1. Kapitel

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- Ace -

,,Ace!", dröhnte die Stimme meines Vaters durch die Hallen. Für einen Moment schienen die Wände zu erzittern. Selbst wenn ich ihren lieblichen Klang längst gewohnt sein sollte, zuckte ich auch dieses Mal wieder zusammen. ,,Oh fuck...", so gleich riss ich den Kopf hoch und hielt in meiner Bewegung inne. Auch Talia, die mir bis hierher nur zu gern Gesellschaft geleistet hatte, schien ziemlich erschrocken zu sein. Ein wenig starr lag sie unter mir und schien nicht wirklich zu wissen, wohin mit sich. Aber nicht nur ihre, sondern natürlich auch meine Stimmung hatte ziemlichen Abbruch gefunden. An Sex war jedenfalls nicht mehr zu denken.

,,Sorry, ich sollte wahrscheinlich wirklich...", begann ich, doch Talia begriff es auch ohne weitere Ausführungen meinerseits. ,,Schon gut...", murmelte sie, als ich mich ihr entzog. Genervt streifte ich das Kondom ab und ließ es in meinem Mülleimer verschwinden. Danke auch dafür...

Talia war in meinem Bett liegen geblieben und hatte die Decke nun bis zur Brust hochgezogen. Ein hübsches Mädchen, aber doch ein wenig naiv, für meinen Geschmack. Ich hatte mitbekommen, dass sie wohl verdammt enttäuscht gewesen war, nicht mein Mate zu sein. Nicht wirklich schade..., abgesehen vom körperlichen. Aber diese Begebenheiten genoss ich auch so ohne weiteres. Sie war keineswegs die einzige, doch das war sowieso ein offenes Geheimnis.

Die Blonde beobachtete, wie ich in meine Shorts und Jeans schlüpfte. ,,Wir holen das nach!", stellte ich klar, von Talia kam lediglich ein mildes Nicken. Vermutlich verstand sie nicht, wie ich nach dieser Nummer immer noch an Sex denken konnte. Oder aber sie war verdammt froh, dass nicht sie, sondern ich in Kürze vor meinen Vater treten durfte.

Schnell schnappte ich mir mein Shirt, bevor ich das Zimmer verließ, im Gehen warf ich es mir über.

Auf dem Weg in Richtung des Büros meines Vaters, kamen mir Callum und Grey entgegen. Beide Männer waren mit Sicherheit keine zierlichen Gestalten, aber so klein hatte ich sie selten erlebt. Keiner von beiden sagte ein Wort, aber ihre Blicke sprachen Bände. Tief durchatmend fuhr ich mir noch einmal durch das wirre Haar, ehe ich klopfte und schließlich in das Büro trat.

Ich sah meinen Vater nicht sofort, aber ich spürte seine Aura. Auch Berric, als Beta meines Vaters, hatte sicherlich schon glücklichere Zeiten erlebt. Sein Blick traf den meinen nur kurz, ehe er ihn wieder Richtung Boden richtete. Gutes konnte dies ganz sicher nicht bedeuten.

Ich unterdrückte es zu schlucken und wand mich nun direkt an meinen Vater: ,,Du hast mich gerufen?" ,,Natürlich habe ich dich gerufen!", die tiefe Stimme des Alphas erfüllte den Raum. Wie ein Grollen hallte sie von den Wänden durch den ausreichend bestückten Raum.

Der große, schwarzhaarige Mann stand mit dem Rücken zu mir an der gewaltigen Fensterfront. Er hatte seinen Blick nach draußen gerichtet und überblickte somit einen Großteil der benachbarten Bauten. Doch so ruhig, wie er vielleicht im ersten Moment wirkte, war er keineswegs.

,,Es gibt anhaltende Aufstände und mein eigener Sohn hat nichts Besseres zu tun, als sich von einer seiner billigen Schlampen das Hirn wegblasen zu lassen...", seine Stimme war schneidend. Seine Augen glimmten auf, als er sich nun langsam in meine Richtung drehte: ,,Ist es nicht deine Aufgabe für Ruhe zu Sorgen? Dafür zu sorgen, dass ich mich nicht mit derartig niederen Belangen rumschlagen muss?" Dicht vor mir war er stehen geblieben, seine Augen hatten ihre gefürchtete blutrote Färbung angenommen. Er hatte bereits und würde in wenigen Sekunden auch wieder die Kontrolle verlieren.

,,Sprich mit mir!", dröhnte das Grollen seiner Kehle in mein Ohr. Ich setzte zu einer Antwort an, doch Adrik hatte nicht vorgehabt mich zu Wort kommen zu lassen.

Seine Hand traf mit voller Wucht auf meine Wange, seine Krallen rissen mein Fleisch auf. Ich hätte lügen müssen, hätte ich behauptet, ich hätte es nicht kommen sehen. Das Ausmaß seiner Kraft überraschte mich jedoch immer wieder aufs Neue.

Mit einem gezielten Schlag in den Magen bleib mir dann erstmal gänzlich die Luft weg. ,,Du weißt was du zu tun hast, also bring ihn mir!", knurrte er kehlig, ehe er von mir abließ: ,,Und jetzt verschwinde von hier!"

,,Ja, Sir!", ich schnappte nach Luft und richtete mich wieder zu meiner vollen Größe auf. Mein Vater hatte sich längst wieder von mir abgewandt und schnappte sich ein Glas von seinem Schreibtisch. Eines unnötigen Blickes würdigte er mich nicht, ich drehte ab. ,,Auch du kannst gehen, Berric!", er ließ sich auf seinen Stuhl sinken. Berric nickte und verließ dicht hinter mir den Raum.

Nach wie vor sprach der Ältere kein Wort, aber sicherlich war er froh, dass es zumindest heute nicht ihn erwischt hatte. Das mein Vater ihn zusehen ließ, wie er sich an anderen verging, war eine reine Machtdemonstration seinerseits. Er wusste, was es in den Umstehenden auslöste, und er genoss es. Seine gesamte Art machte mich nicht selten unfassbar wütend, so natürlich auch jetzt.

Meine Wange pochte, vereinzelt floss noch Blut aus den Schrammen. Ich hatte Gott verdammt gutes Heilfleisch, auch für einen Werwolf, aber an den Wunden durch meinen Vater, zerrte ich nicht selten noch Tage. Er war eben ein Alpha. Der Alpha, wenn man es genauer nehmen wollte.

,,Wer macht Probleme?", wollte ich ein wenig schroff wissen. Erst als ich das Haus verließ, hatte ich meine Stimme wiedergefunden. ,,Der Alte Miller, im Grenzgebiet zum Ironfur-Pack", klärte mich der Beta meines Vaters auf. Unweigerlich drang ein leises Knurren aus meiner Kehle. Mit eben diesem Alten hatte ich mich in letzter Zeit bereits das ein oder andere Mal rumschlagen dürfen. Eigentlich eine simple Sache, aber doch strapazierte sie meine Nerven ein wenig über die Maßen.

Der Alte Miller war im Rudel früher recht hochangesehen gewesen. Im Alter war er zunehmend starrsinniger geworden und hatte nun wohl auch noch seine Freude daran gefunden unsere Rudelmitglieder zum Überlaufen aufzuhetzen. Egal wie ich vorging, gleich beim nächsten Mal fing ich wieder von vorne an.

Offenbar also war ich bei meinen bisherigen Anläufen dies zu unterbinden wohl nicht deutlich genug geworden. Nun hatte ich allerdings wirklich ein für alle Mal genug davon und mein Vater offensichtlich auch.

Territory [manxboy]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt