Kapitel XLVIII

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Alice: "Wie lange ist für immer?"

Weißer Hase: "Manchmal nur für eine Sekunde."


Erinnerungen meiner Kindheit überfluteten mein Gedächtnis. Mit der Stimme meiner Mutter hallte die Unterhaltung zwischen Alice und dem weißen Hasen in meinem Ohr wieder, spielte sich in meinen Kopf ab, immer und immer wieder, wie bei einer kaputten Schallplatte.
Genau wie Alice stand ich da und fragte mich, wie lange diese Ewigkeit in Wirklichkeit dauerte, nur mit dem kleinen Unterschied, dass sie in ein verborgenes Wunderland geplumpst war, während ich vor dem Büro meines Mannes erwischt wurde.

Mit aufgerissenen Augen starrte ich Fabio direkt in die Augen. Sie waren grün, giftgrün.
Der Blick in seinen dolchartigen Augen weckte die eingeschlafenen Synapsen in meinem Gehirn auf, welche mich nun anschrien zu laufen. Mein Körper erwachte und ich riss meinen Mund auf, um zu schreien, doch bevor auch nur ein Ton meine Lippen verlassen konnte, drückte Fabio mir seine Hand aufs Gesicht. Er zog uns beide ins Innere des Büros und warf mich grob mit sich an die Wand. Sein Gewicht erdrückte mich fast und machte das so schon schwere Atem fast unmöglich.
"Ach Anastasia, wieso musstest du alles kaputt machen?" Ein teuflisches Grinsen zierte sein Gesicht, während er mir immer noch den Mund zu hielt.
Panik breitete sich in mir aus.
"Jetzt muss ich meinen Plan verwerfen und improvisieren. Aber mach dir keine Sorgen, auch dafür bin ich vorbereitet."
Dreckig fing er an zu lachen und sein Gesicht veränderte sich bis zur Unkenntlichkeit. Von dem Mann, welchen ich auf meiner Verlobungsparty getroffen hatte, war nichts mehr zu sehen. Fabio glich einem psychotisch gewordenen Geisteskranken, welcher aus der Psychiatrie entlaufen war.

Ich versuchte mich gegen seinen Griff zu wahren, doch er heilt mich zu stark fest, als dass ich mich hätte befreien können.
"Du wirst jetzt ganz ruhig sein, ansonsten muss ich zu Plan C übergehen, und das wollen wir doch nicht oder?!" Eine von Fabios Händen verließ meinen Arm und wanderte zu seinem eigenen Rücken.
Er warf sein Jackett ein Stück an und holte seine Waffe aus seinem Hosenbund heraus, ehe er damit vor meiner Nase herumwedelte.
Seine andere Hand hielt mir immer noch den Mund zu, aber selbst wenn sie nicht dort gewesen wäre, hätte ich keinen Ton von mir gegeben.
Die Angst, dieser Verrückte könnte jede Sekunde los feuern war zu groß, als dass ich etwas versuchen wollte.

"Wir beide machen uns jetzt auf den Weg nach draußen. Wenn du nicht willst, dass die Verlobungsparty von Lorenzo in einem Blutbad endet, dann wirst du genau das tun, was ich sagen. Ein Murks von dir und ich erschieße jede Person, die dir zu Hilfe eilt." Er machte eine kurze Pause und näherte sich meinem Ohr.
"Egal wer!" Verdeutlichte er mir flüsternd, bevor seine Lippen meine Wange streiften.

Ekel stieg mir bei dieser Berührung die Speißeröhre hinauf, sodass ich einmal schlucken musste, damit ich nicht an meiner Galle erstickte.
Wie kann dieser Psychopath es wagen mich zu küssen.
Allein dafür wird Dante ihn schon umbringen.
Ehe ich weiter darüber nachdenken konnte, zog Fabio mich auch schon von der Wand weg. Er nahm auch seine Hand von meinen Lippen, doch hielt er wahrnend einen Finger hoch.
"Kein Wort, oder es gibt Tote."
Zögnernd nickte ich und ließ mich von ihm in den Flur führen.
Fabio stand hinter mir, die Waffe fest gegen meinen Rücken gedrückt. In dieser Konstellation traten wir aus dem Büro und gingen den Flur entlang.
Meine nackten Füße fühlten sich kalt auf dem Marmorboden an und ich spürte die Gänsehaut auf dem ganzen Körper, auch wenn diese eher aufgrund der angespannten Situation meine Haut befiehl.

Langsam, schritt für schritt näherten wir uns der Haustür.
Plötzlich hörten wir ein Geräusch, es waren laute Schritte.
Sie kamen aus der Richtung der Küche und näherten sich unserem Standort.
Fabio stoppte mich und der Kopf der Waffe bohrte sich weiter in meinen Rücken.
Sein Körper beugte sich zu meinem nach vorne, sodass er mir erneut ins Ohr flüstern konnte.
"Ein falsches Wort und ich schließe!" Der Klang seiner Stimme fror mir das Blut in den Adern zu Eis. Ich zweifelte keine Sekunde daran, dass er sogar seine Mutter erschießen, wenn diese gleich um die Ecke kommen würde und nur half.

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