Kapitel LXXII

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Dante führte mich zurück in unser Schlafzimmer.
Nachdem er die Tür hinter uns in Schloss fallen ließ, drehte ich mich zu ihm um und legte meinen Kopf leicht nach links.
"Babe, ich versteh deine Wut auf die beiden, aber du wirst doch nicht wirklich gegen ihre Liebe sein, oder?"
Dante ließ meine Hand los und ging zu unserer Sofaecke herüber. Er griff nach seinem Jackett, welches über einer der Couchlehnen lag und warf dich die Jacke über.
"Wir reden später Amore, ich hab jetzt weder die Zeit noch die Lust weiter darüber zu reden."
Er kam zu mir herüber, legte seine Hand auf meinen Bauch und drückte mir anschließen einen kurzen Kuss auf die Lippen.
"Wir sehen uns in ein paar Stunden, pass au euch auf. Wenn etwas ist, ruf mich sofort an."
Nach diesen Worten verließ er das Raum und ich machte mich auf den Weg ins Ankleidezimmer.
Aus meinen Regalen nahm ich eine Momjeans und einen kurzen weißen Oversized Pullover.
Nachdem ich mir eine neues paar Unterwäsche herausgesucht hatte, ging ich mit den Sachen ins Bad und stieg in die Dusche.
Das wohltuende Wasser nahm mir den morgendlichen Stress und ich entspannte meine Muskeln.
Danach cremte ich mich ein und zog mir die ausgewählte Kleidung an.

Nach einem kurzen Frühstück mit Valeria, Chiara, Letizia und Beatrice zog ich mich wieder ins Zimmer zurück. Chiara blieb das Essen über ruhig und ging nachdem sie ihren Kaffee ausgetrunken hatte, auch wieder nach oben. Ich überlegte kurz ihr zu folgen, doch entschied ich mich in letzter Sekunde um. Sie brauchte nach einem so lauten Morgen etwas ruhe zum nachdenken und diese wollte ich ihr geben.
Nach der Brautkleiden Schau von vor ein paar Wochen, hatte sich meine Beziehung mit Beatrice beruhigt. Wir waren jetzt zwar keine Freunde, doch wenigstens fing sie keinen Streit mehr mit mir an. Sie konzentrierte sich auf ihre Hochzeit und die damit verbundene Planung und ich tat das selbe mit meinen Problemen. Mittlerweile hatte ich die Hälfe des Tagebuchs erreicht und wollte mich nach dem Essen auch gleich wieder daran setzten.

Ich machte es mir auf dem Sofa in unserem Zimmer gemütlich und klappte das Tagebuch auf.
Den Tag, über welchen Dantes Vorfahren berichtete, war der vor ihrer Hochzeit.
Mit anhaltendem Atmen las ich die Strophen.

(Der folgende Text wird später noch ins italienisch übersetzt)

17.05.1938


Liebes Tagebuch,
Ich weiß nicht, was ich tun soll. Mein Vater verlangt von mir, dass ich Luciano heirate, doch ich kann nicht. Mein Herz gehört nicht ihm. Ich hab versucht mich zu zwingen ihn zu lieben, versucht die Gefühle in meinem Inneren zum Schweigen zu bringen, doch es funktioniert nicht. Mein Herz will nicht auf meinen Kopf hören.
Ich wünschte ich könnte die Tochter sein, die mein Vater verdiente, die Verlobte sein, die Luciano wollte und alle glücklich machen, doch das kann ich nicht. Zu beginn schämt ich mich für meine Gedanken, welche Vito gehörten. Für jeden Blick , welchen ich ihn seine Richtung schickte, doch ich konnte einfach nicht gegen diese Liebe ankämpfen.
Ich war einfach zu schwach dafür.Und wenn ich es nicht bewerkstelligen kann, ist das dann nicht das was Gott will?Wenn Gott wirklich gegen unsere Verbindung wäre, hätte er mir dann nicht die Stärke gegeben dagegen anzukommen?
Oh Herr hilf mir, zeig mir den richtigen Weg!
Vito will, dass wir fliehen. Er will heute Nacht kommen und mich mitnehmen, ein neues Leben mit mir aufbauen.Doch ich hab angst. Was wenn Luciano etwas davon erfährt, was ist wenn er uns jagt?

Er ist der zukünftige Don.

Er bekommt immer was er möchte.

Der Eintrag war vorbei und ich blätterte mir zittrigen Fingern eine Seite um. Der nächste Tag, von dem sie berichtete, war der 18.05.1938, der Tag ihrer Hochzeit.

Die Spannung in meinem Inneren wuchs bis ins Unermessliche. Ich konnte meine Augen nicht von der Tinte nehmen, so spannend war es.
Der Gedanke, dass ich eine wahre Geschichte in meinen Händen hielt, machte die ganze Sache nur noch aufregender.
Aber zur gleichen Zeit auch herzzerreißend. Lilianas liebe einen anderen und wurde gegen ihren Willen an den zukünftigen Don versprochen.
Ihr Herz riet ihr zu fliehen, obwohl ihr Kopf wusste, dass es kaum eine Chance für die beiden gab.
In Gewisser weiser erinnerte mich ihre Liebe zu Vito an die Beziehung von Chiara und Vlad.
Ich hoffe nur, dass beide ein gutes Ende nehmen.

18.05.1938

Liebes Tagebuch,

tränenüberströmt schreibe ich diese Zeilen. Das weiß meines Kleides war getränkt von Blut und Tränen.

Er ist tot, mein Geliebter ist tot.

Ich stoppte.
Wie kann das sein? Ihr Vito war gestorben?
Unter Blitz Geschwindigkeit flogen meine Augen über die nächsten Sätze. Ich musste wissen was passiert war.

Adriano, Lucianos Bruder hatte von unserem Plan zu fliehen erfahren und uns beschatten lassen. Er verrat uns an seinen Bruder und ließ uns in einen Hinterhalt laufen.
Sie lauerten uns auf und wollten uns umzingeln, als beide Seiten anfingen zu schießen. Vito zog mich an der Hand mit sich und versuchte uns einen Weg freizuschießen, doch Luciano hatte zu viele Männer, als das wir es hätten schaffen können.

Und dann passierte es.
Vito erschoss Adrian.
Mit der letzten Kugel in seinem Lauf tötete er den Bruder meines Verlobten und besiegelte damit unser Schicksal.
Luciano ließ uns von seinen Leuten festnehmen und zurück zum Anwesend bringen.
Dort warfen sie Vito in den Kerker und mich schlossen sie in meinem Gästezimmer ein.
Ich weinte, ich weinte die ganze Nacht, und betete dafür, dass der Morgen nicht eintreten möge.
Doch Gott hatte meine Gebete nicht erhöht.

Der Morgen kam und damit der Tag meiner Hochzeit.
Als es Zeit wurde die Zeremonie zu vollziehen, ließ Luciano Vito an Ketten in den Festsaal führen. Er musste sich vor uns hinknien und die Eheschließung mit eigenen Augen verfolgen.
Unter meinem Schleier liefen mit die Tränen.
Meine Augen bekamen keine Sekunde Pause, sondern weinten die ganze Zeit, Meere der Trauer.


Nachdem wir das Ja Wort gesprochen hatten, drehte Luciano uns zu Vito um und befahl seinen Männern Vito zu ihm herüber zu zerren.
Ich werde niemals die Worte vergessen, welche er an die Menge richtete.
"Allen ist bekannt, was die höchste Regeln der Mafia ist. Egal ob in China, Russland oder bei uns, zu unrecht vergossenes Blut, muss mit dem vergießen von Blut gerecht werden. Du hast deine Waffe gegen meinen Bruder gerichtet und dein Visier auf seinen Körper gerichtet, ehe du den Abzug drücktest und sein Leben nahms. Damit gingst du ein Unrecht und luds eine enorme Schuld auf dich. Nun bist du an der Reihe diese Schuld zu bezahlen und Blut zu vergießen."

Nach dieser hasserfüllten Rede trat er die Treppen des Altars herunter und befahl seinen Männern Vito aus der Kirche zu ziehen.
Ich wollte schreien, um mich schlagen, doch ich konnte mich nicht bewegen.
Luciano umfasste meinen Arm und zog mich mit sich hinaus.
Aus einem großen Feld warfen sie Vito auf seine Knie und Luciano holte seine Waffe heraus.
Mit langsamen Schritten ging er zu der Liebe meines Lebens herüber und zielte auf seinen Kopf.
Dann sprach er die Worte, welche sein Urteil verkündeten.

Blut gegen Blut.

Mit Tränen in den Augen schloss ich das Tagebuch.
Mein Herz schmerzte für Liliane und ihre Liebe.
Sie hatte den Mann ihres Lebens verloren und das nur wegen einer arrangierten Ehe und einer Blutregel.

Blut gegen Blut.

Die Worte hallten in meinem Kopf wieder und wie ein Blitz strömten Bilder auf mich ein.
Ich war gefesselt an einem Stuhl, die Beleuchtung war kaum vorhanden, nichtsdestotrotz konnte ich den Mann vor mir erkennen.
Er hielt eine Waffe in der Hand.
Nein Moment, er hielt eine Waffe an den Kopf meiner Mutter.
Hämisch grinste er mich an.
Und dann sprach er die Worte, die ihr Urteil verkündeten.

"Blut gegen Blut."

Ace of Hearts IIWo Geschichten leben. Entdecke jetzt