Kapitel XXIV

3.8K 120 18
                                    


Gott, wenn der Kerl denkt, dass er mich ungestraft mit seinen Augen ausziehen kann, dann hat er sich getäuscht.
"Seniora Martinelli", grinsend gab ich ihm meinen vollständigen Namen.
Ich hatte Dantes Familiennamen noch nicht mal vollständig ausgesprochen, da verblasste sein Grinsen auch schon. Seine Augen waren weit aufgerissen und sein sonst gebräunter Hautton, ähnelte nun dem eines Skandinaviers.
Er trat sogar ein Meter von mir zurück, als hätte ich eine ansteckende Krankheit, aber mir soll es recht sein.
Genau so mein Freund, noch sein Stück weiter.
"Ich brauch ein Schmerzmittel, rezeptfrei."
Beim letzten Wort zwinkerte ich ihm zu. Wenn ihn der Name Martinelli bereits davon abhält mich anzumachen, wie hoch lagen dann meine Chancen, dass er mir rezeptpflichtige Schmerzmittel so gibt? Ich denke ich möchte es herausfinden.
Er nickte hektisch und ging in den hinteren Teil des Ladens, an der Kasse vorbei.
Tja das war leichter als gedacht.

Oder auch nicht, denn der Kerl kam mit einer Tilidin Packung zurück.
"Kann ich vielleicht etwas haben, von dem ich nicht gleich einen Trip bekomme?" Er blickte überrascht auf und ging dann nickend wieder zurück.
So gern ich mich auch weggeschossen hätte, ich wollte heute noch im Büro arbeiten und nicht imaginäre Schmetterlinge einfangen.
Woher ich wusste, dass es Schmetterlinge sein würden, nun ja sagen wir mal, dass war nicht das erste Mal, dass mir ein heißer Kerl eine Opioid Pille andrehte.
Der Mitarbeiter kam mit einer Packung Tramadolor wieder und ich bezahlte diese schweigend.
Beim rausgehen überlegte ich, ob ich diesen Wirkstoff googlen sollte, da ich noch nie davon gehört hatte, entschied mich dann aber dagegen. Sie schlucken sich leichter, wenn man die Nebenwirkungen nicht kennt.

Ich lief zu einem Café in meiner Nähe und nahm an einem der Fenstertische Platz, nachdem ich ein Männerfrühstück für mein Ausichts- Wauwau und eine Tasse Kaffe, sowie ein Glas Wasser für mich bestellt hatte.
Der Kellner brachte mir nur einige Minuten später meine Getränke und versicherte mir in einem gebrochenen Englisch, dass das Essen bald kommen würde.
Ich übersetzte die Anwendungsanweisung auf der Rückseite meiner Medikamenten Verpackung und schluckte schnell eine der Tabletten, bevor Luca auftauchen konnte.
Ich versteckte die Packung in meiner Handtasche und lehnte mich dann in meinem Stuhl zurück.
Auf der anderen Seite der Straße sah ich einen Mann rauchen und es war, als könnte ich den Duft des Rauches riechen. Es war ewig her, dass ich eine Zigarette im Mund hatte.
Ich zwang mich dazu, wegzusehen und meinen inneren Drang danach zu unterdrücken.
Im Augenblick war der beste Moment, um mit dem Rauchen aufzuhören. Ich muss einfach an etwas anderes denken.
Ich lenkte mich mit der Inneneinrichtung des Cafés ab und ließ die leise Musik meine Gedanken beherrschen.
Luca und der Kellner tauchten zur selben Zeit auf und er bekam ein dampfendes Frühstück serviert.
"Ich dachte schon, es würde sich nicht lohnen, dass ich mich freiwillig gemeldet hatte, um mit dir zu kommen."
Ich verdrehte meine Augen und sah wieder durch die Gegend, während Luca sein Essen verdrückte.
"Mach dir keine Sorgen, wenn du fertig bist können wir zurück fahren."
Es sah mich misstrauisch an, ass dann aber weiter.

Eine halbe Stunde später saßen wir im Auto, auf dem Weg zurück zum Martinelli Anwesen. Gedanklich ging ich meine nächsten Schritte durch. Ich muss mit Sergio reden und ihn dazu bringen, mir einen Zweig der Geschäfte anzuvertrauen. Dieser Punkt wird der schwerster meiner heutigen Aufgaben sein, da mein Schwiegervater nicht mehr Don war. Er wird sich weigern über Dantes Kopf hinweg zu entscheiden, aber mir blieb keine andere Wahl, als ihn dahingegen zu drängen. Dante würde dem nie zustimmen und all meine Bemühungen wären umsonst. Ich würde wieder zu dem Püppchen mutieren, welches den ganzen Tag Zuhause sitzt und darauf wartet, dass ihr Mann von geheimen Missionen kommt, von denen er nichts erzählt, da sie ja auch so gefährlich waren.
Apropos geheime Missionen!
"Wo wart ihr eigentlich gestern den ganzen Tag?"
Lucas Aufmerksamkeit war bis vor einer Sekunde noch ausschließlich auf die Straße gerichtet, doch ich konnte sehen, wie meine Frage ihn zucken ließ.
Wie ich es mir gedacht hatte, eine geheime Mission.
"Wieso fragst du deinen Mann nicht?"
Oh mieser Schachzug mein Lieber, ganz mies.
"Aber ich frag dich. Oder willst du deiner Lieblingsschwägerin nicht von deinem Tag erzählen?"
Wenn er dachte, ich würde nachgeben, dann irrt er sich.
"Tja vielleicht bis du ab morgen nicht mehr meine Lieblingsschägerin." Er sah zu mir rüber und grinste mich schief an.
Ach ja, Beatrice würde morgen ankommen. Ich hatte diese Tatsache vollkommen aus meinem Kopf verdrängt.
Da ich wusste, dass er mir nichts über die Mission erzählen würde, entschied ich mich dazu, ihn in diesem Thema weiter auf den Zahn zu fühlen. Ich hatte dir Mädels bereits nach ihr gefragt, aber sie gaben mir damals keine Details über ihre Persönlichkeit.
"Wie ist Beatrice denn so?"
Lucas Schultern entspannten sich und ich konnte sehen, dass er über den Wechsel des Themas erfreut war.
"Als hätten Amelia und Leonora ein Kind!"
Allein bei ihren Namen trat eine Falte auf meiner Stirn hervor. Aber dann auch noch zusammen.
"Das ist nicht dein Ernst?!" Ich wollte es nicht glauben. Einzeln waren sie bereits eine Plaage, aber zusammen?! Und dann auch noch in einer Person. Wie in Gottes Namen konnte Lorenzo auf so eine Person stehen?
Wobei wenn ich es mir recht überlege, dann passt die beiden wohl zusammen. Eine Oberbitch und ein griesgrämmig guckender Snop, das Paar des Jahres.
"Leider doch. Sie und Leonora sind befreundet, das sagt denk ich schon alles."
Na ganz toll. Ich hatte mich ein bisschen auf mehr weibliche Unterstützung in dem Haus gefreut, aber anscheinend bekam ich noch eine Feindin hinzu. Wenigstens war sie mit Lorenzo verlobt und würde nicht versuchen Dante an dies Wäsche zu gehen.
Das würde sie doch nicht, oder? Verdammt ich schweife gedanklich ab.
"Also hat sich Lorenoz in ein oberflächliches Biest verliebt? Wie konntet ihr den sowas zulassen?"
Ich wusste bereits, dass Leonora mit den Jungs aufgewachsen war und bestimmt galt das auch für Beatrice, aber mal ganz ehrlich, es gab auch andere Teiche zum Fischen.
Besonders wenn in diesem nur Piranhas waren.
"Wird haben es nicht zugelassen, Anastasia. Es ist einfach passiert. Lorenzo stand schon immer auf Blondinen mit langen Beinen und wenig Gehirn und Beatrice hat ihn so lange bearbeitet, bis er sich auf sie eingelassen hat. Keiner von uns wusste davon, bis Dante die beiden halb Nackt in dem Büro von Beatrice Onkel erwischt hatte. Glaub mir, er wollte sich danach die Augen ausstechen."
Luca lachte über die Erinnerung, doch ich war viel zu beschäftigt damit mir auszumalen, wie ein Leben mit ihr unter einem Dach aussehen würde.
"Wenn du auch eine Beatrice in Aussicht hast, dann sag es mir bitte gleich. Ich weiß nicht wo meine Schlampen Grenze liegt, aber ich bin mir sicher, dass sie bald erreicht ist."

Ich und Laura werden es schwer haben, sobald Marco endlich mal seine Eier findet und sie heiratet. Wir zwei gegen die möglichen Katastrophen, welche Luca, Leonardo und Riccardo als Frauen anschleppen. Diese Jungs brauchen dringend ein Breathing!
Wobei ich denke, dass ich Riccardo von der Liste streichen kann. Ein so kluger Mann wird sich nicht in ein Schaufensterpüppchen ohne Köpfchen und Persönlichkeit verlieben.
"Mach dir um mich keine Sorgen. Ich bin nie lang an einem Ort, als dass du darunter leiden könntest."
Luca grinste mich dreckig an und ich glaube, dass provozierte meinen Würgereflex mehr als die Bekanntgabe davor.
"Beatrice ist also blond, hat lange Beine und eine verdorbene Persönlichkeit, was kannst du mir noch sagen?" Ich hielt mich bei meinen abfälligen Bemerkungen nicht zurück. Ich musste wissen, was für ein Mensch sie war und ob ich Dante vielleicht überreden musste, ein eigenes Haus zu finden.
"Nun ja, ein Mädchen halt. Sie steht auf Shoppen, Schuhe, Spar und dieses Zeug."
Na ganz toll Luca! Danke für nichts.
"Mädchen.." äffte ich ihn nach. Als wären wir alle gleich. Okay die meisten von uns sehen auf Klamotten und Schuhe. Und niemand, wirklich niemand hat was gegen einen Spartag oder eine Massage. Aber die Art und Weise, wie er es sagte, machte mich wütend.
Als wären wir alle gleich, kein Grund tiefer zu graben.

"Du willst mich wohl verarschen!"
Entsetzt sah ich ihn an. Niemals hätte ich gedacht, dass meine kleine Parodie ihn dermaßen aufregen würde.
Doch als meine Augen ihn genauer studierten, bemerkte ich, dass er gar nicht mich meinte. Luca sah konzentrierte in den Rückspiegel und regte sich über einen Fahrer hinter uns aus.
"Was ist los?"
Ich drehte mich ebenfalls um, aber es schien alles ganz normal zu sein.
Bis ich die zwei Geländewagen sah, welche kontinuierlich Näher kamen. Sie überholten die Autos zwischen uns und rasten mit der selben Geschwindigkeit wie Luca über die Schnellstraße. Mir war es zuerst nicht aufgefallen, aber Luca hatte unser Tempo enorm erhöht.
"Ruf Dante an!" Schrie er mich an, während es das Lenkrad fester umklammert.
Ich wog kurz ab, was für mich schlimmer wäre. Ehrenvoll abzutreten, oder meinen Mann anzurufen, doch dann merkte ich, wie dumm mein Gedanke war.
Natürlich bevorzuge ich den Tod.
"Mach schon, Anastasia!"
Ich kramte mein Handy aus meiner Hosentasche und wählte seine Nummer. Ich stellte auf laut, sodass Luca gleich mit ihm reden konnte.
Das beste aus der Situation holen!
"Hallo." Dantes dominate Stimme ertönte durch den Lautsprecher.
Hallo? Das war alles? Wir redeten seit gestern zum ersten Mal mit einander und er hatte nicht mehr zu sagen. Er schien auch nicht verwundert darüber zu sein, dass ich ihn anrief.
Arroganter Mistkerl!
"Dante! Hör zu! Hinter uns sind zwei Geländewagen ohne Nummernschild. Sie verfolgen uns seit der Innenstadt. Wir befinden uns auf der Schnellstraße, sind aber noch ein gutes Stück vom Haus entfernt!"
Luca ratterte die Information runter und ich konnte hören, wie Dante auf der anderen Seite der Leitung etwas zerschlug. Hatte er schon immer solche Aggressionsproblme gehabt? Gott, hab ich einen Choleriker geheiratet?
"Fuck!" Es schien, als hätte er sich wieder einiger Maßen gefangen.
"Anastasia? Geht es dir gut?"
Oh dem Herrn ist aufgefallen, dass ich auch hier war.
"Jap!" Ich ließ das p in dem Wort ploppen.
Luca sah mich entsetzt an, doch ich zuckte nur mit den Schultern.
"Ihr geht es gut. Denk ich." Den letzten Teil sagte er leise und eher für sich selbst.
Danach fingen die beiden an auf italienisch zu reden und ich kam nicht mehr hinterher. Sie sprachen so schnell, dass ich nicht einmal wusste, wo der Satz anfing und wo er endete.
Luca nickte Dante zu und ich fing an zu Grinsen.
"Du weißt schon, dass er das nicht sehen kann?" Ich unterdrückte ein Lachen und Lucas Augen weiteten sich bei meinem Anblick noch mehr.
"Was zum Teufel ist mir dir los?"
Das wars, ich brach in lautes Gelächter aus. Er hatte gerade wirklich seinen Gesprächspartner am Telefon zugenickt und fragt mich, was los ist.
"Sieh mich an!" Luca wurde lauter und ich zuckte etwas zusammen. Er wich einem Auto vor uns aus, bevor er seinen Blick wieder zu mir wandern ließ.
"Fuck, das darf doch nicht wahr sein!"
Ich wusste nicht was er gesehen hatte, aber das reichte aus, um ihn zum verzweifeln zu bringen.
"Was? Luca sprich mit mir verdammt! Was ist mit ihr!"
Ups Dante war ja noch in der Leitung, ich hatte ihn ganz vergessen.

"Sie ist high!" Schrie er meinem Mann zu und ich brauchte eine Sekunde um zu verstehen, wer sie war.
Ich! Ich war sie!
Moment, wo waren dann meine Schmetterlinge?

Plötzlich ertönte ein Schuss!

Ace of Hearts IIWo Geschichten leben. Entdecke jetzt