21. Kapitel

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Schon eine ganze Weile beobachtete ich den Jungen nun schon aus sicherer Distanz. Schlecht sah er nicht aus, dass musste ich mir wohl oder übel eingestehen. Für einen Jungen zumindest...
Weylyn hatte einen schönen, athletischeren Körperbau, ganz zu schweigen von seinem Hintern, der gelegentlich meinen Blick auf sich zog. Er war die männliche Gegenpartei zu all dem, worauf ich bei Frauen Wert legte, wurde mir klar, je länger ich ihn beobachtete. Glatte Haut, helles, wenn auch recht kurzes Haar und volle Lippen... Was mich an ihm jedoch am meisten reizte war definitiv sein betörender Geruch. Doch auch wenn mir sein Körper als ganz passabel erschien, ihm näher zu kommen, weigerte ich mich strickt.

Nein, leichter wurde es nicht mich ihm zu entziehen. Der Geruch, den mein Mate absonderte, war äußerst prägnant und wollte mir nicht mehr aus der Nase gehen. Er musste sich nicht einmal in unmittelbarer Reichweite befinden, dass ich ihn riechen konnte. Je näher ich ihm kam, desto mehr stieg mir der Duft in die Nase und schien mich völlig zu berauschen. Es war als hätte man mir diese Pilze oder Flechte untergejubelt, die ich gelegentlich gern zu anderen Anlässen genoss. Dieser Geruch und das Verlangen ihm näher zu kommen, konnten gar nicht anders als durch irgendeine Droge bedingt sein, da war ich mir sicher.

Auch weiterhin versuchte ich mich anderweitig abzulenken. Zusätzliche Trainingseinheiten, weitläufige Streifen durch die Randgebiete, Trinken und natürlich Sex mit weiblichen Rudelmitgliedern, schafften es dennoch nicht, den kleinen Omega aus meinem Kopf zu vertreiben. Er musste irgendeine Macht über mich haben, die es ihm ermöglichte mich sexuell zu reizen und meinen Verstand zu benebeln. Mein Körper wollte ihn, der Kampf um die Kontrolle war damit längst noch nicht beendet.
Desto mehr ich mich gegen diese Gedanken und die Verlockungen werte, desto mehr zog sich mein Magen zusammen. Es war ein absoluter Kampf mit mir selbst und ein ständiges auf und ab. Es konnte nicht ewig so weiter gehen und das wusste ich, aber das würde ich es auch nicht. Nur diese eine Woche musste ich überstehen, ohne ihm zu verfallen, dann war es geschafft, rief ich mir in den Sinn.
Mal wieder, wie so häufig in letzter Zeit, ruhte mein Kopf auf der Kloschüssel. Wenn da einfach nicht diese ständige Übelkeit wäre, die das Verlangen nach meinem Mate zwar kurzzeitig verdrängt, aber nun mehr und mehr Überhand gewann.

Berric war nicht entgangen, welche Auswirkungen das Ganze auf mich nahm. ,,Du merkst doch selbst, dass du dir damit nicht gut tust!", seufzte er: ,,Gib ihm doch einfach seine Chance und lass es endlich zu. Du machst dich doch kaputt und du hast gesehen, was es mit deinem Vater gemacht hat." ,,Wer garantiert mir, dass der Mann überhaupt die Wahrheit sagt?", wollte ich wissen. Ich hielt nichts von Martyn und seine freundliche Art hielt ich für offensichtlich falsch.
,,Niemand, aber warum sollte er lügen?", wollte Berric beschwichtigend wissen. ,,Warum er lügen sollte? Er ist der Feind, er will leben!", stellte ich klar. Der Ältere schüttelte leicht den Kopf: ,,Dein Feind ist ein liebender Vater, der sich lediglich um seine Familie und sein Rudel sorgt? Du hast keinen Grund weiterzuführen, was dein Vater begonnen hat!", meinte er. Ich bedachte ihn mit einem wütenden Blick, der ihn zum Schweigen veranlasste.
Seine Worte waren wohl allerdings wirklich eine Überlegung wert, das musste auch ich mir eingestehen. Berric brauchte das ja erstmal nicht zu wissen.

Ich verzog mich nach draußen an die frische Luft, in der Hoffnung Bewegung würde mir guttun. Doch recht schnell, war da wieder dieser eine Geruch, den ich unter tauschenden erkannte und der mir gleich darauf wieder in den Kopf stieg. Ich bekam furchtbare Kopfschmerzen und auch die Übelkeit machte sich wieder bemerkbar, während ich versuchte den Geruch aus meiner Nase zu vertreiben. Angestrengt versuchte ich andere Gedanken zu fassen, aber wieder gelang es mir nicht. Ich spürte, wie ich mehr und mehr die Kontrolle über mich selbst verlor. Zu allem Überfluss gelang es mir nicht einmal mehr meine eigene Verwandlung im Zaum zu halten. Nicht das Geringste konnte ich dagegen unternehmen, dass mein Wolf die überhand gewann. Vollständig verwandelt wurden meine Sinne jedoch noch um ein weiteres schärfer. Er war einfach überall und irgendwann begann ich ihm nachzugeben.

Meine Beine trugen mich von ganz allein durch den Wald. Meine Nase hatte sich ihr Ziel bereits genaustens ausgemalt und ich folgte ihr blind. Ich hatte den absoluten Tunnelblick und es erschreckte mich, wie ich lediglich Bruchteile meiner Umgebung überhaupt wahrnahm. Mein Ziel jedoch hatte ich schnell erreicht.

Weylyn hatte mich bemerkt, da war ich mir ziemlich sicher. Wie auch sollte er mich nicht riechen können? Außer seinen Kopf in meine Richtung zu recken, reagierte er jedoch sehr verhalten.
Auf einer Anhöhe legte ich mich ab und sah nun von oben auf meinen Mate herab. Er war in Begleitung seiner Brüder und zu allem Überfluss auch in der seines Vaters. Auch der Rest von ihnen hatte mich natürlich bemerkt. Ein Lächeln zierte Martyns Lippen, während er zu mir aufsah. Seine beiden älteren Söhne hingegen verspannten sich so ziemlich schlagartig, ich wusste, dass sie mir nichts anhaben konnten.
,,Komm doch zu uns herab!", schlug Martyn vor, was auch immer sie besprochen hatten, hatte ich jetzt sowieso unterbrochen. Alle Augenpaare lagen auf mir und ich entschied tatsächlich nachzugeben und stieg von meinem Berg herab. Ich machte mir nicht die Mühe mich zurück zu meiner menschlichen Erscheinung zu verwandeln. Mein dichtes Fell und das unahnbare Gesicht des Tieres gefielen mir doch sehr. Ein wenig verlegen blickte mir mein Mate entgegen, mein Verhalten und vermutlich alles an mir verunsicherten ihn spürbar.

,,Wirklich beeindruckend!", merkte Martyn an, als ich die kleine Gruppe erreichte. Mit meiner Schulterhöhe überragte ich ihn sogar stehend. Mein Blick tuschierte Martyn jedoch nur kurz und richtete sich dann wieder auf Weylyn. Sein Geruch löste in meiner Nase ein Kribbeln aus, dass schnell auf meinen ganzen Körper übersprang. Mein Körper wollte ihn, alles an und in mir wollte ihn...
Ich war verdammt heiß auf ihn und würde ihn am liebsten gleich hier und jetzt sofort nehmen. Aber das durfte ich nicht, ich konnte das Verlangen nicht siegen lassen.

Territory [manxboy]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt