Kapitel 74

383 54 30
                                    

Luca POV

Wenn ich ehrlich war, waren die letzten Tage meine ganz persönliche Hölle, auch wenn Harry und Louis wirklich alles taten, um mich aufzufangen. Ich wusste, dass es egoistisch war, dass ich mich innerlich wie ein Kleinkind aufführte, aber ohne meinen Jakob, ohne diesen starken Mann an meiner Seite fühlte ich mich so unglaublich hilflos, so verletzlich, so unvollständig.

Sicher war er da, sicher konnte ich ihn sehen, aber mir fehlte seine körperliche Präsenz. Selbst wenn er mich jetzt schlagen würde wäre es mir lieber, als das er mir weiter aus dem Weg ginge.

"Hey.", Louis drückte sich von hinten an mich, hauchte einen Kuss in meinen Nacken.

"Das zweite Mal war doch schon viel besser, als das Erste. Jakob hat sich eben wirklich gut geschlagen. Aber wir dürfen keine Wunder erwarten.", ich nickte, wusste das er Recht hatte und trotzdem hasste ich den Umstand, hasste es, dass Harry natürlich unbeabsichtigt aber dennoch er, diese Situation ausgelöst hatte.

"Ich weiß.", sagte ich leise, drehte mich und sah ihn nun direkt an. Seine blauen Augen sahen mich mitfühlend an und als er über meine Wange streichelte, warf ich mich in seine Arme, ließ mich von ihm halten.

"Es wird vorübergehen und du wirst sehen und wenn du starke Arme brauchst, dann darfst du doch auch jederzeit zu Harry. Ich finde, er hat wirklich einen unglaublichen Schritt gemacht und ich finde, er wirkt inzwischen fast gleichstark, mit Jakob."

Ich drückte mich von ihm, schüttelte den Kopf, wollte gerade etwas sagen, doch biss mir auf die Zunge.

"Was wolltest du sagen?", Louis kannte mich inzwischen zu gut und ich drehte mich aus seinen Armen komplett heraus und ging ein paar Schritte zum Schlafzimmerfenster rüber. Zum Glück waren wir gerade noch allein hier.

"Er. Ich... Er ist doch Schuld an allem.", brachte ich heraus und hasste mich gleichzeitig dafür. Harry war so bemüht, um Jakob, um mich und ich warf ihm etwas vor, was er gar nicht hatte wissen können.

"Harry trägt keine Schuld, dass Jakob diese Art des Missbrauchs erlebt hat.", Louis war ganz ruhig, anders als ich vermutet hätte rastete er nicht aus, sondern setzte sich aufs Bett, klopfte neben sich, doch ich schüttelte den Kopf.

"Jakob hat ein sehr wichtiges Details seines Lebens für sich behalten. Etwas, was eben dazu geführt hat, dass er unabsichtlich retraumatisiert wurde. Wie hätte Harry das bitte erahnen sollen?

Ich wusste das er Recht hatte und doch schwelte es in mir. "Aber ich wusste es auch nicht und habe das nicht getan, all die Jahre. Ich habe ihn auch berührt und nichts ist geschehen.", warf ich nun in den Ring und Louis seufzte nur.

"Weil du sein kleiner Luca bist. Die Betonung liegt auf "sein" und "kleiner." Vor dir brauchte er nie Angst zu haben. Du bist schon immer unterwürfig. Ein Wort und du spurst, ausserdem bist du ihm körperlich um Längen unterlegen. Deshalb."

Seine Argumentation war schlüssig, aber das innere Kind, die Bockigkeit wollte das so nicht anerkennen. "Trotzdem."

Louis sah mich nur verständnislos an, schüttelte seinerseits den Kopf. "Du benimmst dich gerade wie ein kleines Kind Luca. Das ist albern. Du wirst jetzt ein paar Tage aushalten, bis Jakob wieder auf der Höhe ist. Und das mit Harry wirst du bitte dringend vergessen. Ansonsten kannst du bald mit einem Kuscheltier kuscheln, denn ich werde es nicht dulden, dass du meinem Mann eine Schuld zuschiebst, die nicht seine ist!"

XXX

Jakob POV

Ich wollte gerade ins Schlafzimmer gehen, als ich Louis und Luca durch die halbgeschlossene Tür diskutieren hörte. Was Luca sagte, tat mir im Herzen weh und gleichzeitig erschreckte mich aber auch seine Wut auf Harry, die er offenkundig zum Ausdruck brachte.

Extraordinary Ways - LS 5. Teil der HeptalogieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt