- Ace -
Weylyn hatte sich unseren gemeinsamen Sohn gepackt und war auf der Stelle zurück zu seinen Eltern gezogen. Er hatte mir gegenüber nicht noch ein weiteres Wort verloren und hatte alles stehen und liegen gelassen. Eine derart heftige Reaktion hatte ich bei meinem Mate noch nie erlebt und um ehrlich zu sein hatte ich auch nicht damit gerechnet. Natürlich kannte ich die Prinzipien des anderen, doch diese waren in jenem Moment das letzte gewesen, woran ich dachte.
„Du weißt das es Konsequenzen haben wird...", meinte der Martyn, der an meiner Seite geblieben war: „Du hast dich mit Unterzeichnung des Vertrages auch dem Schutz der Individuen verpflichtet. Du wirst dich für das verantworten müssen, was du getan hast!" „Ich werde mich vor niemandem verantworten!", machte ich ihm klar. „Ace, es ist deine vertragliche Pflicht dich dem Rat zu stellen. An so etwas hängt viel und die Leute werden Fragen haben!", versuchte sich Martyn gewohnt sachlich: „Ich bin mir sicher du hast es nicht grundlos getan, aber du wirst den Rat von deinen Gründen überzeugen müssen, damit sie nicht Konsequenzen gegen dich einleiten. Du weißt das so etwas auch kriegerische Folgen nach sich ziehen kann. Du verlierst deine Legitimation als Führer des Rudels, sie werden dich stürzen wollen und drauf kannst du es nicht hinauslaufen lassen. Du weißt, was es für dich bedeutet und nach sich zieht. Stell dich dem Rat, damit hast du deutlich bessere Aussichten auf Erhalt deiner Position und leg ihnen deine Gründe da."
Er hatte einfach zu viel geredet, als dass ich mich in meiner Verfassung darauf hätte konzentrieren können. Entsprechend fiel auch meine Reaktion abweisend und gereizt aus: „Hab ich dich nach deiner Meinung gefragt?"
„Ace, dieses Mal ist es nicht so einfach, wie du es gerne hättest...", seufzte der Ältere: „Da kommst du so schnell nicht mehr raus und du solltest dir wirklich überlegen, wie du es möglichst geschickt angehst. Ich bin jederzeit bereit dir zu helfen, aber dazu musst du mit mir reden!"
Gereizt fuhr ich zu ihm herum: „Halt dich aus meinem Leben raus und geh dorthin zurück, wo du herkommst!" Martyn blieb, wie gewohnt ruhig: „Dort wo ich herkomme, herrscht nun ein junger Alpha, der sich selbst seine Zukunft verbaut, wenn er nicht bald ein wenig Einsicht zeigt!" Energisch hatte ich mir den Älteren gepackt und ihn gegen die Wand gedrückt. Keinesfalls hatte er sich aus der Ruhe bringen lassen und dem Blick, mit dem er mich ansah, konnte ich nicht lang genug standhalten. Schnell ließ ich wieder von ihm ab und ließ meinen Frust stattdessen an der Wand aus.
Martyn sah schweigend zu, wie ich immer wieder gegen das Mauerwerk schlug. Ich stoppte nicht, als sie sich immer mehr rot färbte, sondern erst als mich meine Kräfte verließen. Der Wut wich Verzweiflung. Ich war am Ende meiner Kraft, als ich mich zu Boden sinken ließ.Langsam näherte sich mir der Alpha weiter an, ehe er sich neben mir auf dem Boden niederließ und mich in seine Arme zog. Im ersten Moment stäubte ich mich gewaltig dagegen und war mehr als gewillt ihm dies auch spüren zu lassen, dann realisierte ich, wie gut es eigentlich tat. Eine ganze Weile lag ich in seinem Arm, ohne dass einer von uns sprach.
Es war wieder Martyn, der schließlich das Wort ergriff: „Ich weiß nicht, was dir dieser Mann getan hat, aber ich bin mir sicher er hat dich verletzt, sonst hättest du es nicht getan." Er strich in ruhigen Bewegungen über meinen Arm: „Ich hätte ihn niemals in diesem Rat sitzen lassen, hätte ich davon gewusst. Es tut mir wirklich leid!"
Ich schwieg auch weiterhin, Martyn fuhr weiter fort: „Egal was passiert ist, du kannst nicht zulassen, dass dir deine Vergangenheit deine Zukunft verbaut. Wenn man dich stürzt, nur, weil du dich für ein Unrecht gerecht hast, dass du erfahren hast, dann haben sie doch genau erreicht, was sie wollten. Du kannst nicht erwarten, dass dich die Leute verstehen, wenn du ihnen nichts zum Verstehen gibst. Lass mich dir helfen, gemeinsam biegen wir es wieder gerade!"
Ich weiß nicht, wann ich schließlich nickte oder ihm anderweitig mein Einverständnis signalisierte, doch es war wohl beschlossene Sache.Ich fühlte mich keinesfalls gut oder wohl, als ich mich erneut auf jenem Boden einfand, auf dem ich nicht sein wollte. Martyn war auch weiterhin an meiner Seite geblieben, von seinem Sohn hatte ich weder etwas gehört noch etwas gesehen. Aber gerade wollte ich das eigentlich auch nicht, ich wollte niemanden sehen und war nur auf das Drängen des anderen überhaupt aus dem Haus gegangen. Der Tod des Alten hatte größere Wellen geschlagen, als zunächst angenommen und so blieb uns gar keine andere Wahl, als schnellstmöglich zu handeln.
„Es ist in Ordnung, wenn du nicht mitmöchtest, sag mir nur, wo ich suchen muss!", hatte Martyn gemeint, doch nun stand ich wieder hier, in diesem düsteren Keller.
„Ace!", stieß er mich sachte an, als sich mein Blick in den Gängen verloren hatte, ich fing mich schnell wieder. Ich war ein wenig überrascht, das dem Alpha diese Flure noch gar nicht geläufig waren. Eigentlich trieb er sich, ähnlich wie sein Sohn, überall dort herum, wo man ihn nicht gebrauchen konnte. Er kannte sich nicht aus und ich für meinen Teil wusste nicht, was ich ihm zeigen wollte, und so kamen wir nicht besonders weit.
„Wenn du irgendetwas hast, was uns helfen kann dann solltest du es mir zeigen!", meinte der Ältere schließlich und blieb geduldig. Es kostete mich wirklich einiges an Überwindung, dann jedoch begann ich ihm die Räume zu zeigen.„Was ist das hier?", wollte er offenbar von mir wissen und starrte gegen die gewaltige Fensterfront, die einen der Räume von dem angrenzenden trennte. „Überwachung!", meinte ich knapp und fuhr den PC hoch.
Ich hatte selten auf dieser Seite des Raumes gestanden, jedoch genug Zeit hier verbracht, als dass es hier doch etwas zu finden galt. Es dauerte eine Weile, bis ich das Passwort ausgemacht hatte, dann jedoch eröffnete sich mir erstmalig ein Einblick auf all jenes, was man hier über Jahre aufgezeichnet hatte.

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Territory [manxboy]
Hombres LoboAce kannte seinen Vater nicht anders... der Alpha war herrisch und rachsüchtig. Nicht selten ließ er seinen Unmut auch an ihm aus. Als es dann auch noch zu Konflikten im Rudel kommt, beginnt die Lage allmählich zu eskalieren. Was Adrik im Zuge desse...