53. Kapitel

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Während ich möglichst leise die Treppen hinab bis in den Keller schlich, entwickelte sich neben der Neugier noch ein weiteres Gefühl. Es hatte etwas mit Bedrückung zu tun, dem schwächer werdenden Licht hinab in den Keller zu folgen. So sehr mich auch interessierte, was sich dort verbarg, stellte ich mir allmählich doch die Frage, warum man es verbarg.
Ich erinnerte mich, dass das Verlies, indem ich nach meiner Ankunft in diesem Territorium untergebracht worden war, ähnlich gelegen war. Es war irgendwo unterirdisch gelegen und durch zwei Eingänge zu erreichen gewesen. Den einen, durch den Ace kam und den anderen, den wir entlang geleitet wurden und der außerhalb des Gebäudes hinausführte.
Vielleicht gab es wirklich einen Trakt, über den die Verliese mit dem Wohngebäude verbunden waren.

Im Gang angekommen huschte mir erneut ein kalter Schauer über den Rücken. Es war wirklich unheimlich, erst recht, weil sich die Gänge nicht einsehen ließen. Das Licht reichte nicht bis zum Ende und einige Verzweigungen führten zu zusätzlicher Irritation.
Nur langsam wagte ich mich weiter vor, um die Treppe hinter mir zu lassen. Gleich die erste Tür, die ich erreichte, war verschlossen, neben ihr viele weitere. Es machte nur Sinn, dass Ace, dass was er hier verbergen wollte, auch gesichert hatte. Die Stahltüren gaben mir keine Chance mit meinen körperlichen Begebenheiten dennoch einzudringen. Mal ganz abgesehen davon, dass ich dabei auch einen heiden Lärm verursacht hätte.
Bei einer der Türen hatte ich schließlich dennoch Glück.

Ich drückte die Klinke hinunter und fand mich in einer Art Labor wieder, wie ich der Einrichtung entnahm. Ein wenig verwundert, sah ich mich weiter um. Forschung hatte ich Adrik überhaupt nicht zugetraut und ich konnte mir auch nicht wirklich vorstellen, dass er Innovation unterstützte.
Flüchtig laß ich mir die Beschriftungen an einigen der Proben durch, konnte jedoch nicht von mir behaupten, dass ich die Bezeichnungen verstand. Die Aufzeichnungen bezüglich der Untersuchungen waren dann doch deutlich informativer, dennoch suchte ich vergeblich nach Erklärungen.

T349 - Proband paralysiert, ansprechbar

T387 - Proband verliert das Bewusstsein

T251 - Proband erleidet Herzstillstand, Reanimation vergeblich

T198 - Proband ausgeschieden

...

Es gab Unmengen an Protokollen, die ich hier vorfand und je mehr ich davon laß, desto mehr zweifelte ich daran, dass sie mit guten Absichten geführt wurden. Was auch immer man hier getestet hatte, hatte keinem der Probanden geholfen.
Ich schloss die Mappe und stellte sie zurück an ihren Platz, es brauchte nicht jeder wissen, das ich hier herumgeschnüffelt hatte.

Die Tür zu einem weiteren Raum, die sich öffnen ließ, ließ mich einen Blick auf einen überwiegend technischen Raum erhaschen.
Bei genauerem Betrachten schien eine der Wände leicht zu spiegeln. Als ich näher herantrat, begriff ich, dass es gar keine Wand im klassischen Sinne war, da sie den Blick auf einen sich dahinter befindlichen Raum freigab.
Der Raum war stockdunkel, lediglich ein kleines gelbes Lämpchen blinkte in regelmäßigen Abständen, andernfalls hätte ich den Raum aus der Ferne vermutlich gar nicht erst bemerkt.
In unmittelbarer Nähe der Wand waren Monitore platziert, die vermutlich den Raum aus unterschiedlichen Perspektiven zeigten. Es reizte mich zu teste, wofür der Schalter an der nächstgelegenen Wand war, doch ich testete es nicht.
Der besagte Raum war nur durch eine Seite zu betreten. Ich ließ den Überwachungsraum hinter mir, um nach der anderen Tür zu suchen.
Während ich weiter in die vermutete Richtung steuerte, passierte ich ein Stahlgitter, das wohl, als eine Art Trennwand fungierte. Die Wände in diesem Teil des Flures wirkten deutlich mitgenommener, als jene im restlichen Teil des Kellers. Sie wiesen Kratzspuren und Flecken auf, deren Ursprung ich lediglich erahnen konnte.
Vor einer der Türen blieb ich schließlich stehen, tatsächlich war sie geöffnet, also trat ich ein.

Es war nicht der Raum, den ich durch die Fenster-Wand gesehene hatte, aber einer durchaus nicht weniger interessant war.
Während an einer der Seiten Ketten von der Wand hingen, fand sich an der anderen ein wahrliches Sortiment mit Dingen, die ich an mir nicht anzuwenden wünschte. Die Wand, an der die Fesseln angebracht waren, waren von Krallenspuren gezeichnet, als ich nach einer dieser griff, erkannte ich schnell dieselbe Technik, mit der man auch meine Brüder hier in Schach gehalten hatte. Die Stacheln auf der Innenseite wurden dem Träger der Fallen erst gefährlich, wenn er sich zu bewegen oder transformieren begann.
Die Idee dahinter war schlüssig, aber ich wusste nicht, warum es überhaupt jemanden so zu fixieren galt.
Aus reiner Neugierde legte ich eines meiner Handgelenke in eine der Handschellen hinein, um zusehen, wie weit sie war. Es genügte, dass ich einmal mit dem Daumen darin abrutschte, dass sie sich fest um mein Handgelenk zuzog. Ich erschrak gewaltig und machte gleich einen Satz nach hinten, wodurch ich jedoch auch gleich die Dornen zu spüren begann. War mir tatsächlich meine eigenen Neugierde zum Verhängnis geworden?

Akribisch hantierte ich an den Fesseln herum, nur um schnell festzustellen, dass sie sich nicht von allein lösen ließen und lediglich bei jeder Bewegung mehr in mein Fleisch schnitten.
Es musste einen Schlüssel geben, aber den erreichte ich nicht, wie ich ähnlich schnell begriff. In mir machte sich die Panik breit, warum um alles in der Welt war ich so leichtsinnig gewesen?

Während ich weiter hektisch zu ziehen begann, um mich vielleicht doch noch selbst zu befreien, bemerkte ich ihn zunächst nicht. Es war sein Geruch, der mir irgendwann in dies Nase stieg und mich herumfahren ließ. Seine rötlich glimmenden Augen blitzten mich aus der Dunkelheit heraus an. Wäre ich nicht bereits an seine Erscheinung gewöhnt, hätte mich spätestens jetzt die Angst gefasst.
„Ich habe dir gesagt, dass dich manche Sachen nichts angehen!", vernahm ich seine tiefe Stimme, dann löste er sich von der Wand und trat dichter an mich heran.
„Es tut mir leid, ich hätte dich nicht hintergehen sollen...", murmelte ich. Ace griff nicht gleich zu meiner Hand, sondern zog zunächst meinen Geruch ein, sodass ich mich erneut auf den seinen konzentrierte. Er war deutlich prägnanter als sonst, wie ich nun begriff und ich meinte nur zu ahnen, was dies bedeutete.

Territory [manxboy]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt