"Bis Mittag nehmen Vlad und ich uns den Stadtteil Libertá vor. Die anderen beenden währenddessen das Gebiet Il Capo."
Luca teilte Dante die Pläne für die heutige Suche nach Fabio mit. Wir saßen alle zusammen am Esstisch und frühstückten.
Die Jungs hatten die ganze Woche Palermo bis in die kleinste Ecke abgesucht. Dabei teilten sie die Stadtgebiet untereinander auf, um die Suche zu beschleunigen, doch hatten sie bist jetzt immer noch kein Glück. Fabio muss sich ziemlich gut versteckt haben, doch Dante war zuversichtlich, dass sie ihn in den nächsten Tagen fassen würden. Auch, da er jeden seiner Männern, rund um die Uhr, dafür einsetzte. Die meisten Türen waren für ihn sowieso geschlossen. Keiner aus der Mafia würde ihm jetzt noch Helfen, geschweige denn verstecken. Er war nun auf sich alleine gestellt und obwohl er die Stadt wie seine Westentasche kannte, war
Palermo immer noch die Hauptstadt der italienischen Mafia und Dante war ihr König.Dante nickte seinem Bruder zu und das Gespräch war damit beendet, sodass die einzigen Stimmen, welche noch zuhören waren Valeria und Beatrice gehörten. Lorenzos Verlobte erwähnte in jedem Satz, dass jetzt da ihre Verlobung geplatzt war, ihre Hochzeit umso spektakulärer sein müsste.
Jedes Mal, wenn diese Göre meine fast Entführung als Störung bezeichnete, stieg die Wut in mir. Wie wenig Empathie kann ein Mensch denn bitte besitzen, wenn er trotz allem die Aufmerksamkeit immer noch auf sich selbst zieht.
Ich rollte mit den Augen und ließ meinen Blick anschließend zu den anderen Familienmitgliedern wandern.Valeria hörte, wie die gute Schwiegermutter die sie nun mal war, Beatrice und ihren Plänen zu. Chiara unterhielt sich mit Vlad und hatte ihrer bald Schwägerin den Rücken zugewandt. Die Zwillinge kämpften um Aurors Interesse. Beatrice Schwester war nach der Verlobung so gut wie hier eingezogen. Jeden Tag saßen die beiden zusammen im Wohnzimmer, tranken Kaffee und blätterten durch Hochzeitsmagazine.
Alleine ihre Stimmen ließen meinen Nerven zittern. Ich konnte mir das alles einfach nicht länger ansehen.
Der Cousin ihres Verlobten wurde als Verräter enttarnt, hatte ihren zukünftigen Schwager entführt und dessen Cape erschossen und alles was sie interessierte, war die Farbe ihrer Hochzeitsservietten. Dieser Frau machte mich krank, genau wie ihre kleine Schwester, die sich bei jeder Gelegenheit an die Zwillinge ranmachte. Nicht an Leonardo, nicht an Riccardo, an beide gleichzeitig.Meine Augen sahen zu Luca neben mir, doch mein Schwager war aufmerksam in sein Handy vertieft, sodass er mich nicht beachtete. Er und Vlad hatten einiges vor, wenn sie sich den Stadtteil Libertá vornehmen wollten. Es war das größte Gebiet und würde mit Sicherheit mehrere Tage dauern es zu durchforsten, weshalb ich auch nicht verstehen konnte, wieso sie nur bis Mittag daran arbeiten wollten.
Doch ich mischte mich nicht in die Pläne ein. Diesmal hörte ich auf meinen Mann und hielt mich so gut es ging aus den Aktionen heraus. Es war seine Familie und auch wenn ich mich als Teil davon sah, so lang es doch an ihm zu entscheiden, wie er damit umging.
Obwohl Fabio nicht sein Lieblingscousin war und auch sein Verrat für keinen sehr überraschend kam, so wusste ich dennoch, dass die Tatsache einen Feind in der Familie zu haben an ihm nagte.
Familie wurde bei den Italienern groß geschrieben und ein solcher Tiefschlag tat weh, egal von wem er kam."Bevor ihr rausfahrt, will ich euch in meinem Büro sprechen." Dante sprach zu Vlad und seinen Brüdern und es verging nicht einmal eine Sekunde, ehe alle zustimmend nickten.
Ich drehte mich zu ihm um, doch anstatt mich ebenfalls anzusehen, nahm Dante meine Hand und legte sie, verschränkt mit seiner, auf seinem Oberschenkel ab.
"Anastasia meine Liebe, möchtest du dich heute Beatrice und mir anschließen? Wir suchen das Brautkleid aus und du könntest ihr mit deiner Erfahrung bestimmt behilflich sein."
Oh nein Valeria, bitte tue das nicht! Bring mich nicht in eine Lage, aus der ich mich nicht entschuldigen kann.
"Nehmt dann Marco mit!" Dante teilte seiner Mutter den Befehl mit, ohne den Blick vom Teller zuheben. Er konnte es nicht lassen mir einen Babysitter aufs Auge zudrücken. Wenn Valeria mich nicht eingeladen hätte, glaube ich kaum, dass er Marco als Aufpasser abgestellt hätte."Ich glaube nicht, dass Marco mit will. Außerdem braucht ihr ihn nicht für die Suche?"
Diesmal schaffe Valeria es, dass Dante seinen Blick hob und zu seiner Mutter sah.
"Meine Frau verlässt das Haus nicht ohne einen meiner Brüder!" Diesmal gab es keinen Raum für Diskussionen. Er hat seinen Standpunkt klar und deutlich gemacht, sodass nicht einmal seine Mutter etwas sagen wollte.
Gott, dieses neue Ausmaß an Kontrollzwang war wirklich schon gruselig."Ich denke, dass schafft ihr auch alleine. Beatrice hat ihre Schwester hier, die ihr die beste Beraterin sein wird. Anastasia und ich werden die Zeit nutzen und uns etwas besser kennenlernen." Verwundert guckte ich zu Letizia herüber.
"Sie wird das Haus auch nicht verlassen, sodass du Marco mit gutem Gewissen mitschicken kannst. Oder glaubst du, dass deine Frau bei mir nicht sicher ist?" Letizia und Dante lieferten sich ein Blickduell, doch am Ende gab mein Mann nach. Er nickte und aß anschließend einfach weiter.
Seine Großmutter war wohl die Einzige in diesem Raum, die es schafft seinen Willen zu beugen, wenn auch nur etwas.Ich sah die Eiskönigin immer noch verwundert hat.
Seit unserem Gespräch vor einer Woche hatte sie nicht wieder versucht mit mir zureden, wieso mich ihr neu erwecktes Interesse nervös machte.Danach führten wir das Essen in angenehmer Stille fort. Die einzigen Geräusche welche ertönten, setzten sich aus dem Klirren des Bestecks, dem Falten von Sergios Zeitung und dem Getuschel vom anderen Ende des Tisches zusammen. Ich nutzte die Zeit und malte mir den Grund aus, aufgrund dessen Letizia mich sehen wollte, während Dante immer wieder mit seinem Daumen über meine Hand strich. Er tat das in letzter Zeit oft, nahm meine Hand und ließ sie für eine lange Zeit nicht mehr los.
Fast so, als wollte er verhindern, dass ich verloren gehe. Wie bei einem Kind, dass man an die Hand festhielt, wenn man die Straße überquert.
Doch wie auch bei der Bevormundung, nahm ich auch das einfach hin und ließ ihn machen, ohne eine Erklärung für seine komische Verhaltensänderung zu fordern.Mein Verstand führte mich wieder zu Letizia und der Unterhaltung, welche mich erwarten könnte.
Wird es so ablaufen, wie bei unserem ersten Treffen?
Sie stellt mir Fragen über meine Ehe, auf die ich selbst keine genaue Antwort hatte und beantwortet die von mir gestellten Fragen nur mit Rätseln. Auf ein solches Gespräch hatte ich wirklich keine Lust, doch es war mir lieber als Beatrice dabei zuzusehen, wie sie Brautkleider anprobiert.
Gott, von Fabio entführt zu werden war mir lieber, als Zeit mit Beatrice zu verbringen.Nach ein paar Minuten stand Dante auf und gab den Jungs ein Zeichen ebenfalls aufstanden, um ihn ins Büro zu folgen. Ich musste mich wirklich zusammenreißen, um meiner Neugier nicht nachzugeben und ebenfalls mitzugehen.
Mein Mann drückte mir einen schnellen Kuss auf die Lippen, bevor er als erster den Raum verließ. Luca und Lorenzo gingen als nächstes, während die anderen sich eher trödelnd aufmachten. Vlad verabschiedete sich diskret von Chiara, welche ihm verliebt zulächelte.
Die beiden waren schon süß zusammen, auch wenn ich immer noch mit Vlad darüber reden musste. Er muss sich ganz sicher sein, dass er diesen Weg gehen will, denn sobald Dante davon erfährt, wird nichts mehr so sein wie vorher.
Vlad wandte sich von Chiara ab und kam in meine Richtung.Ohne ein Wort zu sagen, zog er mich in eine Umarmung. Verwundert zog ich die Augenbrauen zusammen, erwiderte dann aber seine Geste.
"с днём рождения, мелкая!"
(Alles Gute zum Geburtstag, Kleines!)
Lächelnd drückte ich mich an ihn, natürlich hatte er es auch nicht vergessen.
"Пасибо, дорогой мой! Ты не забыл!" (Danke mein Lieber! Du hast es nicht vergessen!)
"Конечно нет!" (Natürlich nicht!)
Er zwinkerte mir zu und drückte eine kleine Schachtel in meine Hand.
Sie war dunkelblau, hatte einen Samtstoff und sah ziemlich teuer aus.
Als ich meinen Blick wieder hob, war Vlad schon aus dem Zimmer verschwunden. Er hatte nicht mal auf ein Dankeschön gewartet, geschweige denn darauf, dass ich es öffnete.
Ich verdrehte meine Augen über das für ihn so typische Verhalten und machte mich mit der Schachtel auf den Weg in unser Schlafzimmer.Ich hatte noch etwas Zeit, bis Letizia mich sehen wollte und wollte diese sinnvoll nutzten.
Dante hatte seine Ermittlungen und ich hatte meine.
Würde Zeit, dass ich hinter das Geheimnis vom Tod meiner Mutter kam!
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Ace of Hearts II
RomanceBand II -Eine Welt voller Geheimnisse, ungelöster Tode und anonymen Nachrichten- Anastasia hat ihre Familie zurückgelassen, um den Mann, den sie liebt zu retten und einen hohen Preis dafür gezahlt, doch eine Lektion steht ihr immer noch bevor. Egal...