12. Kapitel

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,,Halt still!", forderte mich Berric auf und hielt meinen linken Arm fest fixiert ,,Ich mach doch überhaupt nichts!", presste ich zwischen zusammen gebissenen Zähnen hervor. Dank Berric sah ich nur halb, was vor sich ging, dafür spürte ich es jedoch umso intensiver. Betäubung oder Narkose waren etwas für die Schwachen. Ein Alpha stand den Schmerz auch so durch, zumindest nach Auffassung meines Vaters. Mit feinen Schnitten hatte der Heiler die teils geschlossenen Wunden geöffnet und begonnen die Überreste des Holzes daraus zu entfernen. Ich wollte ihm nicht zu sehen, es schmerzte, aber es ließ sich noch aushalten. Was ließ sich auch bitte nicht aushalten? Vor Schmerz sterben würde ich nicht. Einzig Infektionen, durch Dreck und Überreste in den Verletzungen, konnten mir gefährlich werden. Wollte ich eins vermeiden, nahm ich das andere also in Kauf. Und ein verängstigtes Tier, dass nicht wusste, dass ihm geholfen wurde und deshalb nicht stillhielt, war ich noch längst nicht.

,,Ich hab es gleich!", beteuerte der Arzt und fuhr fort. Das dieses gleich auch zeitnah war, hoffte ich doch sehr. Mit zusammen gebissenen Zähnen ließ ich das Prozedere über mich ergehen. Berric war sich hoffentlich bewusst, dass er mich keineswegs halten konnte, stemmte ich mich wirklich gegen die Behandlung.

Zu meiner Erleichterung war die Behandlung dann endlich abgeschlossen. Berric half mir dabei mich aufzusetzen. Natürlich meldete sich auch mein Kreislauf wieder zu Wort und ich sackte fast augenblicklich zur Seite, zum Glück jedoch gegen seine starke Schulter. ,,Lass es langsam angehen!", meinte der Beta ruhig. Ein leises Brummen ließ ich verlauten, während ich der Heiler Brust und Bauch vorsichtshalber mit einem Verband versah. ,,Du solltest dich zunächst wirklich besser ausruhen. Dein Körper ist geschwächt, die Heilung bedarf Zeit!", gab er mir zu verstehen. Ich nickte, wusste aber, dass ich mich zunächst nicht im Bett, sondern im Büro meines Vaters einfinden würde. Und tatsächlich tat ich dies auch wenig später, ungeachtet aller guten Ratschläge.

,,Eine wirkliche Enttäuschung...", vernahm ich die Stimme meines Vaters, als ich die Tür hinter mir schloss. ,,Ein Omega als Sohn zweier Alpha!", mein Vater schüttelte den Kopf, eher er sich nun mir zuwendete. Das einige seiner eigenen Kinder, die er mit verschiedensten Frauen gezeugt hatte, Omega waren, schien er in diesem Moment gekonnt verdrängt zu haben. Ich für meinen Teil wollte nicht derjenige sein, der ihn darauf hinwies.

Mein Vater hatte sich mir genähert und war etwas hinter mir stehen geblieben. ,,Ein Glück, dass mein Stammhalter ein Alpha ist...", er schnellte nach vorn, ich spürte etwas Kaltes an meinem Hals. Automatisch griff ich an diesen und spürte die scharfe Klinge. ,,... der sich von einem Omega schlagen lässt..." Ein Schwall Blut floss meinen Hals hinab, als die Klinge in mein Fleisch schnitt. Das Messer verschwand von meinem Hals, nun jedoch spürte ich es an meiner Brust. ,,Ist das nicht enttäuschend?", er übte Druck mit dem Gegenstand aus, hob einen Teil des Verbandes ein Stückchen an und drückte die Klinge in die Wunde.
,,Es tut mir leid. Ich hab seine Absichten einfach nicht rechtzeitig durschaut. Es war ein fremdes Gebiet und ich dachte nicht...", versuchte ich mich zu erklären, nun floss Blut meine Brust hinab. Die feinen Schnitte waren nichts gegen den Schmerz, den ich nach dem Sturz erfahren hatte, meinen Körper schwächten sie jedoch zusätzlich. Bestimmt packte der Alpha mich von hinten und zog mich dicht an seinen Körper. Seine Hand griff von hinten an meine Kehle und fixierte mein Kinn wie ein Schraubstock. Seine andere Hand drückte die Klinge gegen meine Brust, ich spürte die Wärme, die von dieser Stelle ausging, während das Blut floss.
,,Du wärst längst tot, würde ich es beabsichtigen!", führte mein Vater mir wieder vor Augen. Mein Körper hielt seine Starre, ich bemühte mich meine Atmung zu zügeln, es gelang mir nur mäßig.

Die kräftige Hand schob sich von meinem Kinn wieder hinab zu meiner Kehle und Zwang mich meinen Kopf zurück zulegen. Es war schlicht weg demütigen, derart verletzliche Stellen offen zu legen. ,,Deine Schwester scheinst du ja mittlerweile kennengelernt zu haben!", vernahm ich die tiefe Stimme direkt an meinem Ohr. ,,Ein wirklich hübsches kleines Ding, zart und zierlich!", ich begann mich weiter zu verspannen. Ich begriff, wovon er sprach. Das kleine Mädchen, dessen Witterung ich einfach nicht hatte aufnehmen können... Hatte er wirklich beabsichtigt, dass ich eines seiner Kinder tötete?

Der Griff um meine Kehle verstärkte sich weiter: ,,Sie wird bestimmt ein genauso hübsches Ding wie ihre Mutter. Ich werde sie dir zum Spielen lassen, aber wer weiß, vielleicht komme ich auch selbst noch darauf zurück!" Er lachte leise und stieß mich von sich, natürlich nicht ohne mich die Klinge ein weiteres Mal spüren zu lassen. Ich fuhr zu ihm herum, taumelte zurück und brachte so zusätzliche Distanz zwischen uns. Amüsiert leckte der Alpha das Blut von der Klinge, ehe er das Messer in die Tischplatte neben sich rammte: ,,Wirklich delikat..." Über meinen Gesichtsausdruck konnte er nur schmunzeln, langsam wand er sich von mir ab: ,,Verschwindet, bevor ich mehr will... Du kennst deine Pflichten!" Ich zögerte nicht und suchte tatsächlich das weite. Meine Pflichten kannte ich zu gut und ich hielt es für ratsam ihnen nachzukommen.

,,Ace, ich denke nicht...", begann Berric, doch ich fiel ihm gleich ins Wort. ,,Was du denkst, interessiert mich nicht, ich hab dich nicht nach deiner Meinung gefragt!", fuhr ich ihn an. Der Ältere verstummte sofort und nickte nur knapp, als ihn mein Blick traf. Er konnte nur ahnen, was passiert war. Nun war es ratsam mir aus dem Weg zu gehen, dass wusste er. Jemand der es ebenfalls bestens wusste, baute sich nun allerdings vor mir auf.
,,Ganz der Vater, was?", Baraek verging das Grinsen, als ich ihm ins Gesicht schlug und mit meinen Krallen nur knapp sein Auge verfehlte. ,,Halt dich zurück, sonst sorge ich dafür das du nicht mehr fähig bist einen Schritt vor den anderen zu setzen. Und du weißt, wie unnütz so jemand ist!", fuhr ich auch ihn an. Ich war nicht in der Lage meine Entscheidungen zu reflektieren und auch Baraek begriff dies nun. Grob schob ich mich an ihm vorbei, um meinen weiteren Frust an den Insassen der nun reichlich gefüllten Zellen auszulassen.

Territory [manxboy]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt