Kapitel LXXIX

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Dante

Seit einer Stunde lag Anastasia jetzt in meinem Arm.
Es grenzte schon an Zauberhand, wie schnell sie eingeschlafen war.
Ich hatte sie nach ihrem Nervenzusammenbruch ins Bett gelegt und Giovanni für eine kurze Untersuchung hergeholt. Nachdem er mir versicherte, dass es ihr gut ginge, legte ich mich zu ihr und hielt sie einfach fest.
Ihre Tränen waren zwar bereits versiegt, doch man konnte ihrem Gesicht immer noch die Folgen davon ansehen. Ich fuhr ihr mit feinen Bewegungen durchs Haar, auch wenn ich nicht genau wusste, wen von uns ich damit versuchte zu beruhigen. Ich ahnte, dass der Besuch ihres Onkels sie in irgend einer Weise aufregen würde, weshalb ich ihn am Liebsten aus dem Haus geworfen hätte, doch das hätte Anastasia mit Sicherheit nicht getröstet.

Ihr Unterbewusst hatte die Tatsache, dass Boris und Elisaveta von der drohenden Gefahr wussten, sofort aufgenommen, wie könnte sie auch nicht.
Sie war die aufmerksamste Person, die ich kannte, auch wenn ihr diesmal selbst nicht klar war, dass sie dieses Detail aufgeschnappt hatte.
Sie weigerte sich diesen Teil der Geschichte zu akzeptieren, was nur noch mehr Stress für sie und das Kind bedeutete. Ich musste sie dazu bringen es auszusprechen, es zu sehen, damit die Wunde anfangen konnte zu heilen.

Mein Instinkt sagte mir, dass Boris Petrov mit noch mehr als diesen Geheimnis her gekommen war und sie ein Recht darauf hatte diese zu erfahren.
Doch möge ich verdammt sein, wenn ich das in der nächsten Zeit zulassen würde.
Ihre Schwangerschaft hatte so schon mit dem Kontakt von Gift begonnen, ich konnte nicht zulassen, dass der Rest ähnlich verläuft.
Und wenn ich sie mir jetzt so ansah, wusste ich, dass meine Entscheidung die richtige war.
Ich würde sie von all dem so gut wie möglich fern halten!

Die Abendsonne fiel durch das Fenster ins Zimmer und erhellte ihr braunes Haar. Durch das Licht färbten sich einige ihrer Strähnen Gold und verliehen ihr so einen königlichen Schimmer.
Der honigfarbende Ton erstreckte sich auch auf ihre sonst eher hellere Haut und ließ sie glänzen.
Ihre Gesichtszüge waren entspannt, auch wenn ihre Augenbrauen sich leicht zusammen zogen.
Obwohl ihr Körper sich im Schlaf entspannt hatte, war ihr Geist immer noch aufgebracht.
Mit meinen Fingerspitzen berührte ich leicht ihre Stirn, als mein Handy anfing zu vibrieren.
Unter normalen Umständen hätte ich den Anruf einfach ignoriert, doch da Isabella noch nicht Zuhause war, zwang mich meine Sorge um sie diesen anzunehmen. Vorsichtig legte ich sie aufs Kissen und legte mein Telefon ans Ohr.

"Bruder, wir brauchen dich im südlichen Lager. Es gibt ein Problem mit der Waffenlieferung für die Chinesen."
Luca hielt seine Stimme fest und gezügelt, doch ich konnte seine Aufregung raus hören.
"Ruf Lorenzo an. Er soll sich darum kümmern." Ich sah wieder zu meiner Frau herüber, ich würde sie nur ungerne alleine lassen.
"Er ist mit Beatrice in Catania, der braucht drei Stunden bis er wieder hier ist."
Jetzt erinnerte ich mich an seine Pläne, er wollte vor der Hochzeit ein paar Tage mit Beatrice in Catania verbringen.
Nun blieb mir keine andere Wahl, als dort hin zu fahren. Natürlich könnte ich auch Vlad schicken, doch musste dieses Geschäft von einem Martinelli abgesegnet werden, so waren die Bedingungen der Triade.
"Bin unterwegs." Ich legte auf und griff nach meinem Jackett, ehe ich den Raum verließ.

Im Erdgeschoss kamen mir Marco und Leonardo entgegen.
"Wir haben gehört, dass ein Mini Martinelli unterwegs ist." Das Grinsen auf ihren Gesichtern reichte bis zu ihren Ohren.
"Ja, sie ist schwanger."
Marco zog mich in eine Umarmung, während Leonardo mir gratulierend auf die Schulter klopfte.
"Herzlichen Glückwunsch, Bruder."
Ich trennte mich aus der Umarmung, würde dann aber gleich von einer kreischenden Chiara beansprucht.
Sie sprang mir förmlich in die Arme und ich schaffte es gerade noch so sie aufzufangen.
"Ich werde Tante!"
Mein armes Gehör, ihre Stimme war viel zu nah an meinem Ohr und ich war mir sicher, dass ich davon einen Tinitus bekommen werden.
Ich stellte sie zurück auf den Boden.
"Lass mich raten, Mama hat euch alle informiert?" Mein Blick wanderte einmal durch die Runde und ich konnte die Antwort von ihren Gesichtern ablesen.
"Ja, sie plant seit Stunden die Babyparty." Ich verdrehte die Augen über Leonardos Worte. Wenn Valeria Martinelli eine Party plant, dann würde es wie immer ein Event werden und ich glaubte nicht, dass Anastasia begeistert davon wäre, doch damit würde ich mich erst morgen beschäftigen.
"Chiara! Komm her, ich brauch deine Meinung bei den Kuchen."
Meine Schwester stöhnte geschafft auf und machte sich auf den Weg in die Küche, aus der meine Mutter sie gerufen hatte.
"Marco ist Riccardo noch im Kontrollraum?" Ich verwarf alle Gedanken an die beiden und fokussierte mich wieder auf den geschäftlichen Teil.

"Ja, er hat Isabellas Standort und kontrolliert jede ihrer Schritten." Wenigstens eine gute Nachricht für heute.
"Gut, sag ihm, dass er die Leitung frei halten soll und macht euch dann beide bereit. Wir fahren zu Luca rüber. Es gab ein Problem mit den Waffen."
Marco und Leonardo machten sich sofort fertig und ich holte meine Schlüssel.
Bevor ich in meinen Audi R8 einstieg, schrieb ich Vlad eine Nachricht und schickte sie ab.
Ich gab ihm die Aufgabe Fabio zu bewachen und ihn endlich zum Reden zu bringen, egal mit welchen Mitteln.
Es wurde Zeit, dass er die Informationen herausrückte, die ich brauchte, um meine Mafia zu säubern.
Ich wusste bereits, dass es sich in ihren Reihen Verräter aufhielten, nur hatte ich keine Ahnung wie viele es waren. Seine Anhänger werden mit ihm zusammen fallen und zwar bald.
Und sobald das getan war, würde ich die Welt von diesem Bastard erlösen.

Ich startete den Wagen und machte mich auf den Weg zu unserer Halle.
Hoffentlich war das Problem nicht so groß, wie es sich bei Luca angehört hatte und ich könnte schnell wieder zu meiner Frau zurück.
Im Rückspiegel konnte ich Marco und Leonardo in einem zweiten Wagen sehen, da sie mir zu unserem Lager folgten.
Ich manövrierte das Auto in die Einfahrt und sah Luca bereits am Ende des Weges stehen.

Als ich ausstieg, kam er mir bereits entgegen, mit einem Grinsen im Gesicht.
"Da bist du ja, Dad."
Natürlich wusste auch er von der neusten Bekanntgabe. Wieso verbreitete sich Gossip in unserer Familie schneller als Feuer?!
Ich glaube ich wäre eher überrascht, wenn meine Mutter ein Geheimnis mal nicht weiter erzählen würde.

"Komm her man." Luca zog mich, genauso wie Marco und Leonardo vor ihm, in eine feste Umarmung. Er klopfte mir auf den Rücken und zwinkerte mir zu.
"Bist du schon bereit auf das ganze Schwangerschaftszeug? Die Stimmungsschwankungen, die Hormone und Heulanfälle?"
Es war offensichtlich, dass er mich aufziehen wollte, doch er brachte mich damit auf einen Gedanken.
Vielleicht war ihr Nervenzusammenbruch eine Folge ihrer Hormone.
Ich meine, natürlich war sie aufgebracht und wütend und hatte jeden Grund dafür, doch möglicherweise spitze der Umschwung des hormonellen Haushaltes ihre Gefühle zu.
Darauf sollte ich in näherer Zukunft achten geben und sie noch mehr vor derartigen Umständen abschirmen.

Wie soll man seine Frau vor stress während der Schwangerschaft beschützen, wenn die Schwangerschaft den Stress erst verstärkt?
Gott, mein Männerhirn war gerade etwas überfordert, weshalb ich mich nun erstmal auf das vorliegende Problem konzentrierte.

"Also, was ist passiert?"













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