Kapitel 9

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Jakob POV

Ich hatte, nachdem wir gegessen hatten, Luca aufgefordert, April für die Nacht fertig zu machen und nicht wie er wollte, dass Gästezimmer für Filou vorzubereiten.

Das war etwas, was mir absolut widerstrebte. Ich wollte nicht, dass er das Zimmer, was für mich eigentlich inzwischen Harry und Louis gehörte an Filou vergab und das würde ich ihm gleich noch klar machen.

Ich würde ihm ein Gästebett ins Büro stellen, damit würde er Vorlieb nehmen müssen.

"So, die Kleine schläft. Dann gehe ich mal das Zimmer fertig machen.", sagte er und wollte sich schon wieder umdrehen, da packte ich ihn am Arm.

"Nein, das wirst du nicht. Wir werden jetzt erst reden und dann werde ich dir sagen, wo Filou übernachten kann. Vielleicht ist es dir noch nicht aufgefallen, aber keiner von euch Zwei hat bisher um meine Erlaubnis gefragt.", meine Worte klangen scharf durch das Wohnzimmer und erstmals schien er von der Euphoriewelle herunter zu kommen, schluckte lautstark.

"Ähm.", kam es während er sich auf der Lippe herum kaute, nervös die Finger knetete.

"Und das was du Louis angetan hast...", setzte ich zum nächsten Punkt an, deutete auf die Couch, dass er sich setzen sollte, was er dann auch sofort tat. "Warum? Warum bitte hast du ihm nie von Filou erzählt? Er war fix und fertig, zweifelt nicht nur an deinen Gefühlen für ihn, sondern jetzt auch an der gesamten Freundschaft. Das hast du wirklich perfekt hinbekommen.", ich atmete tief durch. Es war lange her, dass ich so aus der Haut gefahren war, so laut geworden und wütend.

Ich drehte mich um, lief im Wohnzimmer auf und ab, hörte die Dielen knarren unter meinen Schritten.

"Es tut mir leid.", fiepte Luca von der Seite und ich lachte auf.

"Super. Das ist ja wohl das Mindeste. Aber ich will verdammt nochmal eine Erklärung.", ich drehte mich wieder zu ihm, verschränkte die Arme vor der Brust.

"Es, er...", er senkte den Kopf und ich sah, dass kleine Tropfen seine Jeans dunkler färbten. Er weinte.

"Ja?", hakte ich nach, ließ nicht locker. Ich fasste ihn immer mit Samthandschuhen an, aber jetzt hatte er es wirklich verbockt und das sollte er nun ruhig auch mal spüren.

"Filou ist was Besonderes.", kam es und ich merkte, wie er um Fassung rang. "Ich hab ihn sehr gern, das weißt du.", er hielt inne, fuhr sich durch die Haare und wischte mit seinem Ärmel über die Augen.

"Ja, das weiß ich.", ich nickte, wartete das er weitersprach.

"Filou war immer der Anführer unserer kleinen Subclique. Alle haben zu ihm aufgesehen, ihn angehimmelt. Er war der leuchtende Stern unter uns.", ich schloss kurz die Augen, versuchte mich zur Ruhe zu rufen, weil er einfach nicht zum Punkt kam.

"Ich hatte Angst.", kam es nun und ich hob irritiert die Augenbrauen.

"Angst? Wovor?", hakte ich nun nach und Luca sah auf, die Augen nass.

"Das, das wenn Lou von Filou erfährt, dass er ihn kennenlernen will und... und...", er schluchzte einmal auf. "Er ihn besser findet als mich. Mit ihm befreundet sein will und mit ihm spielen, nicht mehr mit mir."

Diese Erklärung war etwas, was mich in dem Moment wirklich sprichwörtlich von den Füßen holte und ich ließ mich in den Sessel sinken. Das konnte er doch nicht ernsthaft glauben? Hatte er in all den Jahren immer noch diese unfassbaren Verlustängste? Warum hatte ich das nicht mitbekommen?

"Und, und ich wollte Lou nicht weh tun, ich habe mich nur so sehr gefreut, dass Filou zurückkommt. Er ist mir auch so wichtig. Wirklich sehr. Wie ein großer Bruder auf der einen Seite. Aber dann die Angst, dass..."

Extraordinary Ways - LS 5. Teil der HeptalogieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt