- Weylyn -
All mein Schreien und Weinen brachte nichts, beide Wölfe waren tief miteinander verbissen. Gegen das Knurren und Keifen kam meine Stimme nicht mehr länger an. ,,Macht doch bitte was...", hauchte ich lediglich noch verzweifelt, doch von Oweins Freunden regte sich keiner. Auch sie starrten gebannt auf das Geschehen vor ihnen. Niemand hatte vor einzugreifen oder etwas zu unternehmen und ich saß nach wie vor hilflos direkt daneben und konnte einfach nur zusehen. ,,Hört doch bitte auf!", ging meine Stimme in meinem eigenen Schluchzen unter: ,,Owein..." Die Kampfgeräusche gingen weiter, schluchzend verharrte ich auf dem Boden zusammen gekauert. Ich wollte es nicht sehen, es zu hören genügte mir bereits.
Der Tumult hielt ewig, dass es vorbei war, merkte ich erst, als es plötzlich still wurde. Ich spürte, wie der Druck auf meinen Handgelenken nachließ und die Fesseln neben mir zu Boden sanken. Mit zitternden Knien erhob ich mich und öffnete die Augen. Beide der sonst so starken Alpha lagen am Boden, nur von einem hörte ich die Kehle rasseln. So schnell mich meine wackeligen Beine trugen, eilte ich zu meinem Mate. Der Geruch von Blut hing über dem Schlachtfeld und intensivierte sich lediglich, als ich den beiden näherkam. Als ich mich neben Ace niederkniete und durch sein dichtes Fell fuhr, sickerte mit gleich sein warme Blut entgegen. Es dauerte, bis ich spürte, dass er überhaupt Puls hatte. So sehr ich mich im ersten Moment auch freute, im nächsten wusste ich, dass nichts überstanden war. Ace Atmung ging flach und sein Körper verlor an Wärme. ,,Ace bitte...", war meine Stimme beinahe lautlos. Hastig suchte ich sein Fell nach der Quelle des starken Blutverlustes ab. An seinem Hals entdeckte ich schließlich die Verletzung und versuchte den Blutfluss bestmöglich zu unterbinden. Mit aller Kraft drückte ich die Wunde ab, doch Ace Körper war zu schwach, um sich gewohnt schnell zu heilen. Im Nichts war mein ganzer Körper von seinem Blut benetzt und ich betete zu Luna das ein Wunder geschah.
Wie ich so weiter auf Ace Wunde drückte, fiel mein Blick auf meinen Bruder. Owein lag nicht weit von Ace entfernt. Sein Brustkorb hob sich in schnellen unregelmäßigen Abständen, aus seiner Kehle drang nicht mehr als ein Röcheln. Sein Kehlkopf musste verletzt worden sein, denn natürlich hatte auch Ace auf den Hals seines Widersachers gezielt. Der Blick meines Bruders traf den meinen, ehe er sich schließlich trübte. Owein hatte recht gehabt, ich hatte meine Seite bereits gewählt.
Ich hatte erst von Ace abgelassen, als man mich von ihm wegriss. Mein Vater hatte mich in den Armen gehalten als mein Körper vor Erschöpfung versagte, er war es auch, neben dem ich nun wieder zu mir kam.
,,Ist er tot?", war das Erste, was ich brüchig hervorbrachte. ,,Er lebt, aber er ist sehr schwach!", klärte mich mein Vater auf. ,,Ich will zu ihm!", forderte ich gleich, auch wenn es meine Stimme mir nicht allzu leicht machte. ,,Er ist nicht hier, für einen Transport war er nicht stabil genug. Sie haben ihn mehrfach genäht, aber er hat viel Blut verloren und es ist noch nicht klar ob...", sprach mein Vater weiter. ,,Ist mir egal, ich möchte bei ihm sein!", forderte ich. ,,Weylyn, dieser ganze Stress... Wenn du nicht bald zur Ruhe kommst, verlierst du nicht nur ihn, sondern auch euer Kind!", wurde mein Vater ein wenig lauter. Ich war gerade gewillt gewesen, zu weiteren Protesten anzusetzen, als ich mir seiner Worte bewusst wurde. Mit großen Augen sah ich ihn an, mein Vater, der offenbar geweint hatte, schenkte mit ein sanftes Lächeln. ,,Aber wir hatten doch gar nicht...", sah ich ihn ungläubig an. Ich war mir sehr sicher, dass wir beim letzten Mal ein Kondom genutzt hatten. Ansonsten hatten wir nicht... Schlagartig kam mir wieder unser erstes Mal in den Sinn. Meine Heat hatte mich viel zu sehr im Griff gehabt, als das ich mir über ein Kondom hatte Gedanken gemacht. Und auch Ace hatte definitiv anderes im Sinn gehabt. ,,Aber er ist nicht mal gekommen...", ich war bewusstlos geworden, bevor er die Chance dazu gehabt hatte. ,,Das muss er auch nicht zwingend!", schmunzelte mein Vater leicht. ,,Auch ein Tropfen kann genügen, wenn die Spermien stark genug sind", gab mir mein Vater Nachhilfe in Biologie.
,,Aber wie kann ich es nicht bemerkt haben?", konnte und wollte ich ihm noch nicht so recht glauben. ,,Ich bin mir ziemlich sicher, du hattest eine Menge anderes im Kopf!", streichelte mein Vater mir erneut über die Wange: ,,Ich hab dir doch gesagt du musst dich nicht wundern, wenn dein Mate ruhiger wird. Ich bin mir sicher sein Unterbewusstsein hat es begriffen, auch wenn er es nicht verstanden hat." Nein, verstanden hatte wohl keiner von uns beiden etwas.,,Kann ich... kann ich es sehen?", wollte ich noch immer etwas ungläubig wissen. Mein Vater nickte und bemühte sich gleich um einen Mediziner, der ein Ultraschallgerät mitbrachte. Gleich wurde mir das Gel auf dem Bauch verteilt, ehe er das Gerät ansetzte. Eine kleine Bewegung zur Seite und ich konnte tatsächlich sehen, was in mir heranwuchs.
,,Ich hab es mir vorhin schon einmal angesehen. Es ist gut entwickelt!", ließ der Arzt mich wissen. Ich hatte es bisher nicht ganz glauben können, aber es nun zu sehen, löste das nächste emotionale Chaos in mir aus. Natürlich hatte ich mir immer gewünscht eines Tages Kinder, um mich zu haben, aber nun war es doch ein wenig früh. Hier im Rudel herrschten noch keine klaren Verhältnisse und ich war mir auch nicht sicher, was Ace dazu überhaupt sagen würde. Er brauchte Nachkommen, aber wollte er sie wirklich von mir?
,,Er wird sich schon freuen!", lächelte mich mein Vater sanft an. Er hatte bis jetzt noch immer Recht behalten, das gab mir Zuversicht. ,,Ace wird sich bestimmt ein wenig schwer tun, aber die Familie, die du ihm gibst, ist schließlich auch seine erste!", meinte der Alpha und damit hatte er wohl recht. Mein Mate war nicht mehr so, dass ich jede falsche Bewegung in seiner Nähe fürchten musste, er hatte sich bereits zum Guten gewandelt.

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Territory [manxboy]
Manusia SerigalaAce kannte seinen Vater nicht anders... der Alpha war herrisch und rachsüchtig. Nicht selten ließ er seinen Unmut auch an ihm aus. Als es dann auch noch zu Konflikten im Rudel kommt, beginnt die Lage allmählich zu eskalieren. Was Adrik im Zuge desse...