56- hinterfragen & vergessen

114 3 0
                                    

"Es tut mir" Doch weiter komme ich nicht. Es ist wieder mein Bruder, der mich unterbricht. "Spar's dir Summer. Es will keiner hören. Du bist für mich gestorben", herrscht er mich an. Fassungslos starre ich ihn an. Lasse seine Worte sacken. 'Du bist für mich gestorben' Immer und immer wieder wiederholen sich seine Worte in meinem Kopf als wollten sie sich in meine Seele Hineinfressen. Alles ist still, nur mir gegenüber ertönt ein kichern. Ich hebe meinen Blick. Das kann doch nicht wahr sein.

Was macht sie hier? Das muss doch ein schlechter Scherz sein. Das kann er nicht ernst meinen. Ich werde mit purer, erbarmungsloser Verachtung und Ignoranz bestraft aber sie darf fröhlich hier stehen?!

"Was macht sie hier?", Frage ich als ich mich halbwegs gefasst habe. Mein Blick wandert über alle drei jungen. Während JJ und Pope sich sichtlich unwohl fühlen und schuldbewusst ihre Blicke senken, zuckt mein Bruder nur mit den Schultern. "Ich wüsste nicht was dich das angeht", entgegnet er nur. Und da ist sie wieder. Die Wut. Das er so herablassend mit mir umgeht. Das er mich straft. Das er sie nicht straft. Das er mich nicht einmal anhört.

Und genau in diesem Moment brennt meine Sicherung durch. "Dein scheiß ernst?!", fahre ich ihn an. Erschrocken weiten sich seine Augen. Diesmal ist es meine Stimme, die schroff ist. Das komplette Gegenteil zu den letzten Tagen. "Ich hab scheiße gebaut, ja, verdammt", fauche ich. JohnB will mich sogleich wieder unterbrechen, doch ich habe die Schnauze voll. Ich habe keine Lust mehr auf das Theater. Auf dieses zweierlei Maß, das er benutzt. Unbeirrt fahre ich fort: "aber du hast mir nie eine Chance gegeben mich zu erklären. Keiner von euch" Es ertönt ein ironisches lachen, doch diesmal kommt es nicht von meinem Bruder, sondern Kiara direkt. "Als ob irgendeine Erklärung das wieder gut machen könnte", grient sie hämisch.   "Sagst du?! Gerade du?", fauche ich während ich einen Schritt auf sie zumache. Sofort stellt sich mein Bruder vor sie. Ungläubig beginne ich zu lachen. "Das meinst du ernst?!", harke ich nach und deute mit einer Geste auf die beiden. Seine Miene rührt sich kein Stück. Das darf doch nicht wahr sein. Auf Kiaras Gesicht bildet sich ein siegelssicheres Grinsen. "Ich war vielleicht mit Rafe befreundet, aber wenigstens habe ich nicht mit ihm rum gemacht, nachdem ich scheiße über euch alle gelabert habe.

Mit Genugtuung nehme ich wahr wie Kiaras Grinsen zusammenfällt. Doch mein Sieg halt nur kurz. "Zieh sie nicht mit Lügen rein", faucht mein Bruder. Fassungslos starre ich ihn an. Mal wieder. "Ich lüge?! Ich bin deine Schwester verdammt. Aber weißt du was, mach was du für richtig hälst. Sei du,seid ihr ein Teil ihrer Wetten und Lügen, aber sagt nicht ich hätte euch nicht gewarnt!" Inzwischen schreie ich. Ohne weiter nachzudenken stürme ich von der Veranda. Bevor ich den Garten verlasse drehe ich mich noch einmal um. "Und Pope, JJ ihr seid kein Stück besser als er!" Und mit diesen Worten verlasse ich endgültig unser Grundstück.

Erst als ich außer Sichtweite bin lasse ich meinen Tränen freien Lauf. Diese Genugtuung wollte ich keinen von ihnen mehr geben. Wie können sie das tun? Mir so in den Rücken fallen? Wieso darf Kiara nach allen was war ein Teil von ihnen sein? Wieso bin ich für sie gestorben? Wegen sowas? Habe ich ihnen überhaupt je was bedeutet? War ich eigentlich nie ein Teil der Pogues? War ich nur dabei weil ich eben die kleine Schwester war? Nie, wirklich nie habe ich hinterfragen müssen ob ich meinetwegen ein Teil der Gruppe bin. Und jetzt stehe ich vor den Scherben meines Lebens. Meines seins. Der Schmerz ist mit voller Wucht zurück. Die Gedanken kreisen unaufhörlich. 'du bist für mich gestorben' Immer und immer wieder wiederholt sich der Satz mantraartig in meinen Gedanken. Ich kann das nicht mehr. Ich halte den Schmerz nicht mehr aus. Ohne weiter nachzudenken greife ich nach meinem Telefon.

'hast du Zeit? Und Stoff? -s.'

Nur wenige Sekunden nachdem ich die Nachricht abgesendet habe verrät mir der Ton meines Handys, dass ich eine Antwort habe.

'können wir reden?-r.'
'über das was passiert ist, mein ich'
-'ich will nicht reden. Bitte'
-'du hast gesagt du bist da'
'wo bist du?
-'*Standort*'
'ok, bleib genau da'

Hoffnungslos lasse ich meinen Kopf in den Nacken fallen. Ich will garnicht wissen wie ich aussehe. Hoffentlich erschreckt sich Rafe nicht. Ob das eine gute Idee ist? Ich weiß es nicht, wirklich nicht. Vermutlich nicht. Aber ich muss das Gefühl loswerden. Ich muss meinen Kopf abschalten. Ich kann das alles nicht mehr.

Nur wenige minuten später höre ich ein sich näherndes Motorengeräusch. Als es näher kommt erkenne ich Rafes Maschine. Schnell schalte ich mein Handy aus und stehe auf. Der Kook kommt vor mir zu stehen. Als er seinen Helm abgesetzt hat weiten sich seine Augen. Ich sehe also anscheinend so schlimm aus wie ich mich fühle. "Summer, alles gut? Was ist los bei dir?", fragt er während in seiner Stimme deutlich der Schock mitschwingt. Aber ich meine auch Besorgnis herauszuhören. "Bitte Rafe, ich will nicht reden. Ich will einfach nur vergessen" murmel ich müde. "Hast du was?", Frage ich ihn hoffnungsvoll. Stumm nickt er, doch es scheint ihm nicht ganz behaglich zu sein. Dennoch reicht er mir seinem Helm. Wortlos schwinge ich mich hinter ihn auf die Maschine. Während ich die Fahrten sonst immer genießen konnte, sitze ich diesmal einfach nur teilnahmslos da. Schon wenige Minuten später erreichen wir Tannyhill.

*Und da ist das Freitagskapitel, außergewöhnlich früh sogar😅 ich hoffe es gefällt euch🫶🏻

Unsere Inneren Dämonen || Outerbanks Fanfiction Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt