Kapitel XLVI

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Anastasia

Die letzten Tage vergingen wie im Traum. Dante und ich verbrachten jede freie Minute zusammen. Aßen, redeten, schauten Filme, gingen spazieren, kochten zusammen und tanzen sogar. Wir taten all diese Sachen ohne Hiroto, Li oder meinen Anfall zu erwähnen. Als ich am nächsten morgen aufwachte, wartete Dante in der Küche bereits mit dem Frühstück auf mich. Er hatte alles selbst angerichtet und obendrein noch einen Strauß frisch gepflückter Blumen auf den Tisch gestellt. Danach genossen wir in leichter Unterhaltung das Essen und entspannten und danach den Rest des Tages auf dem Sofa.
Keiner von uns brachte den Tag unser Ankunft zur Sprache. Wir taten einfach so, als hätte die Nacht ein Siegel darüber gelegt. Alles war geklärt und geregelt und wir machten dort weiter, wo wir aufgehört hatten.
Heute war der Tag unserer Abfahrt und ehrlich gesagt, wollte ich nicht zurück. Ich wollte in unserem kleinen Haus der Harmonie bleiben und die Blase in welcher wir die letzten Tage lebten nicht platzen lassen.
Doch uns blieb keine andere Wahl, wir mussten zurück. Heute Abend fand die Verlobungsfeier von Lorenzo und Beatrice statt und ich hatte Dante bereits dazu überredet, einen Tag länger zu bleiben, als er es geplant hatte.
"Amore kommst du?" Mein Mann rief mir von Draußen zu. Er hatte gerade meinen Koffer verstaut und wartete am Wagen auf mich. Ich sah mich noch einmal im Wohnzimmer um, ehe ich mich auf den Weg nach draußen machte.
Dante stand wie erwartete in der Einfahrt, mit dem Rücken gegen das Auto gelernt und sah wartend zur Tür.
"Da bist du ja endlich, komm schon. Wir haben noch einige Stunden Fahrt vor uns." Ich verdrehte grinsend meine Augen und schloss die Haustür hinter mir ab, bevor ich ihm den Schlüssel zurück gab.
Entgegen meiner Erwartung, nahm Dante ihn jedoch nicht an.
"Das Haus gehört dir genauso wie es mir gehört, Amore. Behalte den Schlüssel." Grinsend drehte er sich von mir ab und stieg ins Auto. Ich verstaute den Schlüssel Kopfschütteln und folgte im ins innere des Wagens.

Die Fahrt dauerte genauso lange, wie in meiner Erinnerung. Stunden vergingen und nutzte diese Zeit, um etwas zu schlafen. Die letzten Nächte kam ich nicht dazu, da mein Mann mich ständig wachhielt. Der Gedanke an unsere gemeinsame Zeit im Bett zauberte mir ein Lächeln auf die Lippen, ehe ich die Augen schloss und in die Traumwelt abdriftete.
Als ich wieder aufwachte, fuhren wir gerade in die Auffahrt des Martinelli Anwesens. Vlad und Luca warteten dort bereits gespannt auf uns.
"Die Jungs glauben, dass wir einen kleinen Urlaub gemacht haben. Es ist besser, wenn das vorerst auch so bleibt, zumindest bis nach der Verlobung." Ich nickte meinem Mann zustimmend zu und öffnete anschließend meine Autotür.
"Gott, da seid ihr ja endlich." Vlad kam mit schnellen Schritten auf mich zu und drückte mich in einem feste Umarmung.
"Ich hab dich auch vermisst" Nuschelte ich in seine Halsbeuge, als er mich leicht hochhob.
"Mensch Vlad, du tust so, als wären sie Wochen weg gewesen. Die beiden fehlten nur drei Tage!" Tadelte ihn Luca mit einer amüsierten Stimme.
Das Verhalten meines Freundes brachte mich zum Lachen. Der Arme hatte mich wirklich vermisst.
"Wann fängt die Verlobung an?" Dante unterbrach unsere Unterhaltung und trat neben mich. Während er auf eine Antwort wartete, massierte er mir mit einer Hand den Rücken, indem er sie wie gewohnt hoch und runter führte.
"Um acht Uhr, wir haben also noch ein paar Stunden. Aber täuscht euch nicht. Drinnen herrscht Krieg." Luca grinste uns wissend an und meine Laune sank.

Ich erinnerte mich an die letzten Veranstaltungen, welche von Valeria geplant wurden. Das ganze Haus sah aus, wie ein Kriegsfeld. Zum Glück hatten wir diesmal den größten Teil der Vorbereitung verpasst.
Dante wanderte mit seiner Hand von meinem Rücken zu meiner Hand und umfasste diese.
"Dann lass uns gehen." Er zog mich ins Innere des Hauses, während die Angestellten meinen Koffer aus dem Auto holten.
Wir traten durch die Haustür und wurden sofort von Chiara und Laura begrüßt.
"Da seid ihr endlich! Wieso machst du sowas? Entführst Anastasia einfach für Tage und sagst uns nichts." Dantes kleine Schwester ließ all ihren Unmut über unsere Kurzreise heraussprudelnd und richtete ihren Frust gegen ihn. Tja, nicht einmal der Don Status konnte Dante vor Chiaras Attacken retten.
"Chiara nicht jetzt." Mein Tat die Anschuldigungen gegen sich einfach ab und zog mich die Treppe hoch in unser Stockwerk.
"Chiara, Liebes. Sind Dante und Anastasia wieder da?" Valerias Stimme ertönte aus einem der Zimmer im Erdgeschoss, was Dante dazu veranlasste nur noch schneller zu laufen.

Als wir unseren Raum betraten, erkannte ich als erstes, dass mein anderer Koffer nicht mehr in der Mitte des Zimmers stand. Jemand muss ihn weggepackt und ausgeräumt haben. Erleichtert atmete ich aus. Ich hatte keine Lust mich jetzt auch noch damit zu befassen.
"Amore geh und nimm ein Bad, entspann dich etwas und ruhig dich bis zur Feier aus. Ich geh in mein Büro und arbeite noch etwas. Dein Kleid für den Abend bringt Mama später vorbei." Dante drückte mir noch einen kurzen Kuss auf die Lippen und verließ danach das Zimmer.
Es war seltsam wieder hier zu sein. Wir waren zwar nur ein paar tage weg gewesen, doch dieser kurze Urlaub hatte mich in eine andere Sphäre versetzt. Es fühlte sich so an wie, wenn man nach sechs Wochen Sommerferien zurück in die Klasse oder Vorlesung kam. Alles war beim Alten, doch nicht war so wie an dem Tag als man in die Ferien ging. Der Ort war der Selbe, sogar der Tisch an dem man saß war der gleiche, doch etwas war anders. Entweder man selbst hatte sich verändert, oder aber die Kommilitonen waren nicht mehr die, von denen man sich verabschiedete.
Gerade passierte etwas ähnliches. Der Raum sah genauso wie wir es hinterlassen hatten, aber die Luft, die Atmosphäre war nicht mehr die gleiche.
Nur wusste ich noch nicht was es war.
Ich verdrängte diese seltsamen Gedanken und befolgte Dantes Rat. Im Badezimmer ließ ich mir die Wanne ein und schmückte das Wasser mit ein paar etherischen Ölen. Danach stieg ich hinein und ließ meinen Körper von dem Wasser bedecken.
Ich schloss meine Augen und entspannte mich.

Als ich nach einer angenehmen Stunde wieder aus dem Badezimmer trat, lag bereits ein Kleid auf meinem Bett. Der Stoff war aus Seide und hatte eine wunderschöne A-Linie. Die Farbe war hellblau, fast schon babyblau und passte perfekt zu meinen Augen. An einer Seite zog sich eine langer Beinschnitt entlang und verlieh dem sonst eher braven Kleid, einen heißen Blick auf mein Bein.
Ich beendete mein Staunen für das Kleid und ging danach ins Ankleidezimmer, um mir die passende Unterwäsche auszusuchen. Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass ich noch genügend Zeit hatte, bevor die Verlobung begann, griff ich nach meinen Kopfhörer und schloss sie an mein Handy an. Ich ließ die Charts der letzten Wochen durch die Hörer dröhnen und machte mich in einem langsamen Tempo fertig für die Feier.

Nach ein paar Stunden war ich fertig. Ich trug meine Haare zusammengebunden in einem tiefend Dutt. Mein Makeup war dünn, aber provozierend aufgetragen. Das wunderschöne hellblaue Kleid umschmeichelte meinen Körper wie viele Wolken und ließ mich wie eine Göttin aussehen. Die Schuhe, welche ich dazu ausgewählt hatte, hatten die passende Farbe, um die Aufmerksamkeit nicht vom Kleid wegzulenken.

Gerade als ich mir den letzten Schliff verpasste, öffnete sich de Tür. Mein Mann trat herein, bleib dann aber kurz vor mir stehen.

"Verdammt Amore, du siehst unglaublich aus."


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