Ace of Hearts II

Kapitel XXXIII

Hartnäckige Sonnenstrahlen weckten mich am nächsten Morgen. Ich war noch viel zu müde, um meine Augen zu öffnen, also kuschelte ich mich so tiefer in mein Kissen.
Doch entgegen meiner Erwartung, gab mein Kissen nicht nach, sondern hoch und senkte sich in einem rhythmischen Takt. Dann fiel es mir wieder ein, ich war auf der Brust meines Mannes eingeschlafen.
Wir hatten uns gestern aneinander gekuschelt, ohne die Klamotten zu wechseln und waren so eingeschlafen.
Um meine Augen vor der morgen Sonne zu schützten, öffnete ich sie nur langsam. Schnell gewöhnt ich mich an die Helle im Zimmer und bestaunt Dantes Gesicht. Er schlief immer noch seelenruhig unter mir.
Seine Gesichtszüge waren entspannt und ich fuhr vorsichtig mit den Fingerspitzen einige dieser Linien nach.
Es war schon eine Zeit her, dass ich ihn so ruhig und ausgelassen gesehen hatte.
Besonders nach den Erinnerungen welche sich gestern in mein Gedächtnis geschlichen waren, stellte das Bild meines seelenruhigen Mannes einen absoluten Paradox dar.
Moment mal, Erinnerungen?
Hektisch sprang ich aus dem Bett.
Wie auf Knopfdruck durchstöberte ich meinen Verstand.
Ich konnte mich wieder an alles erinnern, an das Gespräch mit Sergio vor der Verleihung, an mein Telefonat mit Isabella, den Schuss...an das Gedicht.
Wie Schuppen fiel es mir von den Augen.
Das Gericht!

Ich lief zu dem Tisch in unserem Zimmer herüber und riss die Schublade auf. Das Stück Papier lag immer noch dort.
Meine Augen flogen über den Text und blieben bei der gesuchten Strophe hängen.
"Der Geist der Berge!" Natürlich!
Mir fiel meine Idee wieder ein, welche ich kurz vor der Veranstaltung gehabt hatte. Die Übersetzung, auf die ich mich zuvor gestützt hatte, stimmte nicht. Es ging nie um einen Geist, sondern um den Duft.
"Der Duft der Berge, wird es preisgeben!"
Und es gab nur einen Duft der Berge den ich kannte, Mamas Parfum!
Ich ließ den Zettel aus meiner Hand gleiten und ging zu meinem Nachtisch herüber, auf welchem immer noch die Flasche stand.
Ich konnte mir nicht erklären, wieso ich Isabella an einem so unpassenden Augenblick anrief, um nach Mamas Parfum zu fragen. Es ergab keinen Sinn, bis jetzt.
Gott, wie konnte ich das nur vergessen?
Prüfend begutachtete ich das Äußere der Flasche, doch nichts schien ungewöhnlich zu sein.
Ging es vielleicht nur um den Geruch? Aber das Parfum war leer, dass hatte ich schon vor Tagen festgestellt.
Nur ein paar Tropfen hingen noch im Sprühkopf fest.
Was übersehe ich?

"Dante!" Unsanft weckte ich meinen Mann aus seinem Schlag. Zumindest versuchte ich es, denn er reagierte zunächst nicht auf meine Stimme. Vorsichtig warf ich das Parfum neben mein Kissen und sprang neben ihn.
Aufgeregt hüpfte ich auf dem Bett herum und wippte einige Male hin und her. Seit wann schläft er bitte so fest?
Für gewöhnlich reicht es, wenn ich mich aus seinem Griff befreie, damit er aufwacht.
Ich schätze die letzten Tage haben auch bei ihm ihren Tribut gefordert, denn er schlief wie ein Stein.
"Dante!" Versuchte ich es nun lauter und kombinierte den Ruf noch mit weiterem gehüpfte. Meine Tante wäre bei den Bewegungen, welche unsere Matratze mittlerweile machte, bereits Seekrank geworden.
Diesmal schluck mein Mann die Augen auf, nicht nur das, er sprang panisch aus dem Bett und nahm eine Kampfhaltung ein. Aufmerksam sah er sich im Zimmer um, doch als er realisierte, dass ich die Bedrohung war, welche in aus dem Schlaf gerissen hatte, fixierte er sich auf mich. Aufmerksam begutachteten seine Augen meinen Körper und suchten nach der Ursache meines Geschreies. Als er jedoch nichts finden konnte ließ er sich wieder erschöpft ins Bett fall.
"Fuck, Amore! Ich dachte schon wir werden überfallen" kam es leicht schmunzeln von ihm, doch ich ignorierte seinen kleinen Vorwurf gegen mich und kletterte auf ihn rauf.
Meine Beine spreizte ich über seinem Becken und stütze mich mit den Händen auf seiner Brust ab. Dante legte seine Hände auf meine Hüften und hielt mich fest an der Stelle.
"Wenn das der Grund für mein frühes Wecken ist, dann kannst du das gerne jeden morgen machen." Dreckig zogen sich seine Lippen zu einem Grinsen zusammen und ich rollte bloß mit meinen Augen. Natürlich kommt ihm zuerst das in den Sinn.
"Ich kann mich wieder erinnern!" Ich ließ die Bemerkung unkommentiert und kam gleich zum Highlight meiner Entdeckung.