63. Kapitel

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Bis Ace sich wirklich mit den neuen Begebenheiten arrangiert hatte, vergingen nicht nur Tage, sondern ganze Wochen. Es fiel ihm wirklich nicht leicht, aber zumindest waren derart heftige Symptome nicht wieder aufgetreten.
Ich übte mit Ace und unserem Sohn weiter das Erkennen von Farben und auch wenn mein Mate sich ziemlich sicher war inzwischen verschiedene Farbnuancen von gelb zu sehen, machte Jace doch deutlich größere Fortschritte. Er konnte zwar noch nicht sprechen, jedoch wild genug gestikulieren, um zu signalisieren, wonach ihm gerade war. Auch damit war er seinem Vater ja gar nicht mal so unähnlich, auch wenn ich zugeben musste, dass der Alpha sich dahingehend wirklich gemacht hatte.
Es war bedeutend leichter sich mit ihm zu unterhalten als zu jenem Zeitpunkt, wo er am liebsten noch gar nichts erwidert hatte.

Mein Vater hatte sich mit Ace erneut auf den Weg zu seinem Elternhaus gemacht. Ich wäre gern mitgekommen, aber der andere hatte fest darauf bestanden, dass Jace dort nicht zu suchen hatte. Da ich sein Anliegen nachvollziehen konnte und auch aus vergangenen Fehlern gelernt hatte, war ich mit unserem Sohn zuhause geblieben. So gern ich auch nicht von Ace Seite wich, so gut konnte ich mir eine Rückkehr an diesen Ort wohl auch sparen, hatte ich mir zudem überlegt.
Die Beiden blieben noch bis zum nächsten Tag weg und so blieb mir viel Zeit Dingen nachzukommen, die ich sonst häufig vernachlässigte. Alora, Ace Schwester hatte ich bereits eine ganze Weile nicht gesehen. Sie hatte das Haus ihres Vaters ebenfalls nur zu gern verlassen und war weiter in Richtung unserer Behausungen gezogen. Ich hatte bereits davon gehört, dass sie sich ihrer jüngeren Schwester angenommen hatte, doch getroffen hatte ich beide zusammen noch nicht.

Rose erkannte mich sofort und war hellauf begeistert, als ich ihr nun auch ihren Neffen vorstellte. „Dann hat mein Bruder ja mal was richtig gemacht!", schmunzelte Alora und betrachtete auch ihren Neffen: „Er sieht ihm schon wirklich sehr ähnlich!"
Tatsächlich fand ich, dass der Junge weniger auf mich, als auf meinen Mate rauskam. „Ich bin wirklich gespannt, wie er sich entwickelt!", lächelte ich und sie nickte zustimmend. „Aber ich hoffe doch sehr, dass er vom Kopf her mehr auf dich kommt!", lachte Alora leise: „Du bist ein wirklich kluges Köpfchen und guter Einfluss, du gleichst ihn gut aus!"
Auch Alora war ein sehr schlauer Kopf, was jedoch weder ihr Vater noch ihr Bruder zu schätzen gewusst hatten. Sie hatte eben den Ruf als Omega weg und damit hatte sie in der Dynastie ihrer Ahnen keine wirkliche Chance gehabt, ich hatte mir fest vorgenommen das zu ändern.
Das fest etablierte Hierarchieverhältnis würde schon noch ins Wanken kommen, war ich fest entschlossen. Jenes das unter meinem Vater Gang und Gebe war, gefiel mir da doch bedeutend besser. Dass was man dem Rudel tatsächlich beisteuerte, solle auch den Rang bestimmen, egal ob Alpha, Beta oder Omega.

„Wie war Ace eigentlich als Kind?", wollte ich wissen, sie war älter als ihr Bruder und hatte es sicherlich auch aktiver erlebt, zumal sprach Ace ja überhaupt nicht darüber. „Er war nie besonders redselig, schon als Baby war er sehr ruhig!", meinte sie, dahingehend kam Jace also tatsächlich voll auf ihn raus.
„Und hast du seine Mutter mal kennengelernt?", wollte ich wissen. Von meinem Mate hatte ich lediglich erfahren, dass er sich nicht an sie erinnern konnte und auch mein Vater hatte davon gesprochen, dass der Alpha ohne Mutter aufgewachsen war.
„Ich kann mich nicht erinnern, dass Adrik sie je hergebracht hätte. Er war eine Weile in anderen Teilen des Territoriums unterwegs, als er zurückkehrte, hat er Ace mit sich gebracht. Wüsste ich nicht selbst, wie er war, hätte ich gesagt, er hätte den Jungen irgendwo gefunden, aber es war ja offensichtlich, wie ähnlich sie sich waren!", zuckte sie mit den Schultern: „Ich war noch recht jung, als Ace kam, deshalb habe ich mir vermutlich nie Gedanken darüber gemacht."
Wenn Alora bereits zu so einem Schluss kam, war es nur naheliegend, dass sich mein Mate an nichts erinnerte. „Aber gesprochen hat er auch nie darüber?", harkte ich noch ein wenig weiter nach, Alora schüttelte ihr langes, schwarzes Haar.
„Und gibt es Bilder?", hatte ich ein wenig Hoffnung, doch sie zuckte nur mit den Schultern. „Ich habe nie welche gesehen, vielleicht hat er welche bei seinen Unterlagen, aber die hat er mir nicht gezeigt!", meinte sie.
„Ich habe danach gesucht, aber nichts gefunden!", gestand ich. Es war doch wirklich ein wenig merkwürdig, in Anbetracht von Ace Vater vielleicht aber auch nicht zu verwunderlich.
„Sprich doch Berric nochmal darauf an, vielleicht weiß er ja mehr. Sein Bruder hat Adrik meistens begleitet!", dieser Vorschlag gefiel mir.

Alora schilderte mir ein wenig von Ace Kindheit, doch leider begann sich dieses schnell mit dem zu decken, was ich durch den Biss, für den Bruchteil einer Sekunde, auch am eigenen Körper erlebt hatte.
„Ich bin mir nicht sicher, was genau gelaufen ist, aber ich weiß, was es mit ihm gemacht hat!", begann die Schwester meines Mates, nachdem Rose sich mit Jace zu beschäftigen begann. „Ich habe ein wenig gesehen, als ich ihn gebissen habe!", gestand ich und ihre Augen weiteten sich ein wenig. „Wirklich, das hat er zugelassen?", schien sie wirklich überrascht zu sein, als ich nickte. „Es war vielleicht nur doch noch ein wenig früh!", schilderte ich ihr nun die daraus entstandene Problematik.
„Als Kind hat er alle Farben gesehen!", meinte Alora auf meine Schilderungen hin: „Und jetzt nicht mehr?" „Mir ist es zuerst nicht aufgefallen, es gab auch nicht den konkreten Anlass, aber in Bezug auf Jace ist es mir nun doch aufgefallen und inzwischen bin ich mir wirklich sehr sicher." „Ich habe es gar nicht gemerkt!", gestand sie, auch mir war es schließlich nur an Kleinigkeiten aufgefallen. Ich wüsste gern mehr, was Ace alles erlebt hatte, aber viel näher kam ich meinem Ziel nach wie vor nicht.

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Bis zum Ende der Geschichte ist es nun nicht mehr weit. 🙈

Territory [manxboy]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt