Kapitel 33

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Louis POV

Das Wochenende hing mir immer noch nach und während ich mich um Grace kümmerte, Harry mit Jamie unterwegs war, machte ich mir so meine Gedanken.

Natürlich wusste ich, jetzt im Nachhinein, dass ich überreagiert hatte und dennoch beschäftigte es mich innerlich massiv, dass bei mir sofort wieder die schlechten Erinnerungen hochgekocht waren, das Misstrauen Harry gegenüber wieder voll da war.

Seufzend legte ich die Maus in ihr Bettchen. Sie war nach dem Baden schon in meinen Armen eingeschlafen und so lächelte ich, als sie zufrieden schmatzte, als ich die Decke über sie zog, ihr noch einen Kuss gab und dann das Babyphone aktivierte und nach unten ging.

Es war irgendwie verhext, aber ich hatte so richtig das Gefühl, dass mein Herz sich schwer anfühlte, mein Gemüt traurig und niedergeschlagen war.

Kopfschüttelnd sah ich in den Garten. Es war doch wirklich Blödsinn, dass ich jetzt so drauf war. Ich hatte drei Männer, die mich liebten, ich hatte einen Sohn und eine Tochter die toll waren, ein gutes Leben ohne finanzielle Sorgen. Normalerweise müsste mir das Glück doch aus jeder Pore sprießen und doch war ich innerlich einmal mehr unsicher.

Ich hatte keine Ahnung, wie lange ich rausgestarrt hatte, erschrak mich aber zu Tode, als ich plötzlich Arme um meinen Bauch fühlte und einen warmen Körper, der sich an mich drückte.

"Was ist los?", Harry stand hinter mir, hatte seinen Kopf auf meine Schulter gelegt, folgte meinem Blick.

Ich seufzte, drehte meinen Kopf zu ihm und hauchte einen Kuss auf seine Lippen. "Ich weiß es nicht, Haz. Ich weiß es nicht.", sagte ich wahrheitsgemäß, was ich fühlte.

Sein Griff wurde fester, beschützender und ich genoss diese Nähe, dieses Gefühl der Verbundenheit.

"Wenn ich irgendwie helfen kann, dann sagst du es ja?", fragte er nun und ich nickte, drehte mich nun doch in seinen Armen um, sah ihm in die Augen.

"Ich müsste doch total glücklich sein. Eigentlich müsste ich quietschen, bei all dem Glück, aber da ist irgendwas, ich kann es nicht benennen. Allein das ich so misstrauisch dir gegenüber war. Es tut mir so leid, aber ich, ich konnte es einfach nicht abstellen.", schüttete ich ihm nun tatsächlich mein Herz aus und er hörte mir einfach nur zu. Streichelte mir über die Arme, hauchte mir Küsse auf die Stirn.

"Ich will das nicht, weißt du. Ich will es wirklich nicht. Aber es ist wie ein Schleier.", ich ließ meinen Kopf gegen seine Schulter sinken und spürte seine Arme, die sich wieder um mich legten, uns einfach ein wenig hin und her wiegten.

"Das hört sich verdammt nach einer depressiven Episode an, Daddy.", ich schrak hoch und auch Harry drehte sich zu Jamies Stimme um. Eigentlich dachte ich unser Sohn wäre oben in seinem Zimmer, aber das er das jetzt mit angehört hatte.

"Jamie:", sagte ich tonlos, doch er schüttelte nur den Kopf. 

"Ich bin erwachsen, vergiss das nicht. Und ja, ich habe sehr viel darüber gelesen und mit Fin darüber gesprochen. Seine Mutter hat das auch immer mal wieder. Also diese Episoden. Das ist unangenehm und geht vorbei, solange es nicht chronisch wird. Deshalb sollte man sich diesbezüglich auch nicht vor einer Behandlung drücken, sondern wenn gleich handeln."

Es war unglaublich, wie abgeklärt unser Sohn hier gerade wieder agierte. Oftmals schien er mir viel erwachsener, als ich selbst.

"Weißt du, das was hier zuletzt war, die letzten Monate, nein, die Jahre... Das ist alles was, was sich aufstaut. Klar, es gibt auch ganz viel Positives, aber ich denke auch das kann belastend sein.", er hielt inne, griff nach der Wasserflasche die auf dem Tisch stand.

Extraordinary Ways - LS 5. Teil der HeptalogieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt