Kapitel XXVI

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Widmung
Dieses Kapitel ist für meine kleine Schwester, sie versteht wieso!

"Volltreffer! Schluckt das ihr пидорасы!!" (Schwuchteln/Wichser)
Ich hielt mir die Hand vor den Mund. Mein Gott, was war denn in mich gefahren?! Ein solch dreckiges Mundwerk hatte ich nicht mal bei der Eishockey WM.
"Luca entschuldige bitte." Aus einem unerklärlichen Grund verspürte ich das dringende Bedürfnis mich für meine unzensierte Bemerkung zu entschuldigen.
"Was?" Kam es jedoch nur verwirrt von meinem Schwager, welcher immer noch versuchte unser Tempo zu erhöhen.
"Ach ja stimmt, du kannst mich ja nicht verstehen." Ich brach in Gelächter aus, als mir klar wurde, dass außer mir niemandem mein russisches Schimpfwort aufgefallen war.

Nachdem ich mir einen besorgten Blick von Luca durch den Rückspiegel eingefangen hatte, beruhigte ich mich wieder und lehnte mich erneut aus dem Fenster.
Ich schoss bereits mit meinem zweiten Magazin auf die Wichser, doch das schreckte sie nicht ab, hartnäckig blieben sie an uns dran.
Okay, es könnte auch daran liegen, dass von meinen Schüssen immer mindestens drei vollkommen daneben gingen, aber trotzdem!
Gott ich kann es kaum erwarten, dass der Wirkstoff dieser schrecklichen Tablette nachlässt. Das einzig Gute an der Situation war, dass ich den Schmerz nicht mehr fühlte, aber wenn ich ganz ehrlich war, dann fühlte ich meine ganze Brust nicht mehr.
Oh Shit! Ich fühle meine Brust nicht mehr. Ich kam wieder ins Innere des Wagens und wurde direkt von lautem Geschrei empfangen. Es war Dantes Stimme, welche Luca anschrie, es soll mir die Waffe wegnehmen und mich anschnallen.
Ich tastete meine Brust ab, als würde ich nach etwas suchen. Streng genommen tat ich das auch.

"Ähm, Dante? Du solltest dich beeilen. Anastasia begrabscht sich grade selbst." Lucas entsetzt klingende Stimme riss mich von meinem Vorhaben weg.
"Ich begrabsche mich nicht selbst! Ich hab nachgesehen, ob meine Brust noch da ist." Verteidigte ich mich, aber das definieren meiner Handlung machte es für ihn nicht besser, denn jetzt riss er geschockt die Augen auf.
Mein Gott hatte er noch nie eine Frau gesehen, die sich selbst an die Brust fast? Oder schockiert ihn die Tatsache, dass für eine Sekunde unsicher war, ob sie noch da war?
Ich widmete mich wieder meiner Waffe zu und wiederholte meine Schussabfolge. Das war besser als die Zeit auf dem Schießstand. Viel mehr Aktion.

So benebelt mein Gehirn gerade auch war, ich schaffte es ein wichtiges Detail zu bemerken. Jedes mal, wenn ich meinen Kopf aus dem Fenster steckte, um auf den Geländewagen hinter uns zu schießen, hörten sie mit ihrem Kugelhagel auf.
Es hatte fast den Eindruck, als wollten sie mich nicht verletzten. Also entweder haben wir es mit enorm gewissenhaften Gangstern zu tun, welche hinter Luca her sind und mich nicht als Kollateralschaden verletzten wollen. Oder aber, sie haben den Auftrag uns lebend zubekommen, was umso schlimmer war.
"Managgia (Verdammt) Luca du buona a nulla. (Nichtsnutz) Du bist mein TIC und schaffst es nicht meine Frau im Auto zu behalten. Ich schwör dir, wenn sie noch einmal ihre Kopf aus dem Fenster steckt und schießt, dann schiebe ich dir meine pistola (Pistole) in deinen fetten culo! (Arsch)"

Oh Oh, armer Luca, diesen Satz hatte sogar ich verstanden. Ich hatte Mitleid mit ihm, denn ich zweifelte keine Sekunde daran, dass Dante sein Versprechen wahr machen würde. Ich schloss das Fenster und krabbelte, immer noch mit der Waffe in der Hand, wieder nach vorne au den Beifahrersitz.
"Vorsichtig, Anastasia! Pass auf die Waffe auf!" Und schon bereute ich meine gute Tat auch wieder. Es hatte nicht einmal einen Wimpernschlag gedauert, da meckerte er mich auch schon an.
"Beruhig dich Luca! Ich hab die Waffe gesichert." Ich wollte die Pistole gerade in seine Richtung umdrehen, damit er das Sicherungselement sehen konnte, doch dann hielt ich in meiner Bewegung inne.
Upps! Der Hebel war nicht eingerostet.
Ich wandte meinen Blick von Luca ab und drückte den Sicherungshebel herunter. "Ich hab sie JETZT gesichert!"

Luca fing an laut auf italienisch zu fluchen und wenn ich einkalkuliere, dass ich ihm gerade hätte den Kopf wegschießen können, waren diese Flüche durchaus berechtigt.
"Was ist bei euch los? Luca du Faccia di minghia (Schwanzgesicht) hör auf meine Frau zu beleidigen und konzentrier dich auf die Straße! Wir kommen von Vorne und fangen den Geländewagen ab."
Mir war Lucas Schimpfterade gerade tausendmal lieber, als Dantes verteidigende Stimme. Ich wollte nicht, dass er mich beschützt und für mich einstand, wenn er doch zugleich der Grund für meine Trauer war!
Was war das für ein neues Stadium des Besitzergreifens?
Nur ich darf fies zu ihr sein?
Nein danke auch!
"Misch dich nicht ein! Er hat jedes Recht so mit mir zu reden! Ich hätte ihm gerade fast den Kopf weggeschossen. Also wenn er mich ..."
Ich hielt in meinem Vortrag inne und sah Luca fragend an. Mein italienisch war nicht gut genug, als das ich die Beschimpfungen verstehen hätte können, welche er mir an den Kopf geworfen hatte.
"...wie hast du mich genannt?" Man konnte ihm förmlich das Entsetzen auf dem Gesicht ablesen, doch nach ein paar Augenblicken grinste er teuflisch. "Eine hirnampotierte Nutte mit Drogenproblem ."
"...ja einen hirnampotierten.."

Ich machte erneut eine Pause, als seine Aussage vollständig bei mir ankam und warf Luca einen finsteren Blick zu. Ich hatte mit sowas wie "dumme Sau", "blöde Kuh" oder meinetwegen "Bitch" gerechnet aber nicht damit. Apropos Beleidigungen, wieso nutzten wir dafür eigentlich immer Tiere? Eine Kuh, einen Esel, eine Sau oder nen Ochsen? Das ist doch extrem unbegründete. Als wäre eine nicht blöde Kuh ein Kompliment, fügen wir noch ein negatives Adjektiv hinzu. Es würde auch ausreichen wenn man bloß Kuh sagt, auch wenn ich nicht ganz verstehe wieso. Kühe waren doch süß, naja die kleinen zumindest. Oder waren kleine Kühe Ziegen?
Scheiße?! Ich will, dass die Wirkung der Droge endlich nachlässt!

"Anastasia?" Luca weckte mich aus meinem kurzen Tagtraum über Bauerntiere auf und brachte mich zurück ins hier und jetzt.
"Wie auch immer, er kann mich so nennen wie er will, das geht dich nichts an! Misch dich nicht in unser Gespräch ein!"
Zum ersten Mal heute richtete ich mein Wort an Dante. Ich hatte mich die ganze Zeit zurückgehalten, aber meine Wut auf ihn nach seinem Protest und das Opioid in meinem Blut, zwangen mich förmlich dazu, ihm die Meinung zugeigen.
Mh zugeigen, auch ein seltsames Wort, als würde ich ihm etwas vorspielen. Darüber denk ich aber bei meinem nächsten Trip nach, denn ich konnte in meinem Seitenspiegel erkennen, wie der Geländewagen sich uns näherte.
"Luca?"
Ich lenkte meine Aufmerksamkeit wieder nach vorne, wo uns bereits der zweite Geländewagen entgegen kam.
"Ähm Luca!"
Mein Schwager hielt den Blick weiter auf die Straße, ohne das Tempo zu minimieren.
"Ja ich sehe es!" Ließ er mich nur knpp wissen, bevor er wieder Gas gab.

Der Geländewagen, welcher auf der Schnellstraße noch hinter uns war, kam uns nun entgegen. Er passierte die Fahrbahn und verließ damit seine, um auf unserer zu fahren. Mit einer Höllen Geschwindigkeit kam er uns entgegen und ich verstand endlich, wieso die Tatsache, dass uns nur noch ein Wagen jagte eine schlechter Nachricht darstellte. Er hatte die Verfolgung verlassen, um uns von Vorne zum stehen zu bringen.
"Leute wir müssen in einer Minute anhalten. Wir werden von vorne und hinten eingekesselt. Ich empfehle, dass ihr euren Arsch bewegt!" Lucas Stimme wurde mit jedem Satz lauter, dann legte er auf. Ich entsicherte meine Waffe und reichte sie ihm, eher ich nach hinten griff und mir eine zweite aus der Tasche nahmen, sowie ein paar Magazine.

"Hör zu Anastasia! Ich weiß nicht auf welchem Planeten du grade bist, aber es wird ernst. Du musst dich jetzt bitte fokussieren und auf mich hören. Ich kann nicht auf diese Bastarde schießen und gleichzeitig ein Auge auf dich haben! Mach nichts unüberlegtes und bleib hinter mir!"
Luca beendete seinen Vortrag und ich nickte zustimmend. Ich hätte Angst oder Panik verspüren müssen, aber ich war absolut ruhig. Er legte sich die Waffe auf den Oberschenkel, bevor er das Lenkrad mit beiden Händen fest umgriff.
"Halt dich fest!"
Vielleicht sollte ich ihm sagen, dass ich die Waffe bereits entsichert hatte, doch dazu blieb keine Zeit. Luca drückte auf die Bremse und drehte das Lenkrad ein, sodass wir nach kurzer Zeit schief auf der Fahrbahn zum Stehen kamen. Er schaffte es den Wagen so in Stellung zu bringen, dass meine Seite leicht von der Außenlinie geschützt war. Hinter mir war nichts als Wald und ich überlegte mir bereits einen Fluchtplan durch ihn hindurch.

"Öffnen deine Tür und benutzt sie als Schutzschild! Ich komm zu dir rüber."
Er kletterte über die Konsole und ich folgte seinen Anweisungen. Wir würden die Motorhaube als Ablage für unsere Schießhand und gleichzeitig als Duckvorrichtung verwenden. Doch selbst mit diesen Vorkehrungen würden wir nicht lange durchhalten, sollten Dante und die anderen noch weit entfernt sein.
Gerade als Luca bei mir ankam hörten wir die qutschenden Reifen der feindlichen Autos. Ohne hinzugehen warf ich Luca ein Magazin zu und er fing es problemlos auf.

Ich atmete noch einmal durch und hob dann meine Waffe.

Jetzt wird es ernst!

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