Kapitel XVI

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Ein paar Stunden waren seit der Ankunft unseres Gastes vergangen. Ich hatte mich mit Büchern und Musik versucht abzulenken, aber wirklich erfolgreich war ich nicht. Meine Gedanken sprangen zwischen meinem Gespräch mit Chiara, dem Streit mit Dante und dem effektvollen Auftreten der älteren Dame hin und her. Ich konnte mich nicht einmal entscheiden, mit welchem Problem ich mich zuerst befassen sollte.
Meine Augen trafen die Zeigen unserer Wanduhr und ich stellte fest, dass es bereits nach sechs war. Ich saß seit drei Stunden auf dem Bett und ließ mich von meinem Inneren Kampf beschäftigen, doch ich war keinen Schritt weiter. Auch waren heute weder Ivan, Vlad noch einer meiner Schwager vorbeigekommen, um nach mir zu Sehen und so langsam war ich mir sicher, dass sie mit Dante auf einer Mission waren. Wenn ich recht hatte, dann konnte ich nur beten, dass sie sich vertrugen und nicht noch ein Thema zu meinen Problemen hinzukommt.

Plötzlich hörte ich das laute Schrillen eines Motors und das quetschende Geräusch von Reifen. Mit vorsichtigen Schritten machte ich mich auf den Weg zum Fenster, um herauszufinden wer für diesen Lärm verantwortlich ist.
Dante stieg aus seinem schwarzen Sportwagen und schlug die Fahrertür lautstark zu, gefolgt von Luca und Lorenzo. Es dauerte nicht ganze zehn Minuten, da fuhr ein weiteres Auto in die Einfahrt und brachte Vlad und Ivan, sowie den Rest der Martinelli Gang.
Ich hatte also recht behalten, sie alle waren zusammen unterwegs gewesen. Meine Neugier erwachte wieder, doch ich musste mir ebenfalls eingestehen, dass ich aus Dante heute wohl keine Information bekommen würde, besonders da wir die Sache von gestern Abend immer noch nicht geklärt hatten.

Nur gut, dass Vlad und Ivan dabei waren, aus einem der beiden werde ich die Information schon herausbekommen. Mein Blick war immer noch auf meinen Mann gerichtet, welcher ohne sich umzudrehen direkt zur Eingangstür ging. Die anderen folgten ihm mit der gleichen Lane und dieser Anblick verstärkte nur mein Verlangen zu erfahren, was vor sich ging..
Um meine aktuelle Lange nicht noch zu verschlimmern, unterdrückte ich den Drang nach unten zu gehen und nach Antworten zu fragen. In dieser Sache war Geduld entscheidend und mit dieser Eigenschaft konnte ich nie glänzen. Leicht aufgescheucht ging ich langsam im Zimmer auf und ab und spannte verschiedene Möglichkeiten, welche die heutigen Ereignisse erklären könnten. Erst werden Isabella und Chiara gerufen, dann tauchte der pompöse Besuch auf, welchem ich immer noch nicht vorgestellt wurde und jetzt stürmen die Männer nach Stunden Abwesenheit ins Haus.

Ich kann es kaum erwarten, bis mein Zustand wieder den von Normalität erreicht und ich mich nicht wie ein schuldiges Kind im Zimmer verstecken muss.
Es vergingen weitere Minuten, in denen ich ohne Plan durchs Zimmer wanderte und versuchte, meine Gedanken an ihren richtigen Platz zu bringen.
Das war auch der Grund, wieso ich die Schritte vor der Tür nicht wahrnahm und erst aufschrak, als sie sich öffnete. So schnell, wie mein Körper es zuließ, drehte ich mich um und sah Dante im Türrahmen stehen.
An seinem Gesichtsausdruck konnte ich zweifelsfrei ablesen, dass ihm das Bild von mir, aufrecht stehend im Zimmer, ganz und gar nicht gefiel. Zuerst spannten sich seine Schultern an, danach der Rest des Körpers. Die Augenbrauen waren zusammengezogen und auch sein Kiefer litt unter dem Druck, welcher durch das feste zusammenbeißen seiner Zähne entstand und die Züge seiner Wangenknochen noch sichtbarer definierte.
Dante trat, ohne ein Wort zu sagen, ein paar Schritte in den Raum hinein und peitschte mich förmlich mit seinen Augen. Doch diesmal werde ich mir den Mund nicht verbieten lassen, diesmal werde ich nicht schweigen. Ich will meine Normalität zurück und der erste Schritt dorthin verbirgt sich in meinem Verhalten. Ich werde wieder ich und alles andere wird folgen, davon war ich überzeugt.
Dante verkürzte den Abstand zwischen uns weiter, bis er mit seinen Schuhspitzen, die meiner Hausschuhe berührte. Ich wich weder unter seinem Blick, noch durch seine Nähe zurück, sondern blieb mit aufrechtem Kopf still stehen. Meine Atmung gehorchte mir jedoch nicht und ich wusste nicht, ob sie sich wegen der Anspannung zwischen uns beschleunigte, oder durch seine Nähe zu mir.
Mittlerweile spürte ich seinen Atem auf meinem Gesicht und die Härchen in meinem Nacken stellten sich auf. Eine Gänsehaut breitete sich von meinen Schultern bis zu meinen Armen aus, aber ich hielt immer noch den Blick gerade, ohne den Anschein zu erwecken, dass ich etwas spüren würde.

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