Kapitel LXXIV

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"Halt, langsam. Ich versteh ja kein Wort von dem was du sagst." Ivan unterbrach mich mitten in meiner Erklärung. Ich war so schon aufgedreht und durch den Wind, da brauchte ich nicht noch seine Stirnengigkeit.
"Ich glaube, dass Vater hinter der Autobombe auf die Kovacs steckt und Mutter deswegen sterben musste. Er wollte sein Machtgebiet in Jugoslawien nicht teilen und die Familie einfach auslöschen, doch irgendwas ging schief und anstatt der Männer, starb die Mutter der Kovacs. Damit entstand eine Blutschuld und Mutter musste die zahlen. Eine Mutter gegen das Leben der anderen Mutter." Mein Redefluss blieb gleich, doch diesmal füllte ich die Ansprach mit mehr Details aus.
"Nastja, was redest du denn da? Welche Autobombe? Und wie oft soll ich dir das noch sagen?! Mutter starb weil Vater den Kovacs das Gebiet nicht überlassen wollte und sie deswegen Rache nahmen. Es gab eine Blutschuld!"
Oh das war doch zum Verrückt werden.
Wieso wollte er das nicht einsehen?
Ich wusste, dass für Ivan Vater so was wie ein Vorbild war. Während er meine Kindheit versaut hatte, war er für ihn ein wahrer Vater. Er behandelte ihn wie einen Goldjungen und den nächsten Anführer seiner Dynastin, was wahrscheinlich der Grund dafür war, wieso er ihm so blind vertraute.
Er konnte sich nicht vorstellen, dass dieser perfekte Führer einen Fehler begeht und damit das Tod unserer Mutter damit hervorruft.
"Wieso glaubst du mir nicht? Ich hab dir alle meine Beweise vorgelegt, dir von den Berichten und Vorfällen erzählt! Du warst sogar hier, als ich Mamas Brief gefunden hatte. Ihre Worte ergeben Sinn, jetzt wo wir wissen, dass sie ihren Tod hervorgesehen hatte. Sie wusste, was Vater getan hatte und, dass die Kovacs ihr Leben als Gegenleistung fordern würden."
Wie konnte er nur so blind sein. Alle Beweise lagen doch schön ausgebreitet vor ihm. Er musste sie nur sehen und akzeptieren, damit wir entscheiden, was wir tun.

Ich meine Ivan liebte Mutter genauso sehr wie ich.
Wieso war er dann nicht an der Wahrheit interessiert?
"Nastja, langsam machen deine Theorien mir angst. Ich weiß, dass du nach Mutters Tod viel verarbeiten musstest. Du hast ihren Tod gesehen und ich glaube, dass du diese Sache immer noch nicht verarbeiten konntest. Vielleicht wird es an der Zeit sich wieder Hilfe zu suchen, bevor du dich noch weiter in diesen Theorien verrennst."
Soll das ein Witz sein?
Hatte er mich gerade geisteskrank genannt.
Die Wut stieg in mir auf.
Gut, wenn er mir nicht helfen wollte, dann schaffte ich das auch alleine.
"Schön! Dann glaub mir nicht. Ich kann das auch alleine regeln!"

"Nein, Nastja warte, so war das nicht gemeint!" Ich ließ ihn nicht weiter reden, sondern legte einfach auf.
So komm ich nicht weiter. Ich hatte es satt bei ihm gegen eine Wand zu reden.
Ich warf mein Handy auf das Bett und ging aus dem Zimmer.
Ich brauchte jetzt meinen Mann.
Er würde mir glauben!

Ich klopfte gegen seine Bürotür, bekam jedoch keine Antwort. War er wieder unterwegs?
Ich wühlte in meinem Gedächtnis herum, konnte mich aber nicht daran erinnern, dass er so etwas erwähnt hatte, bevor er heute morgen ging.
Meine Hand suchte meine Hosentaschen ab, doch gerade als ich den Stoff berührte, fiel mir ein, dass ich mein Handy oben gelassen hatte.
Ganz toll.
In meinem Inneren brannte es, ich wollte die neu gewonnene Information los werden!
Meine Beine wollte mich gerade wieder zur Treppe führen, als mir der hintere Bereich des Hauses einfiel.
Falls er das Haus nicht verlassen hatte, dann war das der Ort an dem ich ihn, nach seinem Büro, am ehesten finden könnte.

Entschlossen machte ich mich auf den Weg zum Garageabteil. Dante hatte mich vor Monaten mal hier her geführt, als er mir Leonora gefesselt auf einem Stuhl servierte. Ich öffnete die Tür, durch die wir damals gingen und fand mich im rustikalen Teil des Hauses wieder. Die Wände hier waren aus Beton und die Beleuchtung bestand aus Sparlampen mit blaugrellem Licht.
Ich ging den Flur entlang, bis ich an der nächsten Tür ankam.
Ohne zu klopfen öffnete ich die Tür.
Marcos überraschender Gesichtsausdruck begrüßte mich, gefolgt von dem von Riccardo und Leonardo.
"Anastasia, was machst du denn hier?" Mein jüngster Schwager stellte sich vor mich und versuchte mir den Weg zu versperren.
"Ich suche Dante, hast du ihn gesehen?"
Die Mienen der Dreien wurden noch fassungsloser und ich ahnte, dass sie etwas im Schilde führten.
Und irgendwas sagte mir, dass ich das nicht erfahren sollte.
Dann fiel mein Blick auf die Bildschirme hinter ihnen. Auf einem dieser Monitoren war mein Mann zu sehen, gemeinsam mir Vlad und einer dritten Person.
Diese saß gefesselt auf einem Stuhl, das Gesicht verdeckt durch seinen geneigten Kopf.

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