetzt. Jetzt musste ich nur beten, dass es nicht nach hinten losging.Diese Sachlage führte ebenfalls dazu, dass Chiara den ganzen Tag beschäftigt war, Vlad fiel als Gesprächspartner ebenfalls weg, Laura war bei ihrer Tante in Mailand und die Jungs wurden alle von Dante beansprucht.
Meinen Mann brauch ich erst gar nicht zu erwähnen, da ich ihn wegen seiner Nachforschungen nur am Abend sah, meistens kurz bevor wir ins Bett gingen.Es war also der perfekte Zeitpunkt, um ungestört meiner Sache nachzugehen. Keiner lenkte mich ab, oder störte mitten drinnen.
Nur blöd, dass sich bei meinen Untersuchungen nichts tat, rein gar nichts.
Weder das Gedicht, noch Mamas Brief gaben mir neue Hinweise und schon gar nicht die Aufnahmen.
Ich hörte sie mir jetzt bestimmt zum hunderttausend Mal an, doch schlauer wurde ich nicht, nur wahnsinniger.
Das alles war eine Sackgasse!Gerade, als ich frustriert den Laptop zuklappte, öffnete sich die Zimmertür und Dante kam herein.
"Zieh dich an!" Befehlend wie immer sah er mich an. Mein Blick huschte zur Uhr, doch es war erst halb vier, also sprach er nicht vom Abendessen. Hatte ich eine Veranstaltung vergessen?
Vor meinem Inneren Auge spielten sich unsere letzten Gespräch sowie mein Terminkalender ab, doch mir fiel nicht ein.
"Für was?" Ich gab das Rätselraten auf und fragte einfach. Ich griff nach meinem Block und Bleistift und drehte mich komplett auf meinem Stuhl zu ihm um.
Abwartend sah er mich an und zog provozierend eine Augenbraue hoch, Das sah nicht so aus, als würde ich eine Antwort bekommen.
Dante lehnte sich gegen die Wand neben der offenen Tür und verschränkte die Arme vor der Brust. Dante trug eine graue Anzughose und ein schwarzes Langarmshirt. Der Stoff legte sich eng um seinen Bizeps und als er ihn auch noch anspannte, schluckte ich schwer.
Seine Ärmel waren etwas hochgekrempelt und zeigten die deutlich betonten Adern, über welche das Blut in seine Hände gepumpt wurde. Meine Augen schlichen weiter über seinen Körper und je tiefer ich kam, desto schneller schlug mein Herz. Ich führten den Bleistift näher an meinen Mund und biss auf den Radiergummi. Ich war kurz vor meinem Ziel angekommen, schrak dann aber auf, als ich seine Stimme hörte.
"Amore, los. Die Zeit läuft." Die Dominanz in seiner Stimme ließ mich kurz den Atem anhalten und ich drückte die Beine zusammen.
Verdammt, er sollte nicht so ein leichtes Spiel bei mir haben. Ich riss meinen Blick von ihm ab, sprang von Stuhl und legte die Utensilien in meiner Hand auf dem Tisch ab, bevor ich die Treppe zum Ankleidezimmer hinauflief.
Da ich nicht wusste wohin und für was ich mich umziehen sollte, wählte ich eine schwarze Stoffhose und ein beiges Blusentop. Danach legte ich meine Haar ordentlich zu einem Zopf zusammen und griff nach meinem Handy.
"Ich bin fertig." Mit diesen Worten lief ich Dante entgegen und gemeinsam verließen wir das Haus.
"Erzählst du mir jetzt was wir vorhaben?" Ich drehte meinen Kopf zu ihm um, doch Dante hielt den Blick auf die Straße gerichtet. Seit Minuten fuhren wir durch die Stadt und ich konnte mir immer noch nicht zusammenreimen, welches Ziel er ansteuerte.
Mein Mann schwieg weiter und ich hatte schon Angst, dass etwas vorgefallen war. Er wirkte angespannt und konzentriert.
Was war los?
Einen romantischen Trip werden wir mit Sicherheit nicht machen, also wieso blieb er still? Ist das den so schwer seiner Frau zu sagen, wohin er sie bringt?
Ich wandte mich wieder ab und sah aus dem Fenster. Wenn er nicht mit mir reden will, dann schweige ich auch.
Es dauerte weitere zehn Minuten, ehe er den Wagen parkte und ausstieg. Verwundert beobachtete ich, wie er um das Auto herumkam und mir die Tür aufmachte.
Stur blieb ich sitzen! Ich sagte zwar, dass ich man mir arbeiten wollte und nicht immer so zu blocken, doch das hier war was anderes.
"Komm schon Amore. Du hast gleich noch genügend Zeit für eine Dramavorstellung."
Wie bitte? Drama und ich?
Na gut, vielleicht ein bisschen. Aber das heißt nicht, dass er mich einfach verschleppen darf.
Bevor ich einen Kommentar über seine Bemerkung machen konnte, griff Dante nach meinem Arm und zog mich vom Beifahrersitz. Er schlug die Tür hinter mir zu und wechselte seinen Griff von meinem Arm zu meiner Hüfte.
Meine Augen suchten die Gegend ab, doch mir kam nichts bekannt vor. Wir standen auf dem Fußweg einer schönen Gegend in der Stadt Mitte. Überall waren kleine Cafés, Blumenläden und Geschäfte, gepaart mit Parks und Gartenanlagen.
Mein Blutdruck beruhigte sich und ich entspannte mich wieder. Vielleicht führte er mich ja doch nur aus.
Jetzt überkam mich das schlechte Gewissen, ich hab bestimmt seine Überraschung zerstört.
"Babe, es tut mir leid, ich.." Doch bevor ich meine Entschuldigung beenden konnte, hielt ich inne. Wir blieben vor einer Eingangstür stehen und ein silbernes Schild fiel mir ins Auge.
Studio medico del Dottor de Medici. Dottore in Psicologia.
(Das Büro von Doktor de Medici. Doktor der Psychologie)
"Du verdammter Mistkerl."
DU LIEST GERADE
Ace of Hearts II
RomanceBand II -Eine Welt voller Geheimnisse, ungelöster Tode und anonymen Nachrichten- Anastasia hat ihre Familie zurückgelassen, um den Mann, den sie liebt zu retten und einen hohen Preis dafür gezahlt, doch eine Lektion steht ihr immer noch bevor. Egal...