Kapitel XLV

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Dante

Meine Gedanken rasten. Meine Frau hatte mehr zu verheimlichen als der Geheimdienst.
Ihre Worte flogen mit Lichtgeschwindigkeit durch meinen Kopf.
Sie hatte den Abzug gedrückt und Pablos Mörder getötet.
Endlich kehrte ruhe in meinem Inneren ein. Ich konnte wieder Atmen und mit erhobenem Haupt meiner Familie und der von Pablo entgegen treten.
Meine Ehre war befleckt und ich musste sich reinwaschen. Das Anastasia dies an meiner Stelle getan hatte änderte nichts am Ergebnis.
Ihren Worten nach quälte dieser Hund sich bis zur letzten Sekunde seines Lebens, was mich mehr als nur beruhigte. Natürlich war ich wütend darüber, dass er seinen letzten Atemzug nicht durch meine Händen gemacht hatte, doch ich kannte Li's Spielchen. Er wollte genau das erreichen.
Er zwang meine Frau zu dieser Tat und nahm mir damit gleichzeitig die Möglichkeit selbst Rache zu nehmen. Zudem lag sein Ziel bestimmt dadrinnen mich und Anastasia zu trennen. Dieser alte Sack verfolgte seine eigenen Interessen und wer weiß, was sich dahinter verbarg. Damit würde ich mich ein anderes Mal auseinander setzte.
Im Augenblick lag meine volle Aufmerksamkeit auf meiner Frau. Sie ging einen Deal mit dem Teufel ein und gab ihm sogar einen Gefallen als Einsatz. Allein der Gedanke daran, dass sie ihm etwas schuldete, erhitzte die Wut in mir.
Meine Frau schuldet niemandem etwas! Niemand wagt es sie zu einem Gefallen zu zwingen und kommt damit davon.

Sie gab ihre Familie auf, ließ sich auf dieses gefährliche Geschäft mit der Triade ein, nur um mich zu retten. Ich werde nicht lügen, in dem Moment als sie es mir erzählte, verspürte ich stolz und liebe für sie.
Aber das war das erste und letzte mal, dass sie sich für mich ins Feuer warf.
Ich hatte die Rolle des Beschützers in unserer Familie und nicht sie.
Und genau das werde ich ihr zum Verstehen geben.
Das war auch der Grund, wieso ich uns beide in dieses Haus gebracht hatte. Wir brauchten Abstand von dem Irrsinn in dem Anwesend und all den Problemen um uns herum. Dieses Haus war perfekt dafür, um allen Geheimnissen ein Ende zu setzten und wieder etwas Energie zu tanken. In ein paar Tagen findet Lorenzos Verlobung statt, bis dahin wollte ich alles geregelt haben.
Riccardo durchsuchte weiter jedes Mitglied der Mafia und Familie und sollte bis heute Abend Ergebnisse haben.
Christiano war mittlerweile wieder frei, wieso ich ihn auf die Vermitlungsdaten angesetzt hatte. Wir wussten, dass der Anrufer, welcher den Schuss auf Anastasia befiehl, aus unserem Haus war. Das einige Problem damit war, dass wir mehrere Festnetztelefone hatte, von denen jeder genutzt worden sein könnte. Auch gab es an diesem Tag eine Menge Personal, die man durchleuchten musste.

Als ich Anastasia für eine Stunde zum Packen alleine gelassen hatte, gab ich meinen Brüdern, sowie Vlad und Christiano alle Anweisungen. Sie wissen was sie zutun hatten, sodass ich mich einzig und allein auf meine Frau und die Dinge zwischen uns Konzentrieren konnte.
Ihre Initiativen und Deals werden noch aufgearbeitet und besprochen. So etwas passiert nicht nochmal!

Wie ein Idiot stand ich nun in der Küche und Schnitt irgendwelches Gemüse. Meine Hände mussten sich mit etwas beschäftigen, sodass ich Li nicht den Kopf umdrehen konnte. Es war wirklich süß mit anzusehen, wie Anastasia sich vor mir aufregte. Wer hätte gedacht, dass die Tatsache, dass ich vollkommen ruhig war, sie so in Rage versetzten würde. Sie zappeln zu lassen war wirklich die beste Möglichkeit ihr weis zu machen, dass ich so ein Verhalten nicht länger dulden werden. Die Tatsache, dass sie Hiroto erschossen hatte, hätte mich nicht dazu getrieben sie bestrafen zu wollen, aber der Deal mit Li und dass sie nachts alleine zu irgend einem Lagerhaus gefahren war, ohne auf ihre Sicherheit zu achten konnte ich nicht ignorieren. Daraus wird sie eine Lektion ziehen müssen, um so etwas dummes nie wieder zu tun. Hinzu kommt noch, dass sie das alles vor mir geheim gehalten hat und mir dann auch noch ins Gesicht log. Wochenlang ließ sie mich nach einem Mann suchen, denn es lebend bereits nicht gab. Sie hatte oft die Möglichkeit gehabt es mir zu sagen, ich schaffte für sie sogar einen sicheren Raum, indem sie sich hätte frei öffnen können, doch wie immer bevorzugte sie es zu schweigen und alles selbst zu regeln.
Wer weiß, wann ich davon erfahren hätte, wenn nicht diese Hypnose nicht gewesen wäre.
Anastasia wird ihre Lektion lernen, auch wenn ich sie dafür etwas leiden lassen muss.

Gerade als ich diesen Gedanken zu ende führte, hörte ich die Türklinke. Anastasia versuchte die Haustür zu öffnen, nur schade, dass ich das bereits vorhergesehen hatte. Nach meinem Telefonat mit Christiano hatte ich die Tür verschlossen und den Schlüssel in meine Hosentasche gepackt.
"Sie ist verschlossen." Rief ich meiner Frau zu, welche den Geräuschen nach erneut versuchte sie zu öffnen. Sie war so unglaublich stur, doch solange dieses Thema nicht vollkommen besprochen war würde ich die Tür nicht öffnen.
Meine Aufmerksamkeit legte sich wieder auf das Gemüse vor mir und ich machte weiter damit das Essen zuzubereiten.
Plötzlich hörte ich ein lautes Geräusch, es war dumpf und kurz, danach war es wieder still.
"Amore?" Hatte sie nun etwa angefangen die Tür zu attackieren?
Als keine Antwort folgte, breiteten sich Zweifel in mir aus. Vielleich kam das Geräusch doch von etwas anderem.
Besorgt legte ich das Messer zur Seite und wischte mir die Hände an dem Küchentuch ab, ehe ich in den Flur trat.

Anastasia saß auf dem Boden vor der Haustür, den Rücken gegen das massive Holz gelehnt und atmete stockend. Ihre Hand lag auf ihrer Brust und sie versuchte verzweifelt nach Luft zu schnappen.
"Amore!" Panisch lief ich zu ihr herüber und kniete mich vor sie.
"Rede mit mir, mia cara!" Ihre Atmung kam immer noch stocken und ich sprang sofort vom Boden auf. Schnell rannte ich zurück in die Küche und griff nach einer Plastiktüte.
Als ich wieder bei ihr ankam drückte ich sie ihr vorsichtig auf den Mund und ließ sie da durchatmen.
Es dauerte ein paar Atemzüge, bis ihre Augen anfingen sich wieder zu bewegen. Die Trance in welcher sie bis eben gefangen war, lichtete sich und brachte sie langsam zurück ins hier und jetzt.
Nachdem ihre Hyperventilation vorbei war, legte ich die Tüte bei Seite und hob sie vorsichtig hoch. Anastasia griff nach dem Kracken meines Hemdes und versenkte ihre Finger in dem Stoff. Sie suchte Halt und ich drückte sie feste an mich. Mit ihr auf meinem Arm ging ich die Treppe hoch ins Schlafzimmer. Ich hatte dieses Haus vor Jahren selbst gebaut und mit Hilfe von Isabella eingerichtet. Nach meiner Hochzeit mit Anastasia ließ ich ein paar Änderungen vornehmen, darunter auch das Schlafzimmer. Von einer Männerhöhle wurde der Raum in nur einigen Stunden zu einem Gemach für Eheleute. Jetzt war ich mehr als nur dankbar für diesen Einfall.

Ich legte meine kraftlose Frau auf das Bett und deckte sie mit der Tagesdecke zu. Danach lief ich zügig zurück in die Küche und stellte den Herd aus. Aus dem Schrank nahm ich ein Glas und füllte es mit Wasser, ehe ich zurück ins Zimmer kehrte.
Dort half ich meiner Frau beim aufsitzen und führte das Glas an ihre Lippen. Mühevoll nahm sie ein paar Schlucke und ließ sich danach wieder müde ins Kissen fallen. Der Anfall hatte ihre Kraftreserven aufgebraucht und sie schlapp gemacht.
Ich stellte das Glas auf den Nachtisch und legte mich zu ihr ins Bett. Achtsam hob ich ihren Kopf und platzierte ihn auf meine Brust. Mit der Hand fuhr ich ihr den Rücken hoch und runter, um sie in den Schlaf zu wiegen. Anastasia hatte immer noch kein Wort gesagt, doch ich wusste, dass ihre Augen offen waren. Sie schlief nicht, aber als wach konnte ich ihren Zustand auch nicht beschreiben. Sie war wie benebelt, fast schon so, als wäre sie nicht hier, nicht bei mir.
Ich drückte sie näher an mich und setzte ein paar Küsse auf ihren Scheitel. Der Geruch ihres Shampoos drang in meine Nase und entspannte augenblicklich meine Muskeln.

"Bitte verlass mich nicht." Das waren ihre letzten Worte, bevor sie in den Schlaf fiel.

Ace of Hearts IIWo Geschichten leben. Entdecke jetzt