Ende

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Der Mann neben mir hatte überstürzt den Raum verlassen, dem Geruch, der an ihm haftete, als er zurückkehrte, war zu entnehmen, dass er sich wohl übergeben hatte. Meine Augen hatten sich nicht von dem Bildschirm gelöst, seit die Präsentation begonnen hatte. Ace zeigte eine Sammlung von Bildern und Videoauszügen, die sich wohl in den letzten Jahren hier angesammelt hatten. Die Ausstattung der Kellerräume hatte mich verwundert, nun begann ich sie zu begreifen.

Auf Adriks Geheiß hin, waren unterschiedlichste Experimente an lebenden Probanden durchgeführt worden und so allmählich ergaben auch die Protokolle, die ich gefunden hatte Sinn.
Den Mann, den Ace auf dem Gewissen hatte, erkannte ich schnell. Ihn zeigten viele der Videos. Beinahe ähnlich so häufig zeigten sie auch meinen Mate.
Das Video, welches gerade spielte, zeigte ihn fest an einer Wand fixiert. Die Einrichtungsart erkannte ich schnell und auch die Ketten, kamen mir bekannt vor. Der Arzt injizierte seinem Patienten eine Substanz, ehe er sich schnell wieder von dem anderen entfernte. Es dauerte mehrere Sekunden, bis wirklich etwas passierte. Der Patient brach zunächst in Unruhe aus, dann sprach man nur noch von Ektase. Ohne jegliche Rücksicht auf Verluste begann er schließlich an seinen Fesseln zu reißen, die Dornen rissen seine Haut auf und ich erkannte deutlich, wie Blut floss.
Mit einem Mal blieb das Toben aus, jedwede Regung, die nun von dem Patienten ausging, glich viel mehr einem unkontrollierten Zucken, dann sackte er abwärts, bis er lediglich in der Schlinge hing, die seinen Hals fixierte. Er schien sich mit seinem eigenen Gewicht zu erdrosseln, bis durch seinen Körper plötzlich wieder Leben zuckte und er sich wieder aufrichtete.
Das Video endete, dafür folgten weitere Aufzeichnungen, in welchem man ihm Unmengen von Blut entnahm, weitere Substanzen injizierte oder auch ganze Teile aus seiner Haut herausschnitt.
Es folgten Videos, die ich nicht einmal verstand und Fotos, die diejenigen zeigte, die diese Tests und Versuche nicht überstanden hatten.

Bereits nach den ersten Sekunden war es totenstill im Raum geworden, aber diese Präsentation schien kein Ende zu finden. Ich suchte meinen Mate, doch so gebannt, wie ich nach vorn gesehen hatte, hatte ich nicht bemerkt, dass er den Raum verlassen hatte.
Ich konnte das Bildmaterial nicht ertragen und wäre meinem Sitznachbarn beim zweiten Mal beinahe nach draußen gefolgt.
Mir war schlecht und schwindelig, als ich mich auf die Beine kämpfte und ebenfalls den Raum verließ.
Kurz darauf hatte mein Vater die Präsentation wohl unterbrochen, die Stille im Raum blieb.
Ich passierte den Blumenkübel, über welchem mein Sitznachbar hing, und mir war zu übel, als dass es mir gelang mich auf meine Sinne zu konzentrieren. Es war vor allem auch ein Schuldgefühl, dass mir auf den Magen schlug.
Gerade so hatte ich es in die Wohnung geschafft, als ich es nicht länger halten konnte und mich tatsächlich übergab. Es dauerte eine Weile, bis es wirklich besser wurde und ich das Badezimmer wieder verließ.

Es war ruhig in der Wohnung und alles wirkte wie unberührt. Dem schwachen Geruch meines Mates der mir neben dem Reinigungsmittel noch entgegen stieß, entnahm ich, dass er sich hier so gut wie gar nicht aufgehalten haben musste.
Mein Instinkt führte mich dennoch, wie selbstverständlich zu ihm und es überraschte mich nicht, sein schwarzes Fell zu erblicken. Es war seine Art, seine Emotionen zu verbergen und Dinge mit sich selbst auszumachen.
Er hatte mich bemerkt, das wusste ich, noch bevor er seinen Kopf in meine Richtung drehte. Wortlos ließ ich mich neben ihn auf den Boden sinken, nah genug, um mein Gesicht in seinem Fell zu versenken.
„Ich habe dir Unrecht getan! Ich bereue, was ich zu dir gesagt habe und es tut mir wirklich leid!", er konnte meine Tränen zwar nicht sehen, dafür aber spüren und gegenüber ihm zeigte ich auch keinerlei Hemmungen. Meine anfänglich stillen Tränen, wurden schnell zu einem lauten Schluchzen.
Es brauchte Zeit, bis ich mich schließlich wieder beruhigt hatte. Wir sprachen für eine ganze Weile nicht, aber diese Stille tat uns beiden gut. Erst als ich in Ace Armen lag, war ich wieder in der Lage einen ganzen Satz zu Stande zu bringen. Und wohl auch er bereit sich mir und seinen Empfinden zu stellen.

„Bitte verzeih mir!", suchte ich seinen Blick: „Niemand hat es verdient so etwas zu erleben. Ich hätte es nicht sagen dürfen, auch wenn ich wütend war!" Ace dunkle Augen hielten meinem Blick nicht lange stand, stattdessen legte er seinen Kopf auf meine Schulter. Er hatte meine Entschuldigung angenommen, nach wie vor war er allerdings nicht gewillt sich weiter mit dem Thema auseinander zu setzen oder über das zu sprechen, was ihn belastete. Ich hatte gelernt ihm Zeit zu lassen, dennoch wollte ich mein Angebot formulieren.
„Wenn du darüber sprechen möchtest, dann darfst du es jederzeit gerne tun. Wenn du es nicht möchtest, dann ist das auch okay und ich werde es akzeptieren!", strich ich ihm durch das dunkle Haar. Ich zog mir seine Antwort aus seinem Schweigen und versuchte ihm zunächst einfach nur meine Nähe zu geben, er brauchte sie.

Es waren inzwischen sicherlich Stunden vergangen, ehe wir uns gemeinsam auf den Rückweg machten.
Mein Vater hatte die Besprechung beendet und man hatte sich entschieden keine Sanktionen gegen den jungen Alpha zu verhängen. Jace würde über Nacht bei meiner Mutter bleiben, denn diese Nacht brauchte ich einfach für Ace und mich. Am nächsten Tag würden wir ihn gemeinsam abholen. Es ging nicht um Sex oder Lust, sondern darum einfach füreinander da zu sein. Wir waren beide nicht unfehlbar, aber wir nahmen uns fest vor in Zukunft zusammen zu halten. Gemeinsam ließ sich sicherlich für alles eine Lösung finden, auch wenn wir nach wie vor viele Probleme hatten und sich auch zukünftig sicherlich weitere ergeben würden.

Ich war an diesem Morgen an Ace Seite aufgewacht und auch er war im Bett geblieben, obwohl er schon eine Weile wach war. Sein aufmerksamer Blick war auf mich gerichtet, seine Arm hatte er um mich gelegt: „Ich denke wir sollten reden...", meinte er, bevor er mir endlich von all dem erzählte, was ihn so lange belastet hatte.

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Damit nimmt diese Geschichte nun wirklich ihr Ende.

Ich hoffe sehr sie hat euch gefallen und ich konnte euch ein wenig aus dem Alltag entführen. 😊

Was hat euch gefallen und was vielleicht nicht? Würdet ihr gern noch andere Genre und Geschichten von mir lesen?
Lasst es mich auf jeden Fall gerne wissen. ☝🏽

Bis dahin... schaut gern bei meinen anderen Geschichten vorbei, vielleicht liest man sich bald mal wieder. 🤫

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⏰ Letzte Aktualisierung: May 29 ⏰

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