Kapitel LIX

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Nach zwei Stunden Unterricht mit Seniora Letizia, schaffte ich es eine Pause einzufordern. Diese Frau war schlimmer als jeder General in der russischen Armee. Ein Wunder, dass sie mir erlaubt hatte, während ihrer Geschichtsstunde zutrinken.
Ich hatte mittlerweile drei Kaffee intus, als ich wieder zurück ins Schlafzimmer floh.
Ich konnte die eiserne Lady dazu überreden morgen mit dem Rest fortzuführen. Komischerweise musste ich nicht einmal die Geburtstagskarte ziehen, sie war schnell einverstanden und ließ mich gehen.
Ich fing an zu glauben, dass sie mit unserer Ehe einverstanden war. Nach dem Gespräch im Garten hatte ich noch Zweifel, doch jetzt war ich fast sicher, dass sie es akzeptierte.

Ich warf mich auf das Bett und streckte meine Arme und Beine aus. Der Tag hatte mich stärker beansprucht als ich erwartet hatte. Dabei saß ich die meiste Zeit nur herum.
Mein Blick wanderte zur Decke und ich ließ meinen Gedanken freien lauf.
Mein Verstand füllte sich mit allen möglichen Erinnerungen und Fragen. Es waren Ströme, welche von einem Thema zum anderen führten, oder sich bei der Erwähnung eines Namens oder eines Ereignisses überkreuzten.
Bilder meiner früheren Geburtstage mischten sich mit denen unserer Flitterwochen und mündeten dann in dem tragischen Schauspiel meiner Kindheit.

Plötzlich fiel mir das Geschenk ein, welches Vlad mir heute morgen in die Hand gedrückt hatte. Ich sprang aus dem Bett und lief zu meiner Kommode herüber, wo ich die Schachtel abgestellt hatte. Ich entfernte die Schleife und machte sie vorsichtig auf.
Zum Vorschein kam eine kleine Flasche.
Ich brauchte keinen zweiten Blick, um zu erkenne, dass es sich um ein Parfum handelte, um ein ganz bestimmtes.
In der Schachtel befand sich das Lieblingsparfum meiner Mutter, der Duft der Berge.
Mit aufgerissenen Augen und zitternden Fingern holte ich die Flasche heraus.
Ich konnte immer noch nicht glauben, was ich da sah. Vlad hatte wirklich eine Parfummarke gefunden, welche bereits seit Jahren nicht mehr hergestellt wurde. Wie hatte er das überhaupt geschafft?
Ich dachte die letzten Flaschen hätte mein Onkel aufgekauft.

Mit leicht verschwommenem Blick nahm ich den Deckel von der Flasche und drückte auf den Sprühkopf.
Der süße Duft meiner Mutter breitete sich im Zimmer aus und ich nahm einen tiefen Atemzug.
Wenn es jemanden gab, der mich besser kannte als ich mich selbst, dann war es Vlad.
Ach, mein treuer bester Freund.
Mein Herz füllte sich mit einem Meer an Gefühlen und ich konnte nichts daran ändern, dass ich bis zur letzten Zelle meines Körpers gerührt war.
Sobald ich Vlad sah, würde ich mich für dieses Geschenk bedanken.

Ich sprühte noch etwas von dem Duft auf meine Handgelenke, ehe ich den Flakon schön sichtbar auf die Kommode stellte.
In dem Augenblick ging die Tür auf und Dante kam herein.
"Hier bist du, Amore. Wieso warst du nicht unten bei meiner Großmutter? Ich dachte ich hatte mich beim Essen klar ausgedrückt! Wenn ich gewusst hätte, dass sie dich wieder alleine lässt, dann hätte ich Marco hier gelassen."
So langsam brauchte er meine Geduld mit seinen Aktionen wirklich auf. Er tat ja förmlich so, als wäre ich Höhlentauchen gewesen und nicht in unserem Schlafzimmer.
"Dir ist schon klar, dass ich das Haus nicht verlassen habe oder? Draußen steht fast jeden Meter einer deiner Sicherheitsleute. Wieso schiebst du so eine Panik?"
Ich hab es jetzt wirklich lange ausgehalten.
Nein, ich verdiene einen Orden dafür, dass ich ihm nicht gleich die Meinung gesagt hatte.

Dante warf sein Jackett aufs Bett und trat zu mir herüber. Er umfasste meine Hüften und drehte mich in seinem Arm um, sodass ich mit meinem Rücken gegen seine Brust lehnte.
"Hör auf zu meckern und tue was ich dir sag!" Er flüsterte mir diese Worte leise, aber mit dominanter Stimme ins Ohr.
Ich legte meine Hände auf seinen ab, welche mittlerweile auf meinem Bauch lagen und warf meinen Kopf zurück. Seine Schulter fing meinen Hinterkopf auf und ich entspannte mich in dieser Position.
Dantes Lippen an meinem Hals, elektrisierten jede Zelle meines Körpers.

Ich schloss meine Augen und genoss den Augenblick, bis die Stimme meines Mannes mich aus der Trance führte.
"Geh und zieh dein rotes Kleid an."
Er entfernte sich von mir und ich drehte mich ebenfalls um.
Wie bitte?
Wieso soll ich mich umziehen?
Und seit wann sagt er mir was ich zu tragen habe?

Als ich mich immer noch nicht bewegt hatte, legte Dante noch eins drauf. "Los, wir haben nicht alle Zeit der Welt."
Mama mia, ist ja gut. Mit einem fragendem Geschichtsausdruck machte ich mich auf den Weg zum Ankleidezimmer.
Nach ein paar Minuten hatte ich ein schönes rotes Kleid gefunden, mit dessen Schnitt ich einverstanden war.
Es ging mit fast bis zu den Knöcheln und hatte einen feuerroten Ton. Der Stoff bestand aus Scheide und fühlte sich kühl an meiner Haut an. Es hatte Spaghettiträger und einen Herausschnitt, welcher an den Scheiten leicht gerafft war. Wie üblich hatte das Kleid einen Beinausschnitt, doch diesmal ging er nicht so weit nach oben.
Danach holte ich ein schwarzes Paa Sandaletten aus dem Schrank und ging mit ihnen die Treppe wieder herunter. Dante saß wartend auf dem Bett und folgte mir mit seinem Augen.
"Willst du dich nicht auch umziehen?" Ich hatte zwar keine Ahnung wohin wir wollten und für was ich mich anziehen sollte, doch sollte er sich dann nicht auch fertig machen?
"Gefall ich dir so nicht?" Dante hob eine Augenbraue und sah mich spielerisch an.
Ich ließ meinen Blick über ihn wandern.
Er trug einen marine farbenden Anzug und ein weißes Hemd. Der Stoff schmeichelte ihm in jeder Hinsicht.
Seine schwarzen Haare lagen halb gemacht, halb durcheinander auf seinem Kopf und leider musste ich zugeben, dass er einfach nur heiß aussah.
Doch anstatt meinen Gedanken laut auszusprechen, hob ich bloß die Schultern an und ging dann, ohne ein Wort ins Badezimmer.

Ich konnte noch hören, wie er laut lachte, ehe ich die Tür zumachte.
Dieser Idiot wusste ganz genau, was mein Blick zu bedeuten hatte. Ich schüttelte leicht den Kopf und ging zum Waschbecken herüber.
Meine Haare kämmte ich mit etwas Gel nach hinten und schaffte damit einen nassen Haarstillook. Anschließend war das Make-up dran. Ich wählte dunkle Töne und verpasste mir einen Smokey-eye Effekt, sowie einen blutroten Lippenstift.

Als ich mit meinem Erscheinungsbild zufrieden war, zog ich mir meine Schuhe an und trat heraus.
Vor dem Badezimmer stand mein Mann, in einem frischen Anzug. Diesmal trug er einen schwarzen Dreiteiler mit einer genauso schwarzen Krawatte.
Wer hätte gedacht, dass er dadrinnen noch besser aussehen könnte.
Dante lehnte sich mit dem Rücken gegen eine Wand und hatte die Arme über der Brust verschränkt. Sein Augen jedoch gehörten meinem Körper, sie wanderten über jeden Zentimeter.
Als er fertig war, stieß er sich von der Hand ab und kam auf mich zu.
Sein Arm legte sich um mich und drückte mich, in einer eleganten Bewegung, an seinen Körper. Dabei unterbrach er für keine Sekunden unseren Augenkontakt.
Ich warf ihm meine Hände um den Hals und minimierte die letzten Zentimeter Distanz zwischen uns.
Einen Wimpernschlag später lagen seine Lippen auf meinen und wir vereinten uns zu einem romantischen Kuss. Diesmal steckte keine Lust und auch keine Leidenschaft in seinen Lippen. Alles was ich spürte waren tiefe, zärtliche Bewegungen und ich nominierte diesen Kuss zu unserem romantischten von allen.

Er klaute mir die Fähigkeit rational zu denken, denn in meinem Kopf war nichts als Leere.
Ich seufzte laut auf, als er sich zurückzog, da ich nicht wollte, dass er endete.

"Buon compleanno, Amore!" (Alles gute zum Geburtstag, meine Liebe!)

Ace of Hearts IIWo Geschichten leben. Entdecke jetzt