Erste Bluttropfen rinnen über seine Knöchel. Ich muss ihm schbell helfen. Er kann sich nicht weiter selbst zu zurichten. Ohne weiter darüber nachzudenken, springe ich vor ihn genau an die Stelle wo er einschlägt. Ich sehe seine Faust auf mich zukommen. Vorsichtshalber schließe ich meine Augen.
Doch der erwartete Schmerz bleibt aus. Vorsichtig öffne ich meine Augen und blicke in Rafes völlig entsetzt es gesicht. Er blickt mich mit weit aufgerissenen Augen an. Seine Atmung geht stockend. "Rafe", flüstere ich behutsam.
"Sag mal bist du verrückt geworden?", fährt er mich an. Der Schock ist ihm noch immer ins Gesicht geschrieben. Statt etwas zu erwidern oder mich zu rechtfertigen, trete ich einen Schritt nach vorn und schließe meine Arme um ihm.
Zuerst erstarrt er unter meiner Berührung. Doch schnell merke ich wie er sich entspannt und seine Arme auch um mich schließt. Er hält mich fest als hätte er Angst ich könne verschwinden. Sein Atem geht noch immer unregelmäßig. Nach einiger Zeit spüre ich wie meine Schulter feucht wird. Da wird mir bewusst, dass er sein Atem nicht nur von der körperlichen Anstrengung so ist, sondern weil er weint.
Behutsam streiche ich über seinen Rücken und flüstere ihm immer wieder beruhigende Worte zu. Ich weiß nicht ob er mich hört aber es fühlt sich in diesem Moment genau richtig an. Ich kann nicht einfach tatenlos einstehen während der Junge vor mir nahezu zerbricht. Mein Herz zerbricht ebenso bei seinem Anblick.
Jetzt gerade in diesem Moment ist Rafe nicht der obercoolen Kook, dem nichts und niemand das Wasser reichen kann. Nein, er ist gebrochen. Auch er trägt ein unglaublich großes Päckchen. Eines das ihn in den Abgrund schiebt. An den Rande der Verzweiflung bringt. Ihn vollkommen neben sich stehen lässt.
Ich weiß nicht wie lange es dauert bis der Junge in meinen Armen sich beruhigen kann, denn mein Zeitgefühl ist verloren kann. Alles was ich tue ist ihm gut zu zu sprechen und über den Rücken zu streichen. Während sich in meinem Kopf alles darum dreht, was ihn so gebrochen hat.
Langsam beruhigt sich seine Atmung wieder und auch sein Griff wird lockerer. Leise flüsternd bedankt er sich bei mir. So leise, dass ich ihn kaum verstanden hätte. Ich trete einen Schritt zurück und schaue ihn direkt in seine eisblauen Augen, die von weinen gerötet sind.
"Nicht dafür", sage ich mit fester Stimme. Überrascht blickt er mich an. "Du fandest das nicht komisch?", hinterfragt er. Ohne nachzudenkenken schüttel ich meinen Kopf. Denn es steht außer Frage, dass ich es jederzeit wieder tun würde. Skeptisch blickt der Kook auf mich herab, als würde er fürchten, dass ich gleich in Gelächter ausbrechen könne oder weg renne.
"Nein Rafe, es ist nicht komisch seinen Gefühlen freien Lauf zu lassen", versuche ich ihn zu beruhigen. "Aber du hättest das nicht sehen sollen", hält er entgegen. Ich schlucke. Vermutlich hat er Recht. Und doch bin ich froh hier gewesen zu sein. Bei ihm.
"Ich bin froh, dass ich da war. Das ich dir helfen konnte", murmel ich unsicher. Ungläubig weiten sich seine Augen. Er öffnet den Mund um ihn dann doch wieder zu schließen. Nur ein leises, kaum hörbares, 'danke' kommt schließlich in meinen Ohren an. "Nicht dafür", winke ich ab. "Du kannst doch jederzeit melden wenn du mich brauchst. Egal ob zum Reden oder schweigen", stelle ich klar.
Rafes Gesichtsausdruck weicht wieder einem überraschten, als hätte er solche Worte nie zuvor gehört. "Wollen wir noch frühstücken gehen?" fragt er ohne auf meine Worte weiter einzugehen. Wie auf Kommando knurrt mein Magen laut. Ein Grinsen schleicht sich auf sein Gesicht. "Das werte ich als ein ja", stellt er fast und greift nach meiner Hand um mich mit sich zu ziehen.
Vorsichtig lugt er aus der Tür. Bevor er schnellen Schrittes die Treppe nach unten stürzt. Unbeholfen stolpere ich ihm hinterher. Immer wieder blickt er auf dem Weg nach draußen zu seiner Maschine nach links und rechts. Als hätte er Angst jemand könne uns sehen.
Wortlos reicht er mir seinen Helm. Innerhalb von Sekunden sitzen wir beide auf seinem Motorrad und verlassen das Anwesen der Camerons. Versteckt hinter dem Wreck hält er an. "Willst du was bestimmtes?", fragt er mich und spricht so das erste mal seit wir sein Zimmer verlassen haben wieder mit mir. Nachdenklich schüttel ich meinen Kopf.
Bin ich ihm unangenehm? Stößt er mich jetzt von sich? Hatte er Angst, dass sein Vater uns zusammen sieht? Geht sein Vater immer so mit ihm um? Hat er öfters solche Anfälle? Diese Aggressivität... Ich hatte keine Angst vor ihm, aber trotzdem war es beunruhigend. Wieso hatte ich keine Angst vor ihm? Hätte nicht jeder normale Mensch Angst gehabt vor jemanden der so in rage ist? Irgendwie hatte ich es im Gefühl das er mir nichts tun würde.
Erschrocken zucke ich zusammen als plötzlich Schuhe in meinem Blickfeld auftauchen. Ich muss länger als gedacht in Gedanken versunken gewesen sein. Die Schuhe gehören zu Rafe der mit zwei Tüten essen vor mir steht. Schnell schließe ich den Helm wieder und greife nach den Tüten.
Schweigend setzen wir uns auf die Maschine und der Kook startet den Motor. Wann habe ich so viel Vertrauen zu ihm gewonnen, dass ich garnicht mehr hinterfrage, wohin er fährt...
Nur wenige Minuten später kommen wir bereits wieder zum stehen. Wieder hat er sich eine abgelegene Stelle am Strand ausgesucht. Noch immer schweigend lassen wir uns in den Sand fallen. Ich reiche Rafe seine Tüten zurück. "Ich hoffe du magst Bagels?", fragt er. Lächelnd bejahe ich seine Frage. Tatsächlich liebe ich sie sogar. JJ bringt mir seit er mitbekommen hat, wie sehr ich sie liebe immer einen mit wenn er Geld hat. Ich weiß, dass auch bei ihm Geld immer knapp ist. Daher bedeutet es mir umso mehr.
Genüsslich nehme ich meinen ersten Bissen. Sie sind einfach so göttlich. "Hast du das ernst gemeint vorhin?", fragt Rafe unvermittelt. Fragend richte ich meinen Blick von meinem bagel auf den Jungen neben mir. "Was meinst du?", hake ich nach, nachdem ich geschluckt habe. "Das mit dem immer melden können und so", stottert er unsicher hervor. Das beschäftigt ihn so sehr? Warum zweifelt er überhaupt daran? Wenn ich sowas sage ist er kein leeres versprechen. Ich meine solche Worte immer ernst.
*Da bin ich wieder. Pünktlich zum Freitag, das neue Kapitel💐
Wie hättet ihr am Summers Stelle reagiert? Wärt ihr auch zwischen die Wand und einen Menschen, den ihr kaum kennt getreten in so einer Ausnahmesituation?
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Unsere Inneren Dämonen || Outerbanks Fanfiction
FanfictionSummer und JohnB waren eigentlich immer unzertrennlich. Auch wenn Summer ein Jahr jünger war, als ihr Bruder, war sie doch immer mit dabei. Daher waren auch Summer und die Pogues unzertrennlich. Doch dann verschwand BigJohn, Summer und JohnB's Dad...