41. Kapitel

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- Ace -

Ich konnte nur zusehen, wie sich der mir fremde Mann dem kleinen Omega weiter näherte. Sie hatten ihm weh getan und würden es auch weiterhin, wie ich wusste, wenn ich mich nicht aus meiner Lage befreite.
Es verlangte mir einiges ab, den animalischen Verstand ein wenig beiseite zu drängen und wirklich zu überlegen, was mir zu tun übrigblieb. Erneut stemmte ich mich gegen die Widerharken, nur damit weitere Schmerzen durch meinen Körper fuhren. Der Schmerz war intensiver, je mehr Menschlichkeit ich in mir zu ließ, daher hatte ich früh begonnen Humanität bestmöglich zu verdrängen. Die animalische Seite gewann schnell wieder Überhand, nicht aber ohne, dass ich erfolgreich einige Schlüsse zog.
Tatsächlich ließ auch Owein nicht lang auf sich warten. Stolz auf seinen Plan und stolz mich erfolgreich in seiner Falle zu sehen, trat er näher an mich und auch seinen Bruder heran. ,,Du bist wirklich nicht der hellste, oder?", wollte er wissen, ehe er zu Lachen begann. Er hatte den Plan mit einigen wenigen seiner vermutlich engsten Vertrauten ausgeheckt, wenige seiner Verbündeten waren so allerdings auch nur vor Ort und einen von ihnen hatte ich bereits auf dem Gewissen. Zahlenmäßig würde ich sicherlich mit ihnen fertig, aber nicht so, nicht in dieser Situation.

,,Darauf hast du doch die ganze Zeit gewartet...", merkte Owein an seinen Freund gewandt an und dieser packte sich grob meinen Mate. Ich spürte und roch seine Angst, es machte mich wütend, dass es ein andere überhaupt wagte ihn anzufassen. Die Art wie er ihn anfasste, machte es keinesfalls besser und ich erkannte seine Absichten nur zu gut. Mein warnendes Knurren schien lediglich auf Belustigung zu stoßen. Unbekümmert fuhr der Fremde fort: ,,Du glaubst gar nicht, wie ich mich auf diesen Moment freue!" Noch bevor er meinem Mate die Hose runtergezogen hatte, verbiss ich mich in einem der Seile das mich zwischen den Bäumen fixierte. Das Stahlseil splitterte unter meinem kräftigen Kiefer und schnitt in mein Fleisch ein, aber das galt es gerade nicht weiter zu beachten. Der andere war zu sehr auf meinen Mate fokussiert, als dass er die eigentliche Absicht hinter meinem Tun begriff. Owein schien mein Verhalten, als nicht zielführend zu erachten, als der Ast knackte, der das Seil hielt, war es bereits zu spät.
Mit geballter Kraft riss ich den Ast vom Stamm. Er war mit Abstand die Schwachstelle dieser Falle gewesen. Bevor einer der beiden Zeit zum Reagieren hatte, nutzte ich die zumindest teils zurückgewonnene Freiheit, um mich gegen die verbliebenen Fesseln zu stemmen. Der Überraschungsmoment und die so gewonnene Reichweite reichte gerade aus, damit ich den anderen an der Hand zu fassen bekam. Mit einem kräftigen Ruck riss ich ihn dichter an mich heran und kugelte ihm damit den Arm aus, ehe ich ihn besser zu packen bekam. Ich schüttelte den menschlichen Körper gewaltig, bis ich ihm den Arm schließlich ganz ausriss. Und sich in meinem Maul mein Blut mit dem des anderen vermischte.

Es gelang Owein meine Aufmerksamkeit zurückzugewinnen, noch bevor ich mich erneut in dem anderen verbiss. Mit meine Pfote auf seiner Brust, hatte ich die wimmernde Gestalt unter mir fixiert.
,,Hör sofort auf oder willst du etwa das deinem Schützling etwas passiert?", hatte der andere Alpha die Situation wohl zunächst nicht ganz richtig eingeschätzt. Er hielt Weylyn eine Kralle an die Kehle und schien dies wohl als beste Möglichkeit zu sehen meine Aufmerksamkeit auf sich zu halten. Knurrend behielt ich seine Kralle an Weylyns Hals fixiert.
,,Gut so... und jetzt lass ihn gehen!", forderte Owein mit einem Blick auf seinen Freund, er wollte wohl nicht gleich noch einen von ihnen verlieren. Knurrend nahm ich meine Pfote von der erbärmlichen Gestalt, die durch den Dreck zurück zu ihrem Meister kroch. Wir Wölfe hatten eine hervorragende Fähigkeit auch schwerste Verletzungen zu heilen, aber eine abgetrennte Gliedmaßen, würde sich nicht einfach so von selbst regenerieren. Dieser Typ hatte sein bestes Leben gelebt und würde es sich in Zukunft zweimal überlegen, mit wem er sich anlegte.

,,Mach weiter!", forderte Owein unbekümmert. Ein Blick in Weylyns Gesicht verriet ihm, dass ihm übel beim Anblick des stark blutenden Stümmels wurde. Sein Freund sah ihn entgeistert an: ,,Ich hab gerade meinen Arm verloren...", brachte er heulend gerade so hervor. Wirklich sehr bedauerlich, wie offenbar auch Owein fand. ,,Tust du es oder tust du es nicht?", harkte der Alpha nach. Als der andere nicht mehr als ein Wimmern zum Besten gab, stieß Owein ihn mir prompt wieder vor die Pfoten. Etwas womit weder Weylyn noch einer seiner Verbündeten gerechnet hatte. Auch ich war zu perplex, um gleich zu reagieren.
,,Bitte nicht!", vernahm ich Weylyns Stimme, irritiert nahm ich zur Kenntnis, dass sich seine Lippen nicht bewegt hatten. Vernommen hatte ich ihn jedoch klar und deutlich. Mein Blick fiel auf die Beute vor mir, die schluchzend am Boden kauerte. Der Mann war zu feige dem Tod ins Gesicht zu sehen. Für mich bestand allerdings keine Notwendigkeit ihn weiter zu quälen oder gar zu töten, von ihm ging so schnell keine Bedrohung mehr aus.

Weylyn atmete sichtlich aus, als ich den Fremden mit meiner Schnauze zur Seite stieß. Hastig krabbelte der Verletzte durch den Dreck und flüchtete sich in die Obhut seiner übrigen Freunde. Owein schüttelte den Kopf: ,,Ich habe dich für stärker gehalten... Aber ich denke wir haben genug gespielt!" Er bedachte seine Verbündeten mit einem auffordernden Blick, doch es tat sich nichts. Auch auf Oweins gereizte Aufforderung hin, trat keiner der anderen vor. Sie hatten sich in ihm wohl wie wir alle, einen anderen Herrscher vorgestellt.
,,Gut, wie ihr wollt. Eure Hilfe brauche ich nicht, aber ihr wisst, wo euer Platz im Rudel sein wird!", knurrte Owein, ehe sein Fell spross. ,,Dann soll es so sein!", hörte ich einen von ihnen, ehe Owein mich angriff.

Territory [manxboy]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt