43. Kapitel

380 18 3
                                        

Ich hatte natürlich und trotz aller Widerstände darauf bestanden, meinem Mate zur Seite zu stehen. Ace befand sich tatsächlich in keinem besonders guten Zustand, aber sein Körper hatte an Stärke zurückgewonnen.
In den nächsten Tagen und Wochen würden auch die letzten Wunden verheilt sein. Die besten Mediziner und Heiler waren mit seiner Genesung beauftragt worden und alle schienen auch ziemlich zuversichtlich zu sein.
Ace lag noch unweit von der Stelle, an welcher er zuvor in die Falle geraten war. Er hatte sich noch nicht zurück verwandelt, ein Akt, der üblicherweise nicht viel Kraft beanspruchte, gerade jedoch einfach zu viel war. Er musste all seine Kräfte schonen und so strich ich sachte durch das dichte schwarze Fell des Alphas. Berric und einige langjährige Vertraute, hielten aufmerksam Wache. Ein geschwächter Alpha ließ sich leicht stürzen und gerade jetzt hätte mein Mate wohl nicht einmal gegen mich eine Chance.

,,Wie habt ihr die Harken gelöst bekommen?", erkundigte ich mich bei Berric. Ace ruhender Körper war höhentechnisch noch immer die Hälfte von mir. ,,Sie haben sie rausgeschnitten, die Harken hatten sich tief im Fleisch verfangen!", klärte mich der Beta auf. Ich nickte leicht und strich sachte weiter durch sein Fell. ,,Danke, dass du ihm Gesellschaft leistest!", lächelte ich den anderen an. ,,Er hat das gleiche auch für mich getan!", bedachte der Beta den anderen mit einem leichten Lächeln: ,,Wenn du aber lieber mit ihm allein wärest, kann ich das natürlich verstehen!" ,,Nein nein, du kannst gern bleiben. Ich bin mir sicher, er genießt deine Gegenwart!", winkte ich ab und hatte inzwischen Ace Gesicht erreicht. Seine Ohren und Schnauze zuckten leicht, als ich im nun über den Kopf strich, seine Lieder flatterten, blieben jedoch geschlossen. Auch Berric schien seine Reaktion gebannt aufzufassen, ehe er sich wieder mir zu wand: ,,Er hat in den Tagen nach deinem Verschwinden wirklich gelitten und keine Ruhe gefunden. Ace ist kein besonders entspannter Vertreter seiner Art und sehr territorial, aber ich hätte nicht gedacht, dass eure Bindung bereits so stark ist." Ich war mir nicht ganz sicher, was genau Ace für mich empfand oder was ich in ihm auslöste, aber vermutlich hatten ich mich durch die Markierung bereits in ihm eingebrannt. Es interessierte mich brennend, wie sich meine Empfindungen und Emotionen ihm gegenüber noch intensiveren würden, wenn auch ich die Gelegenheit dazu bekam.

,,Du bist sein Ruhepol und erdest ihn, wenn du mich fragst, bist du genau das, was dieser Alpha gebraucht hat!", meinte Berric nach einem Moment der Stille, in welchem ich meinen Gedanken verfallen war. Etwas ähnliches hatte auch mein Vater bereits angedeutet, es jedoch aus Berrics Mund zu hören, bedeutete mir viel. ,,Ich hatte zunächst wirklich Angst vor ihm!", gestand ich: ,,Ich hab viel von seinem Vater und eurem Rudel gehört und war mir ziemlich sicher, dass auch sein Sohn nicht anders sein kann. Stimmt es, was man über Adrik erzählt hat?" ,,Ich bin mir nicht sicher, was du gehört hast, aber nahezu ein jeder von uns hat in Schrecken gelebt. Adrik hat das Rudel durch Machtdemonstration und Angst beisammengehalten. Es waren viele gewillt zu euch überzulaufen, aber sie alle haben es mit dem Leben bezahlt! Es war niemand sicher. Langjährig angesehene Krieger, wurden alt und schwach und Schwache waren in seinen Augen nicht zu gebrauchen, vor allem Omega hat er aus seinen Reihen vertrieben", klärte mich Berric auf: ,,Ace war noch ein Kind, als sein Vater ihn zu züchtigen begann. Mein Bruder hat es geliebt ihn zu foltern und Adrik liebte es seinen Sohn leiden zu sehen. Es war zu Ace bestem, dass er entschieden hat seinem Vater zu gehorchen, aber er hat seine Entscheidungen nie vertreten." Berric sah mich nun ein wenig direkter an: ,,Der Zusammenschluss der Rudel und eure Vereinigung war das Beste, was uns passieren konnte. Ace wird lernen seine Vergangenheit hinter sich zu lassen und mit dir in eine neue Zukunft zu sehen." Berrics Worte hatten mich traurig und hoffnungsvoll zu gleich gemacht.

Ich hatte mich in dieser Nacht in Ace Fell gekuschelt, nicht aber wirklich viel Schlaf gefunden. Zu viel geisterte mir durch den Kopf, als das ich mich wirklich entspannen konnte. Es gab noch so viele nicht getroffene Entscheidungen, so viele nicht gesagte Worte und auch so viel, das einfach überhaupt noch nicht sicher war. Nachdem was ich von beiden Seiten gehört hatte, war ich zwar ziemlich zuversichtlich, dass sich die Rudel einigen ließen, aber wie weit würde ein jeder Ace als seinen Alpha akzeptieren?
Durch die Grenzüberschreitung, die mein Bruder verursacht hatte, standen mögliche weitere Konflikte herein, mit welchen sich zunächst jedoch mein Vater zu befassen versprach. Und ganz abgesehen von einigen territorialen und rudeltechnischen Veränderungen, würden auch Ace und ich noch einige durchleben. Und dann war da auch noch die Sache mit Owein, über die noch niemand gewagt hatte ein Wort zu verlieren, die mich sehr beschäftigte.

Am nächsten Morgen half ich dabei die Wunden meines Mates zu pflegen und bekam so auch gleich noch einmal ein unmittelbares Update über seinen Gesundheitszustand. Laut einem der Ärzte, sollte er im Laufe des Tages aus seinem Schlaf erwachen, in den man ihn auf Berrics Bitten versetzt hatte. Ace ruheloser Geist war alles andere als gewillt seinem Körper die nötige Ruhe zu geben und war auch Hilfe meist eher abgeneigt. Demnach war es zu seinem besten, den ersten Heilungsprozess nicht selbst manipulieren zu können, wie auch ich fand.
Ich nutzte die Zeit, die mir bis zu seinem Erwachen blieb, um mich ein wenig mit seinem Beta auszutauschen. Das liberale Bild, das Berric mir bereits zu Beginn vermittelt hatte, bestätigte sich in unseren Gesprächen. Auch mein Vater schien dies sehr positiv aufzufassen. Er hatte es sich nach einigen diplomatischen Gesprächen mit den benachbarten Rudeln nicht nehmen lassen, ebenfalls nach Ace zu sehen. Ich war wirklich dankbar dafür, wie zumindest meine verbliebenen Familienmitglieder Ace akzeptieren und vor allem sich mein Vater um ihn bemühte.
Wie sehr sich der Arzt mit der Dosierung geirrt hatte, wusste ich nicht, aber Ace erwachte keinesfalls im Laufe des Tages.

Territory [manxboy]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt