Kapitel 12

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Nachdenklich, blickte Kaede aus dem Fenster und hörte nur schwammig das, was der Lehrer von sich gab. Wegen Chika hatte sich Kaede an die Mittelschule und das Gespräch mit Kazumi erinnert. Irgendwie waren sich die Beiden recht ähnlich. Sie teilten sich nicht nur die gleiche Haarfarbe, sondern auch ihre Art und Weise, was das Buch anging.

Dass Chika ihr diese Richtung empfohlen hatte, ohne sie genau zu kennen, freute Kaede auf einer Seite. Nur stand ihre Unsicherheit im Weg, welche Kaede vielleicht mal los werden sollte. Sie wusste doch selbst, wie gerne die Texte schrieb.

Nicht umsonst hatte die die Entschuldigung in einer Mittagspause fertig bekommen, welche sie vorhin abgeben konnte. Nicht umsonst, hatte Kaede sich über alles informiert was Schriften, Passagen und weitere Dinge anging.

Kaede hatte zu Hause sogar einige Stichworte aufgeschrieben, welche sie wegen Kazumi gemacht hatte. Kleine Themen, welche sie in dem Buch erwähnen wollte. Das Problem war aber, dass Kaede noch keine Namen für ihre Charaktere hatte. Ohne Namen, wäre es schwierig überhaupt anfangen zu können.

Und wenn sie aus ihrem eigenen Leben einen Roman machen wollte, dann brauchte sie, neben sich selbst noch einen männlichen Protagonisten. Einer, welcher unabhängig war und zu ihrem eigenen Charakter passen könnte.

Nur leider gab es zu vielen Menschen, welche man verwenden konnte. Vielleicht würde Kaede auch einfach einen Jungen erfinden, welcher ihren Wünschen entsprechen würde. Aber sie wollte auch, dass die Leser sich in alle Personen hinein versetzten konnte. Ein Charakter, welcher auf Wunsch und auf einer eigenen Vorstellung basierte, wäre vielleicht nicht gerade das Beste.

"Tokoyami-san.", hörte Kaede ihre Nachnamen sagen und richtete ihre Aufmerksamkeit auf ihren japanisch-Lehrer, welcher den Unterricht wohl kurz unterbrochen hatte. "Hm?"

"Könntest du uns das nächste Haiku vorlesen und erläutern?", fragte ihr Lehrer, welcher dieses Thema angesprochen hatte und durchgehen wollte. Haiku war eine Art der Poesie in Japan, welches man auch ausserhalb dieses Landes kannte.

Bei einem Haiku handelt es sich um die kürzeste Gedichtform der Welt. Sie bestand aus nur 17 japanischen Lauteinheiten, welches von vielen Dichtern genutzt wurde. Man verwendete oft die jetzige Zeitform, Motive wie Jahreszeiten oder Gefühle, welche nicht direkt, sondern eher mit dem Lesen entstanden. Benennungen aus Augenblicken oder Situationen welche in der Gegenwart passierten.

"Im Sturm des Herbstes
Zerbrochen und so traurig
Der Maulbeerstrauch dort."
, las Kaede vor, welche dabei aufgestanden war und an Kazumi denken musste.

"Es beschreibt ein Gefühl, welches im Herbst stattgefunden hat. Es kann alles mögliche sein. Die Trauer über einen Menschen, die Trauer sich von seiner Liebe getrennt zu haben. Der Maulbeerstrauch hat viele Bedeutungen, da man jedes einzelne Teil der Maulbeere für etwas nutzen kann. Für Seide, für Weinfässer oder Schnaps, oder für einige Gerichte. So wie die Trauer mehrere Bedeutungen haben kann und man diese anders sehen und fühlen kann.", sprach Kaede dazu und wurde von ihren Mitschülern angesehen.

Osamu war trotz allem etwas überrascht. Er hatte gesehen, dass Kaede in ihrer eigenen Welt war und hier überhaupt nicht zugehört hatte. Kaede hatte allerdings ein grosses Wissen über diese Haiku, ansonsten hätte sie wohl ihre Erläuterung nicht nennen können.

"Du hast also doch mitbekommen worum es heute geht.", sprach der Lehrer nickend, weswegen sich Kaede wieder gesetzt hatte. Ihr Blick fiel auf das nächste Haiku, welches zur Zeit ihre Situation sehr gut beschreiben konnte.

"So viele Dinge
Ruft ins Gedächtnis mir
Die Kirschblüte.",
las sie leise in ihren Gedanken vor, was hier wohl sehr gut auf ihr Buch zutraf.

Die Schriftstellerin Osamu FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt