23- Stillschweigen und Dankbarkeit

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Doch so schnell wie er hinter mir aufgetaucht ist tritt er auch zur Seite. Er setzt sich an den Rand der Plattform und klopft auf den Platz neben sich. Skeptisch hebe ich meine Augenbraue. "Komm schon, ich beiße nicht", versucht der Kook mich mit einem Lächeln zu locken.

Grinsend setzte ich mich neben ihn und lasse meine Beine baumeln. Kurz schaue ich nach unten und danke Gott dafür, dass ich keine Höhenangst habe. Denn hätte ich welche wäre das hier definitiv mein sicherer Tod. Eine Weile sitzen Rafe und ich einfach in schweigenden Einklang nebeneinander. Eigentlich ist die Situation absurd. Schon immer herrscht zwischen den Pogues und Kooks Streit. Das war schon zu den Zeiten unsere Eltern und Großeltern so. Klar, es gab immer Ausnahmen, wie zum Beispiel Kiaras Eltern, aber an für sich war es ein ungeschriebenes Gesetz.

Sowohl Rafe, als auch meine Freunde nehmen dieses ungeschriebene Gesetz normalerweise sehr ernst. Und jetzt sitze ich hier mit ihm. Weil ich nicht bei meinen Freunden sein konmte und wollte. Nicht in meinem eigenen zu Hause. Rafe war in diesem Fall meine Zuflucht und ich bin ihm äußert dankbar dafür, dass er ohne Fragen zu stellen da war. "Danke", flüstere ich in die Stille hinein. Er mustert mich nur und nickt. Es scheint als wäre auch er tief in seinen Gedanken versunken.

Ich mustere ihn von der Seite. Auf seiner Stirn hat sich eine kleine Denkfalte gebildet. Zu gern wüsste ich worüber er nach denkt. Bevor er bemerkt das ich starre drehe ich mich schnell wieder nach vorne und bewundere die Aussicht. "Willst du jetzt darüber sprechen?", unterbricht der Kook die Stille wieder, die über uns lag. Überrascht drehe ich mich zu ihm. Ich habe schon fast nicht mehr damit gerechnet, dass er noch etwas sagt. Stumm schüttel ich nur den Kopf. Ich möchte nicht einmal daran denken. Und ich bin mir auch nicht sicher, ob er der richtige Ansprechpartner wäre.

Doch für ihn scheint dies kein Problem zu sein, denn er nickt nur verstehend. Es scheint als bräuchte es keine weiteren Worte zwischen uns. Ich habe keine Ahnung wie viel Zeit vergeht während wir hier stillschweigend sitzen, aber es tut gut.

Irgendwann beginne ich leicht zu frösteln, dass entgeht Rafe auch nicht. Ohne ein Wort zu verlieren zieht er seine Jacke aus und legt sie mir über die Schultern. Dankbar lächel ich ihn an, das quittiert er nur mit einem Grinsen. "Wir sollten vielleicht langsam gehen", murmel ich. Eigentlich möchte ich nicht gehen. Wenn ich könnte würde ich die Zeit anhalten, denn jetzt gerade meine Welt ziemlich OK. Allerdings möchte ich nicht, dass Rafe krank wird nur weil er mir seine Jacke geliehen hat. Rafe nickt zwar, aber auch in seinem Gesicht ist deutlich zu sehen, dass es nicht das ist was er will.

Langsam und ein bisschen widerwillig bewegen wir uns nach unten. Unschlüssig bleiben wir vor seinem Motorcross stehen. Es scheint als wöllten wir beide etwas sagen, doch wüssten nicht wie. "Komm ich fahr dich noch nach Hause", ergreift der Kook zuerst das Wort und schwingt sich so gleich auf seine Maschine. Nach einem kurzen nicken tue ich es ihm gleich. Wie automatisch umgreife ich seinen Thorso und lehne meinen Kopf gegen seinen Rücken.

Die Landschaft zieht an uns vorbei während der Fahrt. Der Wind, der deutlich kühler ist als noch vorhin, streift mein Gesicht. Niemals hätte ich gedacht einmal mit Rafe mitten in der Nacht durch die Gegend zu fahren. Freiwillig. Und wenn ich ehrlich bin mit Freude.

Etwa fünf Minuten Weg zu Fuß vor dem Chateau hält Rafe an. "Soll ich noch weiter fahren? Ich wusste nicht... Also wegen deinem Bruder und so... Ich will nicht das du Stress bekommst", erklärt sich der Kook als müsse er mir Rechenschaft ablegen. In der Zwischenzeit bin ich schon von seinem Bike gesprungen und stehe vor ihm. Als er versucht sich so unbeholfen zu erklären zucken meine Wundwinkel. Das Grinsen kann ich mir gerade noch so verkneifen. Außerdem finde ich es total süß, dass er sich so Gedanken darum macht und unseren nächtlichen Ausflug nicht für Provokation oder so etwas nutzt.

"Nein. Danke, dass reicht", beruhige ich ihn lächelnd. "Und danke. Danke für den schönen Abend und das du gleich da warst", ergänze ich noch. Seine Lippen ziehen sich zu einen breiten, ehrlichen lächeln. Und dieses steht ihm ausgezeichnet. Das sollte er öfters machen. "Kein Problem. Ich fand den Abend auch sehr schön", gibt er zurück. Bevor ich darüber nachdenken kann trete ich einen Schritt vor und schließe meine Arme um seinen Oberkörper. Kurz erstatt Rafe unter meiner Berührung, doch nur wenige Sekunden später entspannt er sich und schließt auch seine Arme um mich. "Wirklich danke, Rafe", flüstere ich an seine Brust. "Schreib mir, wenn was ist", murmelt der Junge in meine Haare bevor wir uns voneinander lösen. Lächelnd nicke ich ihm noch einmal zu bevor ich mich auf den Weg mache.

Als ich um die erste Ecke biege höre ich wie Rafe den Motor startet. Hat er wirklich gewartet? Wegen mir? Schnell schüttel ich meinen Kopf um diese wirren Gedanken zu vertreiben. Was mich wohl zu Hause erwartet? Feiern alle noch? Schlafen sie schon? Schläft vielleicht sogar die Verräterin bei uns? Bei dem Gedanken schüttelt es mich. Schlimm genug, dass sie mit meinem Bruder und meinen Freunden feiert, aber bitte lass sie nicht auch noch da nächtigen.

Ich nehme noch einen tiefen Atemzug bevor ich die Haustür des Schlosses öffne. Ich habe mir fest vorgenommen meine Laune durch nichts und niemanden zerstören zu lassen. Leise schließe ich die Tür hinter mir und lausche. Nichts zu hören außer ein leises Schnarchen. So leise wie möglich tapse ich durch das Chateau. An der Couch stoppe ich kurz um zu schauen wer hier schnarcht. Es ist nur Pope. Erleichtert atme ich aus. Ich hatte nicht mal bemerkt, dass ich meinen Atem angehalten habe.

Auf leisen Sohlen schleiche ich weiter. Unbeschadet und ohne auf eine Menschenseele zu treffen erreiche ich mein Zimmer. Bedacht darauf keine Geräusche zu machen ziehe ich meinen Schlüssel auf der Tasche und schließe meine Zimmertür auf. Ich fühle mich einfach besser damit wenn abgeschlossen ist, sobald die Verräterin hier ist. Ich schlüpfe nur noch schnell aus meinen Klamotten und lege mich hin. Erst als ich mein Bett berühre spüre ich plötzlich wie müde ich eigentlich bin. Doch bevor ich einschlafe muss ich noch schnell etwas tun. Ich greife nach meinem Telefon und schreibe noch schnell eine Nachricht an Rafe.
'Ich hoffe du bist gut zu Hause angekommen. Und danke nochmal für heute. -Sum'
Und bevor ich überhaupt auf eine Antwort warten kann fallen mir auch schon die Augen zu.

*Pünktlich zum Sonntag das neue Kapitel.🤭
Ich habe gerade gesehen, dass die Geschichte fast 200 Reads hat.🫶🏻 danke dafür!💐

Anmerkung: Heute (Dienstag) wird kein Kapitel kommen, meine Gesundheit macht mir da gerade einen Strich durch die Rechnung. Ich hoffe es klappt morgen wieder.🌺

Unsere Inneren Dämonen || Outerbanks Fanfiction Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt