Kapitel VII

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Dante

Meine Augen wanderten noch ein letztes Mal zu meiner Frau, welche schlafend in unserem Ehebett lag, bevor ich mich wieder meinen Aufgaben widmen konnte. Sie sah so verletzlich und zerbrechlich aus, als könnte bereits mein Blick ihr wehtun.

Ihre Haut war blass und ich konnte die fehlenden Kilos sehen, welche sie im den letzten Tagen verloren hatte. Ihr Gesicht war leicht eingefallen und stellte ihre Wagenknochen hervor. Ich hatte Giovanni bereits darauf angesetzt einen Ernährungsplan aufzustellen, doch ich wusste, dass es seine Zeit brauchen wird.
Die Sonne schien schwach durch das Fenster und erhaschte einen Teil ihrer Haare, welche sie goldbraun aufleuchten ließ. Unser Bett war zum Glück groß genug, sodass Anastasia genug Platz hatte und sich bequem ausruhen konnte.
Ich sah weiter an ihr herab. Es erinnerte mich an die letzten Tage, als ich nichts anderes tun konnte, als neben ihr zu sitzen und zu warten, dass sie aufwacht. Für mich war die Zeit nach dem Schuss auf sie, wie stehen geblieben. Nichts hatte eine Bedeutung mehr, weder Tag noch Nacht. Keiner dieser Parameter hielt mich noch in seinem Rahmen, denn meine Welt drehte sich nur noch um sie.
Nichts war und ist wichtiger als meine Frau und auch wenn ich dass bereits seit Monaten wusste, wurde es mir erst jetzt richtig bewusst. Ich weiß nicht, was ich getan hätte, wäre Giovanni nicht erfolgreich gewesen, wenn ihr Herz nicht wieder angefangen hätte zu schlagen. Wahrscheinlich wäre meins ebenfalls stehen geblieben, denn so kitschig es auch klingt, aber wie lebt man ohne die Person weiter, die für einen das Leben bedeutet?
Wir steht man morgens auf, wenn der Grund dafür nicht neben einem liegt?
Oder wie kommt man Abends nach Hause, wenn das Haus bloß nur ein Gebäude ist?
Ohne meinen Blick von ihr abzuwenden, verbrannte ich die negativen Gedanken auf meinem Kopf und umfasste vorsichtig ihre Hand.
Beruhigend fuhr ich mit dem Daumen über ihren Handrücken.

Anastasias Brust hob und senkte sich und das Piepen der Geräte folgte dem rhythmisch. Mit der andern Hand strich ich ihr eine verirrte Haarsträhne wieder hinter das Ohr und stand dann vom Bettrand auf, nachdem ich ihr einen Kuss auf die Stirn gegeben hatte. Wir waren jetzt seit fast zwei Stunden Zuhause und der Gedanke, dass ich möglicherweise einen Fehler gemachte, schlich sich immer wieder in meinen Kopf. Scheiße, wie konnte ich nur ihrem Willen nachgeben? Sie war erst ein paar Stunden wach und ich stimmte schon zu, sie entlassen zu lassen. Was, wenn es ihr plötzlich schlechter geht?Die Voruntersuchung war zwar unauffällig, aber was wenn sie etwas übersehen hatten? Sie ein CT oder MRT braucht, oder bewahre Gott noch eine Notoperation?
Die Stimmung meiner Gedanken breitete sich auch in meinem Körper aus und eine Mischung aus Wut und Angst erfasste ihn.
Diese Vermischung von Emotionen war für mich nicht neu, denn ich durchlief ähnliches fast stündlich seit sie vor Tagen eingeliefert wurde.
Angst, Trauer, Hilflosigkeit, Wut, Tatendrang, dann wieder Wut, Hoffnung und zu guter Letzt wieder Angst. Verpackt wird das ganze in der guten alten Panik, welche mittlerweile eine treuer Begleiter meines Alltags ist, aber als sie mich so flehend ansah, mit ihren marineblauen Augen und den leicht zusammengezogenen Augenbrauen, konnte ich kein Nein über die Lippen bringen.

Ich hasste Krankenhäuser auch, alleine ihr Geruch weckte in mir das Bedürfnis zu fliehen, aber ich würde noch Wochen dort verbringen, solange sie dadurch am Leben bleibt. Unsere medizinische Ausstattung im Keller war nur auf ein Minimum begrenzt. Damals, nach dem Schuss, entschied ich innerhalb von Sekunden sie ins Krankenhaus zu bringen und nicht bei uns zu versorgen. Die Geräte und Medikamente in unserem provisorischen Krankenzimmer, neben der Garage, hätte nie ausgereicht, um die nötige Notoperation durchzuführen, also blieb mir keine andere Möglichkeit. Auch wenn Giovanni und sein Team die einzigen waren, die sich um ihren Gesundheitszustand kümmerten, so mussten wir sie dort vor dem üblichen Personal und den anderen Kranken isolieren. Alleine Ein- und Ausgänge mussten gesichert werden und ich musste Männer für die Sicherheitsrunden durch das Krankenhaus einteilen, während die andere Hälfte unsere Geschäfte weiter verfolgten oder nach dem Schützen suchten. Es waren zu viele Flanken um die ich gleichzeitig schützen müsste, was nun definitiv nicht mehr notwendig ist.

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