Kapitel 70

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Harry POV

Nachdem ich mit Niclas telefoniert hatte, Jakob die Tablette gebracht, hatte dieser mich gebeten, doch bei ihm zu bleiben, bis er eingeschlafen war.

Für mich war diese Bitte von ihm sowas wie ein Ritterschlag gewesen. Er duldete mich an seiner Seite und nahm nun tatsächlich auch meine Stärke an, zeigte, dass ich ihm die Geborgenheit geben konnte, die er in der Situation brauchte.

Als ich ins Bett gekommen war, nachdem er dann schlief, lagen Luca und Louis aneinander gekuschelt da. Beide vollkommen friedlich am Schlummern und so legte ich mich einfach vorsichtig daneben, versuchte auch ein paar Stunden Ruhe zu finden.

Das stellte sich allerdings als schwierig heraus. Immer wieder erschienen auch bei mir Bilder vor dem inneren Auge, die mich immer wieder aufs Neue hochschrecken ließen und so stand ich bereits wieder morgens um 5 Uhr auf, ging in die Küche und machte mir statt Tee einen Kaffee.

"Hey.", ich erschrak, als ich eine Stimme von der Tür vernahm.

"Jakob.", sagte ich und sah den Größeren prüfend an.

"Die Tablette hat geholfen. Ich konnte tatsächlich schlafen.", er trat näher, nahm mir gegenüber Platz und ohne das er was sagen musste ging ich an die Kaffeemaschine, machte ihm seinen Kaffee wie er ihn mochte und stellte ihn dann vor ihn hin.

"Danke, Sunny.", er verzog seine Lippen zu einem Lächeln und es tat gut, dieses in seinem Gesicht zu sehen.

"Wie ging es Luca und Louis?", fragte er nun, ganz der besorgte Mann, der er schon immer war.

"Als ich rüber kam, haben sie bereits geschlafen. Ich habe aber, bevor ich gestern zu dir hochgekommen bin, ausführlich mit beiden geredet und ich denke, dass Luca verstanden hat. Es wird ihm nicht leicht fallen, wir kennen ihn ja, wie er manchmal ist. Aber ich bin mir sicher, er wird es hinbekommen. Ich habe ihm gesagt, dass wenn er die nächste Zeit jemanden braucht, an den er sich lehnen kann, er zu mir kommen soll. Anfänglich war er etwas skeptisch, aber scheinbar konnte ich ihn dann doch überzeugen.", ich sah ihn an, lächelte stolz.

"Das...", er fuhr sich durch die Haare, die noch vom Schlaf ganz wild auf seinem Kopf lagen. "Wird es dir nicht zu viel? Du musst auch an dich denken, Sunny.", ich seufzte nur, schüttelte den Kopf.

"Trau mir ruhig was zu. Ich kann das, ich hatte doch den besten Lehrmeister.", ich zwinkerte Jakob zu, sah wie dieser tatsächlich ganz leicht rosa Wangen bekam und wenn ich gekonnt hätte, gedurft, wäre ich ihm am liebsten auf den Schoß gesprungen.

"Das mache ich ja. Nur nicht das du...", ich hob die Augenbraue und er seine Hände.

"Schon gut. Schon gut.", er nahm einen Schluck seines Kaffees, ließ sich zurück sinken.

"Wann wollen wir denn anfangen, zu reden?", fiel ich jetzt mit der Tür ins Haus und ich sah sofort, wie sein Körper sich versteifte.

"Reden wir gerade nicht?", fragte er und ich wusste, dass es ein Kampf werden würde, mit ihm den Anfang zu finden.

"Doch, aber du weißt genau, wovon ich rede. Du hast Niclas abgelehnt und zugestimmt, mit mir zu reden. Glaube mir, ich werde nicht locker lassen und umso früher du es hinter dich bringst, umso schneller wird es dir besser gehen.", ich sah ihn schlucken, dann einen Moment auf die Tischplatte schauen, bevor er den Stuhl zurückschob und aufstand.

"Danke für den Kaffee.", er nickte mir zu und ehe ich noch irgendwie reagieren konnte, war er aus der Küche verschwunden.

XXX

Als es Zeit fürs Frühstück war, kamen Luca und Louis nach unten, küssten mich beide kurz und setzten sich dann an den Tisch, sahen mich fragend an.

Extraordinary Ways - LS 5. Teil der HeptalogieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt