34. Kapitel

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- Ace -

Es hatte etwas unglaublich beruhigendes Weylyns Herzschlag zu lauschen, der laute rhythmische Schlag und das deutlich leise Geräusch im Hintergrund. Ich schlief gut in seiner Gegenwart, wenn auch nicht besonders fest. Es war an mir meinen Mate zu beschützen und diese Aufgabe nahm ich auch ziemlich genau. Hier, wo Weylyn seine Kindheit und nahezu sein ganzes Leben verbracht hatte, fühlte er sich allerdings besonders wohl. Kein Wunder bei all den positiven Erinnerungen, die er mit diesem Ort verband. Ich hingegen hatte mich anderenorts schon deutlich wohler gefühlt.
Weylyn erschrak nicht, als ich sachte an seine Seite griff, schlug jedoch die Augen auf und betrachtete mich mit müdem Blick. Er gähnte und blinzelte verschlafen, ehe er sich langsam zu mir herumdrehte: ,,Was ich gestern gesagt habe, tut mir übrigens leid. Ich weiß, dass du keine leichte Kindheit und mit deinem Vater auch keine wirkliche Familie hattest. Ich hätte das nicht sagen sollen...", sachte legte er eine Hand an meine Wange. ,,Schon gut...", gab ich ein wenig mürrisch zum Besten, meine Vergangenheit war das letzte, an das ich Gedanken verschwenden wollte, wenn ich Zeit mit ihm verbrachte. Weylyn schien meine Reaktion richtig gedeutet zu haben und sah davon ab das Thema weiter auszuführen, statdessen suchte er bewusst meine Nähe. Sachte hauchte er mir zunächst einen Kuss auf die Lippen, ehe er dazu überging sich über meine Wange hinab zu meinem Hals zu küssen. Ich schloss meine Augen und genoss die zärtlichen Bewegungen, bis er meine Hand an sich herabzuführen begann.
,,Weylyn...", entzog ich meine Hand vorsichtig seinem Griff. Es war fast merkwürdig seinen Namen auszusprechen, so selten nahm ich ihn in den Mund. Seine großen Augen trafen auf meinen Blick, ich schüttelte leicht den Kopf und er seufzte. Es war nicht das erste Mal, dass ich einen seiner Annäherungsversuche zurückwies, aber ich hatte einfach nicht das Bedürfnis danach mit ihm zu schlafen. Ich genoss seine Nähe und Zärtlichkeit, aber von dem anfänglichen nahezu unbändigen sexuellen Verlangen nach ihm und seinem Körper war schlicht weg nichts mehr zu spüren. Es war ausschließlich Weylyn, der sich um sexuelle Interaktionen zwischen uns bemühte und so kannte ich mich beim besten Willen nicht. Vielleicht tat mir mein Mate doch alles andere als gut...
,,Wenn ich irgendetwas falsch mache, dann musst du es mir sagen...", vernahm ich Weylyns leise Stimme. Da ich selbst nicht recht wusste, was los war, geschweigenden, was ich ihm antworten sollte, zog ich ihn statdessen in meine Arme. Es fiel mir ziemlich schwer ein Gespräch zu führen, dass nach Weylyns Verständnis einer Unterhaltung entsprach. Er redete viel und gern, wenn der Tag lang war, und ich hörte ihm wirklich gern zu, aber ich war heilfroh, dass er nicht auf alles eine Antwort von mir zu erwarten schien. Eine kleine Berührung hier und da genügte ihm oft, um zu wissen, dass ich seine Worte verstand oder ihm wohlgesonnen war. Ich war mir ziemlich sicher, dass er mich für sozial absolut inkompetent hielt, aber war ich das nicht auch? Meine sozialen Interaktionen hatten sich seit jeher auf das bare Minimum beschränkt. Ich war gut darin Anweisungen auszuführen, nicht etwas selbst welche zu erteilen oder gar zwischenmenschliche Interaktionen zu führen. Allgemein fiel es mir oft nicht leicht Part Mensch zu sein.

,,Möchtest du das ich dich begleite, wenn du dich mit meinem Vater unterhältst?", wollte mein Mate wissen und ich ließ mir seinen Worte einen Moment durch den Kopf gehen, ehe ich schließlich nickte. ,,Das wäre schön!", ich war mir inzwischen ziemlich sicher, dass sich Weylyns Rückhalt und Akzeptanz hatte, seinen Vater hingegen fiel es mir nach wie vor sehr schwer zu deuten. Martyn konnte vermutlich alles mit dem breitesten Grinsen vermarkten und seine Ruhe trieb mich schlichtweg in den Wahnsinn. Das er gestern allerdings das Verhalten seines Sohnes mir gegenüber nicht gutgeheißen hatte, war mir nicht entgangen. Viellicht hatten wir uns einander also wirklich schon ein wenig angenähert und seine Worte waren nicht nur Schall und Rauch. Weylyn für seinen Teil schien sich jedenfalls sehr zu freuen, dass ich ihn an meinem Leben und Herrschaftsvorhaben teilhaben ließ.
,,Bitte entschuldige den Zwischenfall von gestern, ich habe beim besten Willen nicht damit gerechnet, dass derartiges passiert", sah mich Martyn entschuldigend an: ,,Ich habe meinen Sohn natürlich mit seinem Verhalten konfrontiert, so etwas wird nicht wieder passieren!" Ich war mir alles andere als sicher, dass nicht genau dies wieder der Fall sein sollte. Ich sah mich also einem Vater gegenüber, der lediglich seinen Sohn in Schutz nahm. Hatte er für Weylyn nicht genau dasselbe getan? War es das, was gute Väter tun sollten?
,,Ich kann nicht für sein Leben garantieren, aber ich verspreche dir, dass ein erneuter, derartiger Fehltritt seinen sicheren Tod bedeutet!", machte ich meinen Standpunkt klar. Anhand des Gesichtsausdrucks meines Gegenübers war ich mir ziemlich sicher, dass er an meiner Entschlossenheit nicht zweifelte. Owein überhaupt noch eine Chance einzuräumen ließ mich schwach und inkonsequent wirken. Das sich jemand sein Verhalten absahnen und kopierte, konnte ich keinesfalls dulden.
,,Die Leute schätzen und respektieren dich, als einen starken Alpha!", griff Martyn überraschend das Thema auf, um das durch meine Gedanken kreiste. ,,Deine Stärke verspricht Sicherheit, aber sie wissen, dass du jung und noch wenig erfahren bist. Du hast selbst noch kein Rudel geleitet und vermutlich hat dir auch dein Vater nicht alles beigebracht. Und ein derart zahlreiches Rudel zu führen, ist nicht leicht, nicht für den erfahrensten Alpha...", redete Martyn weiter und ich verstand, worauf er anspielte. ,,Du wirst keine Machtposition in diesem Rudel innehaben!", stellte ich klar. Er musste mich wohl für sehr blöd halten, wenn er dachte ich würde ihn nicht durchschauen. ,,Versteht es lieber als Allianz, ein Bündnis, von dem wir beide profitieren könnten. Ich würde dir als Berater zur Seite stehen...", schlug er vor. Es war eine Unverschämtheit, dass er überhaupt in Erwägung zog eine solche Rolle in meinem Rudel bekleiden zu wollen.

Territory [manxboy]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt