18. Kapitel

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,,Du hättest ihn töten müssen, als er noch nicht so weit war, aber auch das hast du nicht!", meinte Berric leise. Ich trat an sein Bett heran und blieb vor diesem stehen. ,,Allmählich verstehe, ich warum es dein Vater plötzlich so eilig hatte...", er richtete sich ein wenig auf, ich half ihm dabei sich aufzusetzen. ,,Was meinst du?", unweit von ihm war ich stehen geblieben. Berrics Augen waren ein wenig glasig, aber ein sachtes Lächeln zierte seine Lippen: ,,Sein siebzehnter Geburtstag, er wusste es. Er wusste, dass ihm nicht mehr viel Zeit blieb und er wollte, verhindern, dass es zu dem kommt, was es jetzt ist. Dein Vater wusste alles!", wurde Berric nun scheinbar einiges klar. In meinem Kopf drehten sich lediglich ein paar Fragezeichen. ,,Wovon redest du?", harkte ich also ein. ,,Er wusste genau, wer bestimmt ist dein Mate zu werden und er wollte dir die Blöße ersparen, mit ihm verbunden zu sein. Er wollte dich für sich haben!", meinte Berric, seine Worte bahnten sich nur allmählich ihren Weg in meinen Schädel. Ich vernahm das leise Geräusch der Tür und wand mich in Richtung dieser.
,,Das ist nicht ganz richtig!", es war Martyn, der sich zu uns gesellte. Er musste lebensmüde sein, mich hier aufzusuchen. Automatisch fletschte ich ein wenig die Zähne und positionierte mich auf Angriff: ,,Was suchst du hier?" ,,Ich denke es wird Zeit, dass du die Wahrheit erfährst!", meinte Martyn ruhig. Er schien zu wissen, dass er mit dem Feuer spielte und jeder Windhauch potenzielle Gefahren bot. ,,Ich denke du solltest ihn anhören!", mischte sich Berric ein, automatisch fuhr ich ein wenig runter. ,,Gut, dann sprich!", forderte ich und positionierte mich wieder nahe Berrics Bett.

Martyn beäugte mich kurz und nickte dann: ,,Ja, dein Vater wusste, wer dein Mate wird. Er hat Monddeuter beauftragt alles daran zu setzen, es in Erfahrung zu bringen. Dabei ging es ihm aber keineswegs um dich, sondern um etwas viel Größeres!" Missbilligend beobachtete ich den Mann, der sich dem Bett nicht weiter näherte. ,,Töten solltest du deinen Mate, das ist keine Frage. Und auch wenn dein Vater nichts von einem Omega oder gleichgeschlechtlicher Partnerschaft hält, war dies nicht der Grund seinen Tod zu veranlassen!", fuhr der Mann fort: ,,Adrik wollte, dass du den Schmerz erfährst, den er erfahren hat, als sein Mate starb. Für ihn war es der Schmerz, der ihn stark machte. Wenn du mich fragst, hat er ihn krank gemacht, das ist alles!" Ich gab ein kehliges Knurren zu verlauten, was er sagte, missfiel mir. Martyn schien dies bestens zu wissen: ,,Nach seiner Idee wäre es der Schmerz gewesen, der dich stark gemacht hätte, nachdem du realisierst, was du getan hast. Fast wäre es auch so weit gekommen, was er nicht wusste, war jedoch, wann exakt die Stunde gekommen ist. Er hat alles darangesetzt, deine Sinne stumpf zu schalten. Der Geruch von Rauch, der Blutrausch, aber letztlich hat er Luna wohl unterschätzt!" Ich war wütend auf ihn und seine Worte. Ich hätte ihn töten sollen, aber ich konnte es immer noch.

,,Adrik hat nie von seinem Mate gesprochen!", mischte sich wiedererwartend Berric ein. ,,Weil auch sein Mate männlich war. Was er verlor, wurde ihm erst bewusst, als es zu spät war. Adrik hat seinen Mate getötet!" ,,Was hindert mich dann daran das gleiche zu tun?", presste ich mit zusammengebissenen Zähnen hervor. Wenn mein Vater es getan hatte, dann konnte ich es auch. ,,Dein Vater war nicht glücklich mit seiner Entscheidung und er ist es auch nie wieder geworden. Der Schmerz hat ihn krank gemacht und vor allem Selbsthass in ihm gestreut. Hass, den du dein Leben lang erfahren hast!", seine Worte trieben mich in Rage. Wütend näherte ich mich ihm an, doch Berric bekam mein Handgelenk zu fassen. Seine schwache, kalte Hand hielt mich zurück, er beruhigte mich.
,,Ace, ich denke er lügt nicht. Dein Vater war kein glücklicher Mann und schon lange kein gerechter Herrscher. Ein jeder hat sich ihm nur aus Angst gefügt und ich weiß, dass es bei dir kaum anders war!", meinte er ruhig. Er hatte recht, aber die Erkenntnis milderte meine angestaute Wut nicht.
,,Ein Mate ist ein Geschenk von Luna höchst selbst. Es ist etwas Wunderbares und Schöneres als du dir je vorstellen kannst, wenn du es nicht selbst erlebt hast!", meinte Martyn, nach wie vor war ich angespannt. ,,Gib dem Kleinen doch wenigstens eine Chance!", meinte auch Berric: ,,Er kann genauso wenig dafür, wie du, dass Luna euch füreinander vorgesehen hat."
Er hatte ja irgendwo recht, aber auch das besänftigte mich nicht. ,,Es ist unnatürlich!", verzog ich das Gesicht. ,,Luna weiß, was sie tut, darauf kannst du vertrauen!", versuchte Berric mich weiter zu beruhigen. ,,Es scheint mir fast erschreckend, wie wenig ihr über Omega wisst!", gab Martyn von sich. Ich warf ihm einen wütenden Blick zu, für dumm hielt er mich also auch noch.

,,Mag sein, einen anderen Omega als deine Schwester, Ace, habe ich auch noch nicht gesprochen!", wand wieder Berric ein. Nun drehte ich meinen Kopf in seine Richtung. Was bitte erwartete er? Omega waren die Restefresser am Ende der Nahrungskette. Könnte meine Schwester nicht kochen, wie eine Gottheit, ständen ihr hier sicherlich auch jedwede Türen verschlossen. Omega waren geduldet, solange sie das Rudel von ihren Qualitäten überzeugen konnten. Für andere, die gegen die Stränge schlugen fand man schon einen Weg der fachgerechten Entsorgung. Zur Last sollten sie jedenfalls niemandem fallen.

,,Gib ihm eine Chance, du wirst es schon nicht bereuen!", schlug Berric vor, meinen Blick wusste er durchaus zu deuten. ,,Mach dich nicht verrückt, was die Leute denken. Sie werden dir so oder so folgen, da bin ich mir sicher. Immerhin hast du sie von unserem größten Unterdrücker befreit!", fügte der Beta hinzu. Ich nickte leicht, deutete ihm gleichzeitig aber auch an, dass vorerst genug Worte gefallen waren.
,,Gut, ich gebe ihm eine Woche. Dann aber ist nicht nur er, sondern auch dein Todesurteil besiegelt!", entschied ich. Dass ich die Zeit wohl viel mehr mir selbst einräumte als dem kleinen Omega, ließ ich außer Acht. Ich mochte und wollte ihn nicht und daran würde sich auch nichts ändern.

Territory [manxboy]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt