Kapitel LV

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Anastasia

Die nächste Woche zog sich langsam hin. Seit ich aus meinem Langschlaf, nach Fabios Angriff, erwacht war
ließ Dante mich nicht einmal für eine Sekunde aus den Augen.
24/7 war er an meiner Seite und selbst wenn er mal für kurze Zeit nicht im selben Raum mit mir sein konnte, befahl er einem seiner Brüder da zu bleiben und ein Auge auf mich zu haben.

Zuerst dachte ich, dass die letzten Ereignisse und die aufgekommene Angst mich zu verlieren, ihn dazu zwangen sich so beschützend zu verhalten, doch mittlerweile war ich mir da nicht mehr so sicher.
Natürlich war es normal, dass er die Sicherheitsvorkehrungen verstärkte, nachdem Fabio versucht hatte mich zu entführen, das gleiche hatte er auch nach dem Schuss auf mich getan, jedoch schränkte er mich diesmal auch im Haus ein.

Er achtete darauf was ich aß und vor allem wie viel. Oft befahl er Caroline oder Amelia mir einen Snack aus Obst oder Gemüse zubringen.
Er zwang mich auch dazu die Vitamine zu schlucken, welche Giovanni mir für eine schnellere Genesung verschrieben hatte. Eine solche Reaktion war neu für ihn und fing bereits an mir sorgen zu bereiten. Ich hatte Angst, dass er sich wie nach Pablos Tod in etwas hineinsteigerte, aus dem ich ihn nur mühevoll herausholen könnte, wenn ich es diesmal überhaupt schaffen sollte.

Aus diesem Grund weigerte ich mich in der ersten Zeit seinen Aufforderungen nachzukommen, jedoch merkte ich schnell, dass er mit jeder Diskussion, welche ich über dieses Thema los brach, die Zügel nur noch stärker anzog. Deshalb entschied ich mich dazu, ihm noch etwas Zeit zugeben, mit dem Zwischenfall klarzukommen und mitzuspielen, ehe ich anfange würde die Hintergründe zu erforschen.

Ich stieg aus der Dusche und trocknete mich mit einem Handtuch ab. Ich hatte die freien Minuten, welche ich noch hatte bevor Dante aufwachte genutzt, um mich zu duschen.
Denn mittlerweile ließ er mich auch das nicht mehr alleine tun. Ich könnte ja in der Dusche ausrutschen und mir den Kopf stoßen, oder mich mit dem Rasierer scheiden und verbluten.
Okay, dass letzte gehörte nicht zu den Dingen, die er während seiner Rede über Risiken im Badezimmer erwähnt hatte, aber sie klangen ähnlich absurd.
Seit dem ging ich früh morgens duschen, um wenigstens etwas Zeit für mich zu haben. Ich zog mir frische Unterwäsche und die Kleidung an, welche ich zuvor auf der Kommode platziert hatte. Sie bestand aus einem weißen T-Shirt, einer verwaschenen schwarzen High-waist Jeans und einer weiß braunen Cardigan mit Geo Muster.

Gerade als ich meine Haare trocknete, hörte ich die Stimme meines Mannes. Er hatte meine Abwesenheit bemerkt.
"Amore?" Seine Stimme wurde lauter und kurz danach öffnete er auch schon die Tür zum Badezimmer.
"Da bist du ja, wieso hast du nicht auf mich gewartet."
Dante schritt zu mir herüber und legte seine Arme von hinten um mich.
Ich warf das Handtuch, mit dem ich eben noch versucht hatte das überflüssige Wasser in meinen Haaren loszuwerden, zur Seite und drehte mich in seinen Armen um, sodass ich mit dem Gesicht zu ihm stand.

Ich verschränkten meine Finger in seinem Nacken und lächelte ihm ironisch entgegen.
"Dir auch einen guten Morgen."
Anstatt auf meine kleine Stichelei einzugehen, beugte er sich vor und drückte mir einen leidenschaftlichen Kuss auf die Lippen.
Ja, diese Art von Antwort war viel besser.
Ich gab mich dem Kuss hin und wir beide vertieften ihn.
Meine Finger glitten in sein Haar und ich zog leicht daran.

Dann ertönte ein Klingeln, es war mein Handy, welche noch im Schlafzimmer lag.
Ich unterbrach den Kuss und wollte mich aus seinem Griff befreien, doch Dante lockerte die Umarmung nicht.
"Babe, mein Telefon.." doch weiter kam ich nicht, denn mein Mann nahm wieder meine Lippen in Angriff.
Mein Klingelton lieferte die perfekte Musik für eine romantische Atmosphäre, sodass ich für eine Sekunde vergaß, dass ich mich befreien wollte.
Als es mir wieder einfiel, war der Kuss vorbei und Dante ließ mich aus seiner Umarmung.
Er ging zum Waschbecken herüber und wusch sich sein Gesicht mit kaltem Wasser.

Ich verließ das Bad und ging zu meinem Nachttisch herüber, um den Anruf entgegen zunehmen.
Nur leider hörte die Musik vor meiner Ankunft bereits auf zu klingeln.
Auf dem Bildschirm tauchte Ivans Name auf und ich rief ihn eilig zurück. Mein Herzschlag verdoppelte sich und ich spürte die aufkommende Spannung in meinem Inneren.

Vielleicht hatte er endlich Neuigkeiten bezüglich Mutters Tod für mich. Es war bereits fast einen Monat her, dass ich ihn mit dieser Bitte zurück nach Russland verabschiedet hatte.
Der gefundene Abschiedsbrief im Parfum meiner Mutter ließ mich seit dem nicht mehr in Ruhe. Er war nahm stätig einen festen Platz in meinen Gedanken ein und ich konnte mich einfach nicht mit der Idee zufriedengeben, dass meine Interpretation falsch war. Die Worte meiner Mutter waren für mich eindeutig und ich musste nicht einmal zwischen den Zeilen lesen, um diese heraus zu kristallisieren.
Sie wusste, dass sich eine Gefahr anbrannte und, dass sie möglicherweise ihr Leben verlieren würde. Genau aus diesem Grund schreib sie uns diesen Brief und versteckte ihn in ihrem Lieblingsparfum.

Jede andere Annahme würde die Fragezeichen in meinem Kopf ansonsten nicht beantworten.
Jetzt lag es an ihm die Beweise dafür zu finden. Auch wenn er sich meiner Theorie nicht anschloss und Zweifel hatte, wusste ich, dass er mich nicht im Stich lassen würde.
Ivan wird alleine um mir einen Gefallen zu tun, die Augen aufhalten und nach Hinweisen suchen.
Na gut, vielleicht auch dafür, um mich zur zeigen, dass ich im Unrecht bin.
Egal was ist war, er wird es tun, da war ich mir hundertprozentig sicher.

Die Pieptöne erklangen in meinem Ohr und ich wartete darauf, dass er meinen Anruf entgegennahm.
Dante war immer noch im Badezimmer beschäftigt und ich fing an nervös mit den Fingern auf meinen Nachttisches herum zu klopfen. Rhythmisch mit den Laufzeichen tippte ich auf die Holzplatte.
Wieso dauerte das denn so lange? Er hatte doch selbst noch vor einer Sekunde versucht mich zu erreichen?
Was hatte er getan, als ich nicht ranging? Das Handy gegen die nächste Wand geworfen?
Selbst dafür wäre ihm nicht genügend Zeit geblieben.
Na komm schon Ivan, nimm ab.

Dann hörte ich seine Stimme. Er klang etwas gehetzt, doch ich konnte jedes Wort verstehen.
"С днём рождения, сестра!"
Ich hielt in meiner Bewegung inne und fror für ein paar Sekunden ein.
Wie hatte ich das nur vergessen können?

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