Kapitel 42

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Das Herz der Tokoyami wurde schwer, als sie in den Flur gegangen war, in denen man mehrere Blumentöpfe, sowie grosse Blumenkränze sehen konnte. Hinter ihr befand sich ihr Vater mit einer seinen neuen Liebschaften, welche er gerade richtig kennen lernte. Für Kaede gerade egal, da sie ihre heutige Gedanken nicht bei ihnen sein wollte.

Mit langsamen Schritten, lief Kaede den Flur entlang und konnte in den verschiedenen Räumen mehrere Familien sehen, welche ebenfalls um jemanden getrauert hatten. Manche waren lauter, manche waren leise. Jeder ging mit dem Tod anders um. Genauso wie Kaede.

Es war lange her, seit sie in einem solchen Trauerraum gewesen war. Das letzte Mal war, als ihre Mutter gestorben war. Selbst da fühlte sich Kaede irgendwie nicht so schlecht wie jetzt. Lag wahrscheinlich daran, dass sie nun genau wusste, warum. Ihre Mutter hatte es sich sozusagen gewünscht. Gewünscht ihre Schmerzen los zu werden. Nur war der Autounfall auf keinem Fall etwas, was sie geplant hatte.

An einem Trauerraum stehen geblieben, blickte Kaede hinein. Darin befanden sich wenige Personen, welche jedoch ihrer Trauer freien Lauf gelassen hatten. Es zerbrach Kaede das Herz diese Familie zu sehen und spürte, wie ihre Hände feuchter wurden.

Schwer schluckend, betrat Kaede den Raum nun und richtete ihre braungrünen Augen auf das Foto, welches man von Kazumi aufgestellt hatte. Sie war trotz ihrer Unreinheiten wunderschön. Die gelben Augen stachen selbst bis in die hinterste Ecke hinaus.

Tränen kamen allerdings nicht aus Kaede. Der Schock, welchen sie erlitten hatte, sass noch viel zu tief. Keinem hatte sie etwas gesagt. Der Polizei und dem Arzt hatte sie es ebenfalls nichts gesagt. Man hätte sie noch in eine Therapie geschickt, welche Kaede einfach nicht haben wollte.

Sie hatte nur gesagt, dass sie Kazumi als letztes gesehen hatte und diese blutend auf dem Boden gefunden hatte, damit sie für ihre blutigen Handflächen eine Erklärung hatte. Die genauen Details, hatte Kaede einfach niemandem sagen wollen. Ein grosser Fehler, welchen sie lange mit sich tragen würde.


"Du!", rief die Nishida laut. Ihre grauen Haare wirbelten kurz aus, als diese Kaede entdeckt hatte. "Es ist alles deine Schuld!", rief die Frau, was Kaede ein Stich gegeben hatte. Böse nahm sie es Kazumi's Mutter nicht. Schliesslich musste sie bei irgendjemanden die Wut und den Frust heraus lassen.

Da Kaede die letzte Person war, welche Kazumi gesehen hatte, hatte sie diese Reaktion schon erwartet. Aber die Nishida hatte recht. Sie hätte handeln sollen. Sehen sollen, dass Kazumi springen wollte. Aber nein. Stattdessen hatte sie einfach nur zugesehen wie ihre beste Freundin sprang.

"Beruhige dich.", sprach der Nishida sanft. "Kaede würde nie etwas tun, was unsere Tochter verletzen würde." Das stimmte zwar. Und dennoch hatte Kaede nicht gut genug aufgepasst.

"Du hättest schneller sein müssen!", weinte die Grauhaarige laut und hysterisch los. Gefühle, welche Kaede gerade jetzt nicht aus sich heraus bringen konnte. Sie konnte einfach nicht.

"Sag doch was!", brülle die Frau, da Kaede nichts weiter getan hatte als ihr zu zuhören und sie an zu sehen. "Hör auf meine Tochter so an zu schreien!", mischte sich der Tokoyami ein, was Kaede gar nicht gebrauchen konnte. Es war nicht sein Problem!

"Es..tut mir leid.." Dass waren die einzige Worte, welche Kaede heute überhaupt gesprochen hatte. Den ganzen Tag über hatte sie geschwiegen und war in ihren Gedanken versunken.

"Was tut dir leid!? Dass du sie sterben gelassen hast!?", rief die Mutter aus. Ehrlich gesagt, ja. Aber diese Worte brachte Kaede nicht aus ihrem Mund heraus.

Gegenüber Kazumi's Mutter würde sie wohl immer die Schuldige sein. Kaede würde sich auch immer selbst die Schuld geben. Denn wäre sie Kazumi früher suchen gegangen, dann hätte sie ihre beste Freundin noch retten können. Aber all das, war nun zu spät.

"Verschwinde!", rief die Nishida noch aus, was aus reiner Trauer heraus gekommen war.

Die Schriftstellerin Osamu FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt