40. Kapitel

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- Weylyn -

,,Dein großer Held hat es wohl nicht so eilig dich zu retten, was Püppchen?", war es mal wieder Parker mit dem ich Vorlieb zu nehmen hatte. ,,Hättest dich mal lieber auf den richtigen Schwanz verlassen sollen, mhm?", griff er nach meinem Kinn und drehte es in seiner Hand: ,,Aber dafür ist es noch nicht zu spät!"
Mit einem Ruck entriss ich ihm meinen Kopf und bedachte ihn mit einem feindseligen Blick, der jedoch auf das Lachen meines Gegenübers traf. ,,Für deine Situation bist du wirklich nicht gerade kooperativ!", scherzte der Ältere: ,,Aber immerhin frisst du gut, hätte dir gar nicht zugetraut, dass du so einen Appetit hast." Ich hielt an meiner Taktik fest nicht auf ihn einzugehen. Wenn ich könnte, hätte ich ihm liebend gern einen gewaltigen Denkzettel verpasst, für all das, was er tat und für jenes, was er noch vor hatte.
Er war noch bedeutend aufdringlicher, seit der letzte Regenschauer Ace Geruch von mir gewaschen hatte.

,,Das dauert mir alles viel zu lang!", zeigte sich Owein anhaltend gereizt. Ich wusste nicht sicher, welchen Tag oder welche Stunde es inzwischen schlug, aber es kam mir vor, als wäre es eine Ewigkeit her, dass sie mich verschleppt hatten. Meinem Bruder, von dem ich mich inzwischen bereits fast verabschiedet hatte, schien es ähnlich zu gehen.
,,Wir können nicht länger warten!", hatte Owein wohl entschieden. Meine nächste Heat, die sie wohl fest eingeplant hatten, blieb aus. Ich kannte mich zu wenig mit dieser Materie aus und hatte auch zu wenig Zyklen erlebt, als das ich wusste, wann sie einsetzen würde. Zugegeben hoffte ich jedoch stark, dass es nicht tatsächlich in diesen Kreisen geschah.
Schon beim letzten Mal, hatte mir mein Bruder gewaltige Angst gemacht. Damals hatte ich aus der Situation fliehen und mich in Sicherheit bringen können, aber nun standen meine Chancen verdammt schlecht. Ich konnte mich weder wehren noch fliehen und das machte mir wirklich Angst.

,,Wohin willst du es haben?", beugte sich Owein zu mir herab und schmiss die Decke bei Seite, die man mir gegen die Kälte überlassen hatte. Es war mir nicht gelungen mich zu verwandeln und auf das dicke Fell meiner Wolfsgestalt zurückzugreifen.
,,Was meinst du?", sah ich meinen Bruder verängstigt an. Owein antwortete nicht und riss mir statdessen Oberschenkel und Hose mit einer seiner Krallen auf.
,,Owein!", schrie ich entsetzt auf, als mich der erste Schmerz durchzuckte: ,,Spinnst du völlig?" ,,Du musst schon selbst ein Sadist sein, um es mit ihm auszuhalten!", schüttelte Owein nur leicht den Kopf: ,,Tu nicht so, als würde dir das hier etwas ausmachen."
Der Stoff meiner Hose hatte augenblicklich begonnen sich tiefrot zu verfärbten. Die Wunde, die der Alpha gerissen hatte, war tief genug, um langsam zu verheilen und schmerzte gehörig.
,,Das macht dich jetzt aber nicht auch noch an, oder?", wollte Owein abschätzend von mir wissen. Mit meinem unverletzten Bein versuchte ich nach ihm zu treten: ,,Ich kann nicht fassen, dass du sowas tust!" ,,Sorry Kleiner, aber ich musste mich zwischen rechtmäßiger Herrschaft und einem Leben in Unterdrückung entscheiden. Und es ist doch recht offensichtlich, für was ich mich entschieden habe oder etwa nicht?", damit schnitt er ein weiteres Mal mit seiner Kralle in die Verletzung ein und entlockte mir einen schmerzverzerrten Laut.
Owein hatte ein wenig frisches Blut abgefangen, mit dem er wohl offensichtlich die Fährte legen und vor allem verstärken wollte. Mit einem Stück Holz hatte er die Wunde so drapiert, dass sie sich nicht schloss und auch weiterhin nachblutete. Es war unglaublich schwach von mir, aber aus Schmerz, Angst und Verzweiflung hatte ich inzwischen angefangen zu weinen.
So viel Zeit, wie mir auch geblieben war, dieses ganze Szenario hier zu verstehen, irgendwie wollte ich es einfach nicht. Wie auch immer all jenes hier ausging, ich würde entweder meinen Mate oder Bruder verlieren. Ziemlich sicher war ich mir auch damit, Ace war auf dem Weg hier her.

Ich hatte ihn gleich gerochen, diesen unverkennbaren Geruch, aber auch die anderen hatten ihn schnell bemerkt. Mir war nicht klar, was genau sie vor hatten, aber alle bezogen hastig ihre Posten. Parker durfte mir nach wie vor Gesellschaft leisten. Mit gezieltem Druck auf die Wunde versuchte er mir weitere Schmerzenslaute zu entlocken, diese hielt ich mit aller Kraft zurück.
Ich konnte genau verfolgen, wie mein Mate näher und näher kam. Meine Versuche ihn irgendwie zu warnen, erstickte Parker geschickt.

Das Gehölz brach, als die vor Wut schäumende Bestie aus diesem hervorsprang. Für einen Moment dachte ich tatsächlich er würde ungehindert zu mir eilen, dann jedoch löste die erste Falle aus.
Mit einem Zischen sauste der Pfeil auf Ace zu und versenkte sich in seinem Hinterlauf. Trotz Ace kraftvoller Bewegungen löste sich der Pfeil nicht aus seiner Haut, sondern riss lediglich tiefere Wunden.
Der Pfeil war an ein Seil gespannt und war nun stramm. Mir blieb kaum ein Moment meine Beobachtung zu begreifen, als Ace der zweite Pfeil traf. Wütend gelang es ihm den dritten Schützen rechtzeitig ausfindig zu machen. Geschickt entzog sich der Riese seiner Schusslinie und bekam einen Übeltäter mit den Zähnen zu fassen. Der erstickt Schmerzensschrei und das Knirschen und Knacken von Knochen, ließ für den Mann nichts Gutes erahnen. Ace machte kurzen Prozess, mit jenen, die sich ihm in den Weg stellten. Dem vierten Geschoss gelang es ihm allerdings nicht zu entgehen, dieses traf ihn auf Höhe der Schulter. Sofort strafften sich die Seile und schränkten Ace in seiner Bewegungsfreiheit ein.

Parker neben mir, der für einen Moment wohl gebannt beobachtet hatte, ob ihr Plan Ace standhielt, erwachte erst nun wieder aus seiner Starre. Jetzt, wo ihm der andere nichts anhaben konnte, wurde er mutig und widmete sich damit natürlich gleich wieder mir.
,,Wollen wir loslegen?", grinste er spitzbübisch und übte ein weiteres Mal Druck auf meine Wunde aus. Nach einem Blick in Richtung Ace, war ich mir ziemlich sicher, dass er meinen Schmerz am eigenen Körper spüren konnte. Anders als vielleicht gehofft, wurde der schwarze Wolf dadurch lediglich aufbrausender.

Territory [manxboy]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt