20- Freude und Verrat

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Als ich wenige Minuten später mit Bier beladen wieder heraus komme, verstummen die Jungs plötzlich. "Alles gut?", hake ich nach. Jeder einzelne der drei hält seinen Blick gesenkt und murmelt etwas, dass wir 'ja' klingt. Skeptisch mustere ich einen nach dem anderen. Als mein Bruder plötzlich aufspringt, mir das Bier aus dem Arm reist und verteilt. "Auf uns!", prostet er uns zu. Wir tun es ihm gleich.

Ob sie etwas vor mir verbergen? Skeptisch mustere ich noch einmal jeden einzelnen. Doch als ich in die glücklichen Gesichter meiner Freunde sehe verdränge ich den Gedanken schnell wieder. Das würden sie mir niemals antun. Wir hatten nie wirklich Geheimnisse voreinander. Nie haben wir einen aus der Gruppe ausgeschlossen. Dann werden sie das ja wohl nach über zehn Jahren nicht starten.

Eine Weile sitzen wir einfach gemeinsam da, trinken Bier und reden über belanglose Dinge und lachen bis uns der Bauch weh tut. Es fühlt sich so gut an, so normal. Als hätte sich nichts geändert. Langsam fange ich tatsächlich an mich zu entspannen und es sogar zu genießen. Ich hätte schon viel eher wieder mehr mit den Jungs machen sollen.

Langsam beginnt mein Magen zu knurren, es wird wohl Zeit etwas zu essen zu besorgen. "Ich hab Hunger, soll ich jemanden was mitmachen?", frage ich in die Runde. Nervös blickt mein Bruder mich an. Keiner der drei antwortet mir. Habe ich meine Frage nur gedacht? Sonst schreien sie alle gleich ja, alleine schon, weil ich am besten von uns kochen kann und sie sich dann nicht selbst kümmern müssen. "Hallo?! Ich habe gefragt, ob ich euch auch essen machen soll", wiederhole ich meine Frage. "Ähm nein", antwortet JohnB stockend. Ich runzel meine Stirn. "Und was ist mit euch?", harke ich bei den anderen beiden nach. Pope senkt seinen Blick. Verbergen sie doch etwas von mir? "Du brauchst nicht kochen, wir haben etwas organisiert", ergreift JohnB wieder das Wort.

Etwas organisiert. Ich stocke, muss mir die Worte mehr als einmal durch den Kopf gehen lassen. Warum drückt mein Bruder sich so komisch aus? Organisiert... Warum sagt er nicht einfach etwas bestellt oder gekocht oder vorbereitet. Auch das der blonde Pogue ruhig bleibt wundert mich. Sonst hat JJ immer etwas zu sagen. Ich versuche Popes Blick aufzufangen, doch er starrt noch immer Löcher in den Boden. Langsam wird mir mulmig zu mute. Was verschweigen sie mir?

"Hey, ich bin da!", ertönt eine Stimme hinter mir. Vermutlich entgleisen mir gerade alle meine Gesichtszüge. Ich kenne ihre Stimme. Das können sie doch nicht Ernst meinen. Ich habe ihnen doch gesagt, sie können machen was sie wollen, aber ohne mich. "Summer", stockt ihre Stimme. In meinem Magen bildet sich ein Knoten. Sie hat mich verraten. Hintergangen. Weggeworfen, als wäre ich ein Stück Scheiße. Ich weiß nicht was ich tun soll.

Einfach stehen bleiben, als hätte ich sie nicht gehört. Wegrennen. Sie anschreien. Ihr eine Ohrfeige geben. Die Pogues anschreien. Plötzlich ergibt das ganze merkwürdige Verhalten einen Sinn. Wie nervös JohnB war, das er ständig auf die Uhr geschaut hat. JJ, der von der einer auf die andere Minute plötzlich stumm wie ein Fisch war. Pope und sein Gestarre auf den Boden. Alles. Vielleicht sollte ich auch lieber meinem Bruder eine Ohrfeige geben.

Während ich noch völlig in meinen Gedanken versunken bin, läuft JohnB am mir vorbei um Kiara in die Arme zu schließen. Ich glaube mir wird schlecht. "Mir ist der Appetit vergangen", verlässt meinen Mund schneller als ich darüber nachdenken konnte und ebenso schnell setzen sich auch meine Füße in Bewegung. Ich muss hier weg. Das kann doch alles nicht wahr sein. Es fühlt sich an als wäre ich im falschen Film. Wortlos verschwinde ich schnell in mein Zimmer. Kaum habe ich die Tür hinter mir geschlossen wird sie auch schon wieder aufgerissen.

"Summer, was soll das?!", herrscht JohnB mich sofort an. Im ersten Moment bin ich perplex, völlig sprachlos. Doch schnell fasse ich mich wieder. "Das selbe könnte ich dich fragen", entgegne ich ihn. "Sie ist deine beste Freundin. Jetzt spring doch mal über deinen Schatten. Mach doch keine Probleme wo keine sind."

Eine Ohrfeige hätte kaum mehr schmerzen können als seine Worte. Jetzt bin ich also das Problem? Das kann er doch nicht Ernst meinen. Hat er vergessen was sie getan hat? Wie ich gelitten habe? Wie wir alle gelitten haben? "Ich habe keine beste Freundin", pfeffere ich ihm entgegen mit zitternder Stimme. Ich kann genau sehen wie er wütend wird. "Jetzt hör auf damit, Summer. Sie ist wieder da, aber du musst hier einen auf sturr machen und alles kaputt machen", seine Stimme ist wesentlich lauter als noch gerade eben, "außerdem hast du gesagt es ist ok." Völlig fassungslos starre ich ihn an. Er weiß genauso gut wie ich das ich das so nicht gemeint habe. Und wieso mache ich alles kaputt? Ich habe nicht meinen Freunde verraten und hängen gelassen. Ich benutze meine Freunde nicht als Notnagel. Ich habe nicht alle liegen gelassen um eine Kook zu sein.

"Raus hier!", brülle ich ihn an. Er ist überrascht von meiner Lautstärke und Kraft in meiner Stimme, das ist ihm deutlich anzusehen. Kopfschüttelnd dreht er sich um geht. Fassungslos starre ich meinem Bruder hinterher. Anscheinend ist Kiara ihm tatsächlich wichtiger als ich. "Summer", ertönt eine Stimme und reißt mich aus meiner Entgeisterung. Mein Blick schellt zu JJ, der die ganze Zeit stumm beben JohnB stand. "Was?", fauche ich. Wenn er jetzt auch noch damit anfängt, kann ich für nichts mehr garantieren. "Er meint es doch nur..", beginnt der Blonde, doch ich lasse ihm keine Chance auszusprechen. "Lass stecken auf noch mehr dumme Belehrungen und Vorwürfe kann ich verzichten", knurre ich nahezu und knalle ihm einfach die Tür vor der Nase zu.

Ich lasse mich an meiner Tür hinunter gleiten und lege meinen Kopf auf meine Beine. Einzelne Tränen bannen sich dem Weg nach draußen. Wann ist mein Leben nur dermaßen aus dem Ruder gelaufen? An welchen Punkt habe ich meinen Bruder und meinen besten Freund verloren? Warum ist auf einmal alles meine Schuld? Wieso versteht mich keiner? Ich habe das Gefühl die ganze Welt hat sich gegen mich verschworen. Meine trüben Gedanken werden von einem klopfen unterbrochen. "Haut ab!", schreie ich durch die Tür. Doch statt meinen Wunsch zu akzeptieren dringt mein Name durch die Tür zu mir.

*Ich wollte mich heute einfach mal bei allen Lesern bedanken.🫶🏻 Es motiviert mich die Geschichte fortzuführen und gegen die Schreibblockade zu kämpfen..😮‍💨 Danke für alle Reads & Votes.🫶🏻 Und für die momentane Platzierung #insel auf Platz 8.🫶🏻

Unsere Inneren Dämonen || Outerbanks Fanfiction Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt