Kapitel 27

218 22 0
                                    

Ein sanftes Streichen über den Haaren war eine Geste, welche Kaede lange nicht mehr gespürt hatte. Dieses vertraute Gefühl, welches sie als kleines Kind immer bei ihr gehabt hatte, lies ihr Herz beruhigter schlagen. Bevor ihre Mutter starb, war ihre Oma immer für sie da gewesen. Da hatte sie noch kein Alzheimer, welcher ihr diese Erinnerungen nahm.

Als kleines Kind war eine solche Bezugsperson etwas sehr wichtiges. Ihr Vater war zu diesem Zeitpunkt kaum zu Hause, weswegen ihre Oma immer an ihrer Seite war und ihr ebenfalls immer über den Kopf gestrichen hatte.

"Es..ist so viel passiert..", sprach Kaede, welche nicht einmal annähernd wusste, wo sie anfangen sollte. "Ich..habe zwei Mädchen kennen gelernt, welche sich ähnlicher sind als erst angenommen. Sie teilen sich ein ähnliches Problem und tauschen ihre Sorgen aus. Eine von ihnen ist sogar fast schon wie Kazumi.", begann Kaede zu sprechen um diese Gedanken erst einmal ordnen zu können.

"Sie wollen mir mit dem Buch helfen. Aber..ich bin nicht einmal da angekommen, als Mutter starb..", gab sie zu. Ehrlich gesagt, war sie nicht einmal in der Hälfte davon bis es soweit sein würde.

"Du warst immer ein sorgenfreies Mädchen. Manchmal habe ich dich erwischt, wie du ganz abwesend und in deiner eigenen Welt warst. Wir haben am Ende heraus gefunden, dass du dir viele Geschichten ausdenkst und sie auf ein Papier geschrieben hast. Ab da wussten wir, dass du das Schreiben liebst.", begann ihre Oma zu erzählen, während sie ihr weiter durch die Haare strich.

"Aber du hast selten über deine Gefühle gesprochen, weil du sie in Worte beschrieben hast." War sie also schon immer so gewesen, wie sie sich gerade benahm? Sowas war ihr nie aufgefallen, weder hatte es ihr jemand gesagt. Nicht einmal ihr Freund als sie sich kennen gelernt hatten.

"Wenn du einmal nicht weiter weist und du niemandem zum reden hast, schreib all deine Gefühle auf ein Papier ohne darauf zu achten, ob du alles richtig geschrieben hast." "Aber..wie soll ich denn über alles hinweg kommen? Wie..soll ich alles vergessen und damit klar kommen..?", fragte Kaede in ihre Krankenhauskleidung brummend.

"Vergiss nie etwas, was geschehen ist. Vergiss die Menschen nicht, welche mit dir zutun haben. Vergiss ihre und deine Gefühle nicht, welche dich immer weiter bringen werden. Aus Fehler und Ereignissen lernt man um zu wachsen. Du wirst nie darüber hin weg kommen, aber du kannst dich an die guten Dinge erinnern und alles besser machen.", sprach ihre Oma leise. "Vergiss nie, die Personen die du liebst."

Fest biss Kaede sich auf ihre Unterlippe. Ihre Oma sprach hierbei ganz klar sich selbst an. "Eines Tages wirst du dich jemandem öffnen können, der dir durch diese Zeit helfen wird. Bis dahin, schreibe und lerne aus allem was vergangen ist."

Schluckend und leise schniefend, löste sich Kaede von ihrer Brust und spürte eine Hand auf ihrer Wange. "Selbst wenn ich dieses Gespräch hier vergessen werde. Ich werde immer an deiner Seite sein und mich um dich kümmern."

Leicht weinend, lachte Kaede. "Eigentlich müsste ich mich eher um dich kümmern.." Ein Schmunzeln kam auf die Lippen ihrer Oma. "Ein Elternteil wird sich immer um ihre Kinder sorgen. Egal in welchem Alter diese sind. Und du bist nun mal meine Kaede, welche ich als meine eigene Tochter sehe."

"Ich..hab dich lieb..Oma..", schluchzte Kaede, welche ihre eigene Hand auf jene ihrer Oma gelegt hatte. "Ich dich auch, meine Kleine.", erwiderte die alte Frau, welche in die grünbraunen Augen gesehen hatte, ehe sie gleich danach geblinzelt hatte.

Für Kaede war es eine Erleichterung gewesen hier zu sein. Ihr fiel ein Stein und eine grosse Last vom Herzen, welche sie wohl von dem Schreiben abgehalten hatte. Sie hätte eher mit ihrer Oma darüber reden sollen.

"Oma..ich..", begann Kaede zu sagen, da sie sich bei ihr bedanken wollte. Doch der leicht abwesende Blick verriet ihr alles.

"Wer sind Sie?", kam gleich die Frage heraus, welche Kaede fast zum los weinen gebracht hatte. "Eine..Bekannte..", lächelte sie jedoch um ihrer Oma keine Panik oder Angst zu geben.

Die Schriftstellerin Osamu FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt