Kapitel C

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Rückblick

Beatrice

"Sehr gut!" Ihr lautes Klatschgeräusch ließ sie die Augen aufreißen. Leise schritt sie in den Flur und schaute nach, ob die Luft rein war. Anschließend kam sie mit einem zufriedenen Gesichtsausdruck zurück. Sie griff nach ihrem Eistee und grinste siegessicher, was mir eine Gänsehaut bescherte.

Sie trank die Hälfte ihres Glases und sah wieder zu mir herüber.
"Endlich ist alles vorbei. Endlich ist Dante frei von dieser Hexe und wir haben unser Leben zurück. Ab jetzt wird alles wieder wie vorher sein." Nach diese Worten trank sie ihr Glas leer. Von der Anspannung wurde auch mein Mund trocken, weshalb ich ebenfalls etwas Flüssigkeit zu mir nahm.

Oh Gott, sie glaubte diesen Wahnsinn wirklich, oder?
Sie war er festen Überzeugung, dass Dante sich jetzt für sie entscheiden würde, dass der einzige Grund, wieso die beiden nicht zusammen sind, Anastasia war.
Dabei war sie für ihn schon vorher nie viel mehr, als eine bequeme Nummer.
Alles was er von ihr wollte, war Sex. So war es schon immer.
Diese ganze Vorstellung, von einem gemeinsamen Leben mit ihm, spielte sich nur in ihrem Kopf ab. Selbst, wenn Dante Anastasia niemals kennengelernt hätte, wäre Leonora jetzt nicht seine Frau.
Ich hatte vor einigen Jahren ein Gespräch zwischen Dante und Lorenzo belauscht. Es war auf einer Mafiaveranstaltung im Anwesen der Martinellis.
Ich erinnere mich nicht mehr genau, was wir gefeiert hatten, doch es war etwas großes.

Zu der Zeit war unsere Beziehung noch geheim und Lorenzo und ich trafen uns immer heimlich und genau zu so einem Treffen war ich auf dem Weg. Lorenzo hatte mir eine Nachricht zugesteckt, dass er mich sehen wollte, also schlich ich mich von den Anderen weg und ging die Treppe nach oben in den zweiten Stock.
Im Flur, kurz vor seinem Zimmer, hörte ich Stimmen. Ich versteckte mich in einer Ecke und lauschte der Konversation.
Es waren Dante und Lorenzo, beide bereits leicht angetrunken.
Sie sprachen über Dantes Ernennung zum Don. Lorenzo versuchte ihn davon zu überzeugen, dass er sich endlich niederlassen sollte, da eine Ehe seine Position in der Mafia Gesellschaft sichern würde.
Der nächste Don würde aus Dantes Blutlinie hervortreten und dafür brauchte er zwangsläufig eine Frau.
Lorenzos Wortwahl, nicht meine.

Dante verwarf dieses Gesprächsthema sofort, denn er weigerte sich zu heiraten. Für ihn gab es nichts wichtigeres als die Mafia.
Er wusste, dass Sergio ihn niemals zu einer Ehe zwingen würde, da die Martinellis lediglich aus liebe heirateten. Damit war er auf der sicheren Seite, zumindest bis die Zwangsehe mit Anastasia am Horizont auftauchte.
Als Lorenzo ihm Leonora als mittel zum Zweck anbot, wurde Dante sogar wütend.
Er versicherte seinem Bruder, dass er den Posten lieber einem Nachkommen seiner Geschwister übergeben würde, als sie zu heiraten.

"Meinst du wir sollten nach ihr sehen? Um sicher zu gehen, dass sie wirklich tot ist?" Leonora riss mich aus meinen Gedanken und ich schwenkte meinen Blick wieder zu ihr herüber.
"Nein, ich denke das ist nicht nötig."
Meine Stimme wurde kalt und ich setzte eine meiner ausdruckslosen Masken auf.
"Du hast recht, nicht, dass uns noch jemand sieht."

"Okay erzähl mir wie es abgelaufen ist! Ich will mehr Details hören. Hat sie was gemerkt? Wie wirkte das Gift?" Ich schluckte und stellte meinen Eistee ab.
"Nachdem sie es zu sich genommen hatte, dauerte es nicht lange, bis sich die ersten Symptome zeigten. Es war, als würde ihr Körper schwer werden. Sie hatte mühe zu sprechen, wieso ihre Antworten immer knapper wurden." Meine Augen langen die ganze Zeit auf ihr, während ich sprach.

"Und weiter?" Das Grinsen auf ihren Lippen wurde keinen Zentimeter kleiner.
"Nach einigen Minuten übernahm das Gift ihre Hände und Beine, es lähmte alles und sie konnte sich nicht mehr aufrecht halten. Der Schweiß floss ihre Stirn herunter und sie konnte die Augen kaum noch aufhalten. Zunächst fing ihre linke Hand an zu zittern und einige Augenblicke später auch die Rechte.

Plötzlich ließ Leonora ihr Glas fallen und er zersprang in viele Einzelteile.
"Ab da dauerte es nur noch wenige Minuten."
Sie öffnete ihren Mund und versuchte etwas zu sagen, doch ehe ein Ton ihre Lippen verlassen konnte, schloss sie ihn wieder.
Sie zog die Augenbrauen verwundert zusammen und ich machte einen Schritt zurück.
Schweiß bildete sich auf ihrer Stirn und ihre Augenlider fingen an zu flattern.
"Mir...mir geht es nicht..", weiter kam sie nicht, denn ihre Körperspannung gab nach.

Eine Sekunde später ertönten Schritte, doch Leonora war zu sehr damit beschäftigt sich auf ihr Gleichgewicht zu konzentrieren, als, dass sie es mitbekommen könnte.
Sie fiel auf die Knie und hielt sich die Brust.
Mein Blick fiel zur Tür und da sah ich sie.
Anastasia stand selbstbewusst im Türrahmen, die Arme überkreuzt. Ihre Augen landete auf, der fast am Boden liegenden, Leonora und sie zog die Lippen zu einem teuflischen Grinsen zusammen.
Leonora folgte meinem Blick und ich konnte das Entsetzten auf ihrem Gesicht erkennen.
"Nein, du...du solltest tot sein. Du..du solltest.."
Erneut brach sie den Satz vorzeitig ab. Ihre Kraft wurde immer weniger und sie lag jetzt flach auf den Fliesen des Küchenbodens.
"Nun, du bist nicht so schlau wie du denkst." Anastasia trat näher und man hörte das Klacken ihrer Absätze.
Leonora griff nach einem ihrer High Heels und wollte sie am weiterlaufen hindern.
"Ah ah, wir fassen nichts an, was uns nicht gehört." Es war kaum zu überhören, dass sie damit nicht nur ihren Schuh meinte.
Anastasia riss Leonora den Heel aus der Hand und ging vor ihrem Gesicht in die Hocke.
"Aber anscheinend hast du deine Lektion immer noch nicht gelernt."

Leonora versuchte wütend wieder nach ihr zu greifen, doch ihre Energie reichte dafür nicht aus. Anastasia erhob sich aus der Hocke und stellte sich bedrohlich hin.
"Ich hab dir eine Chance gegeben. Du hättest nach deiner Strafzeit einfach gehen können, ein neues Leben beginnen. Aber nein, du musstest ja wieder Intrigen spinnen."
Leonoras Atmung wurde während Anastasias Rede flacher und ich wusste, dass es bald vorbei wäre.

Und so war es dann auch.
Nach einigen Sekunden nahm Leonora ihren letzten Atemzug.
Sie war tot.
Nun war es endlich vorbei.

"Danke für deine Hilfe, Beatrice."
Ich nickte Anastasia zu und dann gingen wir aus dem Raum.

Vor zwei Tagen

Anastasia

Ich machte mich auf den Weg in die Küche und suchte nach einem Glas. Am Tisch saß Beatrice.
S

ie war vertieft in die Zeitschriften, welche vor ihr ausgebreitet lagen und wenn ich das richtig sah, dann handelte es sich dabei um ihre Hochzeitsplanung.

Ich wusste nicht, ob sie wirklich so emotional abgestumpft war, dass sie jetzt mit der Planung weiter machen konnte, oder ob sie eine Flucht aus der erdrückenden Atmosphäre im Haus suchte.
Die Männer waren mit der Suche nach Isabella beschäftigt und die Frauen weinten oder isolierten sich.
Es war schwer für jemandem außerhalb der Familie einen Platz für sich zu finden.
Vielleicht was das ihre Art damit zurecht zu kommen, auch wenn es für mich Seltsam war.
Sie sah mich nicht an und ich erwiderte ihre Geste.

Ohne ein Wort zu ihr zu sagen nahm ich mein Glas und ging aus dem Raum. Dante würde die letzten Vorbereitungen für die Reise in seinem Büro abhalten und ich wollte ihm Gesellschaft leisten. Wer wusste schon, wie lange sie weg sein würden. Ich musste jetzt jede Sekunde nutzen.

Ich wollte gerade aus dem Raum gehen, da hielt mich Beatrices Stimme auf.
"Anastasia? Hast du einen Moment?"
Ihre Stimme klang wage, als wäre sie sich selbst nicht sicher, ob sie mit mir sprechen wollte.
Ich drehte mich um und sah sie fragend an.
"Ich denke, es gibt da etwas, was du wissen solltest."

"Ich höre."
Ich ging langsam herüber und nahm gegenüber von ihr Platz. Meine Neugier war viel zu groß, als dass ich hätte einfach gehen können.
Sehen wir mal, was Beatrice so wichtiges zu sagen hat.

Gegenwart

Beatrice klärte Dante über die Umstände auf, während er mich immer noch fest an sich drückte. Ich vergrub meine Nase in seinem Hemd und atmete den herben Duft ein.
Seine Nähe beruhigte mich innerhalb von Sekunden und nach einem solchen Tag, war es genau das, was ich brauchte.
"Lass uns reingehen, Amore." Er drehte mich zum Hauseingang um, doch ehe wir hineingehen konnten, wandte er sich noch einmal an Christiano.

"Und räumt diesen Abfall von meinem Grundstück!"

Ace of Hearts IIWo Geschichten leben. Entdecke jetzt