Kapitel 73

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Harry POV

Die nächsten zwei Tage beobachtete ich Jakob ganz genau. War er anfangs, nachdem er mir sein Trauma offenbart hatte noch komplett distanziert gewesen, was körperliche Berührungen anging, schien er nun wieder von selbst die ein oder andere zu suchen.

Luca, auf den ich unendlich stolz war, weil er Jakob wirklich komplett unangetastet ließ, strahlte heller als die Sonne, wenn sein Mann ihm nur mal kurz über den Arm streichelte, oder sein Bein berührte.

Louis und ich tauschten in den Momenten immer wieder Blicke aus, freuten uns riesig über die Fortschritte. Dennoch war uns auch klar, dass der Weg noch steinig werden würde und sicher nicht so linear wie jetzt verlaufen konnte.

"Ich möchte was probieren.", wir saßen beim Mittagessen, ich rollte gerade die Erbsen, die runtergefallen waren wieder auf meine Gabel.

"Was denn?", Louis war der Erste der reagierte und Jakob atmete tief durch.

"Ich will schauen was passiert, wenn ihr mich berührt.", ich ließ die Gabel fallen, sah den Älteren mit offenem Mund an.

"Was?", fragte ich und erntete einen Ellbogen in der Seite von Louis.

"Das ist großartig. Das ist toll. Ich...", ich sah zu Luca, der sofort verstummte, trotzdem noch über beide Wangen grinste.

"Ich habe mir sehr lange darüber Gedanken gemacht, wie ich es mir vorstelle und ich hoffe, ihr probiert es mit mir aus.", führte Jakob ruhig weiter aus und ich nickte. Ich würde alles tun, wenn er meinte, es könnte ihm helfen und ihm dadurch besser gehen.

"Erzähl, was stellst du dir vor.", preschte erneut Louis vor.

"Ich dachte ich könne mich auf den Boden legen. Vollkommen bekleidet und ihr, ihr setzt euch um mich herum und jeder legt eine Hand auf mich. Vielleicht zwei an den Beinen, einer am Kopf, oder auch verteilt.", er runzelte kurz die Stirn. Vielleicht überlegte er jetzt doch, als er es so aussprach, ob es eine so gute Idee war.

"So kann ich sehen, wie viel es mir noch ausmacht, berührt zu werden.", er sah jetzt mich an und ich nickte langsam.

"Warum willst du liegen und nicht stehen?", fragte ich, fuhr mir durch die Haare.

"Weil ich im Stehen über jeden von euch Kontrolle ausüben könnte, rein körperlich. Ihr seid mir alle unterlegen. im Liegen allerdings ist es anders herum.", er hatte sich tatsächlich sehr viel Gedanken gemacht und ich fand es gut, dass es nicht einfach nur ein Schnellschuss war, der schon von vornherein zum Scheitern verurteilt schien.

"Das hört sich sehr plausibel an.", ich sah Louis lächeln und nicken.

"Absolut. Darf ich etwas vorschlagen?", fragte dieser dann und Jakob nickte, lächelte meinen Mann warm an.

"Ich glaube die Schultern und der Kopf sind der Bereich, wo man dich am leichtesten Fixieren könnte, wenn man wollte. Am ungefährlichsten unten die Beine.", Jakob runzelte die Stirn, wusste wohl nicht worauf Louis raus wollte.

Ich jedoch erahnte schon seinen Plan und einmal mehr merkte ich die Liebe, die ich für diesen Mann hatte. Er war einfach mein Lou. 

"Weißt du, ich würde, wenn ich darf gern oben den Kopf übernehmen, bzw. an deiner Schulter sitzen. Harry und Luca dann unten. Ich bin körperlich am schwächsten, auch wenn ich es ungern zugebe.", er räusperte sich und alle grinsten.

"Ich finde die Idee gut.", Luca nickte eifrig und auch Jakob schien der Gedanke zu gefallen.

"Das ist wirklich gut gedacht, Lou. Ich...", er seufzte kurz. "Ich bin euch echt so dankbar, dass ihr so geduldig seid."

Extraordinary Ways - LS 5. Teil der HeptalogieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt