- Weylyn -
„Und du bist wirklich sicher, dass du hier sein möchtest?", war Ace schon die ganze Zeit ziemlich angespannt, Ich schob es darauf, dass wir den Ort besuchten, an dem er seine Kindheit verbracht hatte und mit dem er kaum eine gute Erfahrung verband. Als ich das erste Mal hier gewesen war, war es mir schließlich ähnlich ergangen. „Ich bin gern bei dir und vielleicht kann ich dir ja was helfen!", meinte ich.
Mein Vater hatte uns nahegelegt, dass wir uns, wo wir schon einmal da waren, vor allem die Ordner anschauen sollten. Er hatte mir einige Stichworte genannt, denen es besondere Beachtung zu schenken galt und ich war mir ziemlich sicher, dass wir dazu auch etwas finden würden. Warum Ace allerdings in erster Linie hatte, hierherkommen wollen, wusste ich nicht, weil er mal wieder nicht darüber sprechen wollte, was ihn beschäftigte.Ace öffnete die Tür des Hauses und es war das erste Mal, dass wir hier wirklich allein waren. Das Gebäude wirkte, so dunkel und bedrohlich, wie schon als es bewohnt gewesen war. Mein Mate machte sich nicht die Mühe das Licht anzuschalten, schließlich waren unsere Augen gut genug, doch mir wurde dabei ein wenig unwohl.
„Könntest du vielleicht...", fragte ich vorsichtig an, aber er schien zu verstehen, worauf ich anspielte. „Dann müssen wir in den Keller!", überlegte der Ältere und ich konnte nicht ganz einschätzen, wie ich seinen Gesichtsausdruck zu werten hatte. Er war nach wie vor angespannt, nun trat sein Kiefer aber noch deutlicher hervor.
„Wäre das ein Problem?", wollte ich vorsichtig wissen, als daraufhin weiter keine Reaktion kam. Ein wenig zögerlich schüttelte mein Mate den Kopf. „Wir müssen nicht, wenn du nicht möchtest, ich könnte auch allein gehen!", bot ich an, nun ging Ace wie üblich in die Defensive. Schwäche konnte und wollte er sich nicht eingestehen.
„Schon okay, warte hier!", meinte er und verschwand die Stufen abwärts. Es war beachtlich, dass dieses große Gebäude noch zusätzlich einen Keller hatte, und es reizte mich zu sehen, was Ace Negatives damit verband. Natürlich wartete ich also nicht, wie mir befohlen oben.„Ich habe gesagt du sollst warten!", hörte ich Ace tiefe Stimme aus dem Gang hallen, als ich den ersten Fuß auf die Treppe setzte. Wo ich schon mal dabei war, ließ ich mich jetzt auch nicht mehr beirren und schritt die weiteren Stufen hinab. Es war verdammt kalt hier unten und meine Sinne waren schlechter, als ich angenommen hatte.
„Ace?", lief mir ein ziemlich kalter Schauer über den Rücken, als ich verloren in einem der Gänge stand. Der Keller war um Welten weitläufiger, als ich erwartet hatte, und nun hallte meine Stimme von den Wänden. Von meinem Mate ging keine Reaktion aus, dann plötzlich, ging das Licht an.
Es war ein schummriges Licht, dass den Keller flutete und hätte ich meinen Mate nicht riechen können, hätte ich ihn mit Sicherheit nicht erkannt.
„Was ist das hier unten?", wollte ich interessiert wissen, mit Ace an meiner Seite, fühlte ich mich doch schon mal bedeutend wohler. Allein und bei diesem Licht, hätte ich mich hier garantiert nicht weiter umgesehen. Bei allen Ängsten die man als Kind gehabt hatte, war dies definitiv eine Location für Albträume.
„Das geht dich nichts an!", meinte der andere schroff und stapfte an mir vorbei in Richtung Treppe. Damit war mein Interesse endgültig geweckt und ich entschied mich dazu mich umzusehen, Ace würde mir so oder so folgen und ich sollte recht behalten.„Weylyn, du hast hier nichts zu suchen!", stellte sich mir mein Mate in den Weg, als ich versuchte, eine der Türen zu öffnen. „Aber was ist denn hier unten?", wollte ich mich damit noch nicht zufriedengeben.
„Es ist... nichts...", versuchte Ace mich weiter davon abzubringen, machte mich jedoch nur noch skeptischer. „Wenn es nichts ist, dann kannst du es mich doch sehen lassen!", sah ich ihn ein wenig trotzig an. „Es reicht jetzt!", klang seine Stimme urplötzlich noch einige Oktaven tiefer: „Du kommst jetzt mit!"
Recht grob hatte er mich am Arm gepackt und zog mich hinter sich her in Richtung Treppe. Körperlich hatte ich ihm noch nie etwas entgegenzusetzen gehabt und war immer auf seine Gunst angewiesen gewesen, wie mir gerade so deutlich, wie nie wurde. Auf meine Proteste hin, warf mich Ace kurzerhand über seine Schulter und ließ mich erst im Büro seines Vaters wieder runter. Er wirkte gereizt, also ließ ich die Thematik vorerst. Dieses Zimmer war schließlich auch von höchstem Interesse.
Ich ging ziemlich zielstrebig dazu über mich hier umzusehen und hatte auch schnell die Schränke mit den Ordnern ausfindig gemacht. Ace merkte man hingegen deutlich an, dass dies nicht der Grund war, warum er hergekommen war.
„Wenn du mir hilfst, geht es schneller!", merkte ich an und drückte Ace einen der Ordner in die Hand. Er wusste ziemlich genau, was wir suchten, zeigte sich jedoch anteilnahmslos und erst auf meine Aufforderung hin gewillt sich nützlich zu machen.
Es war wirklich interessant, was Adrik hier alles abgeheftet hatte und während ich die Sachen so überflog, fand ich einiges, was von großem Interesse war. Ein Blick zu Ace verriet mir, dass er die Schriften weniger gebannt begutachtete.
Als ich den Ordner mit den Monddeutungen aus dem Schrank zog, wurde es wirklich interessant. Alles, was mein Vater und sonst jemand erzählt hatte, schien wahr zu sein. Das Bild, dass die Deuter hervorriefen, traf jenes, das sich schlussendlich auch ereignet hatte, ziemlich gut. Adrik hatte von mir gewusst und alles daran gesetzt mich seinem Sohn vorzuenthalten. Er hatte Pläne verfolgt, die ich sicherlich fand, wenn ich nur ein wenig weiterblätterte und die mich wirklich brennend interessierten.Ace hatte sich erhoben, ohne dass ich es gemerkt hatte, so gebannt wie ich war. Er erwähnte nur knapp, dass er sich anderenorts umsehen wollte und ließ mich damit vorerst allein zurück.
Ich legte den Ordner beiseite und lauschte seinen Schritten. So interessant die Schriften auch waren, einen Ort gab es, der noch bedeutend interessanter war.

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Territory [manxboy]
Hombres LoboAce kannte seinen Vater nicht anders... der Alpha war herrisch und rachsüchtig. Nicht selten ließ er seinen Unmut auch an ihm aus. Als es dann auch noch zu Konflikten im Rudel kommt, beginnt die Lage allmählich zu eskalieren. Was Adrik im Zuge desse...