Kapitel 61

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Kaede war oft in Tokyo um Dai besuchen zu können. Jedoch kam es ihr heute ganz anders vor als sonst. Grösser und voller, was ihr nie aufgefallen war. Dai hatte sie wahrscheinlich ziemlich davon abgeschirmt. Oder sie hatte es wegen ihm nie so wahrgenommen, da ihre Augen mehrheitlich auf ihm lagen.

Ihr Weg führte durch den Bahnhof, welcher nicht gerade klein gewesen war. In ihrer Hand war nur ein kleiner Koffer, welchen sie mit ihren Kleidern vollgestopft hatte. In ihrem Rucksack befand sich ihr Laptop, sowie übrig gebliebenes Essen, welches sie kaum hinunter gebracht hatte.

Ihre Augen sahen sich alles genauer an. Schilder, Wege, die Menschen, alles was sie finden konnte. Je mehr Informationen sie hatte, desto besser konnte sie es in ihrem Buch übertragen. Natürlich hätte sie das schon länger machen können. Aber ihr Fokus war hierbei noch nicht auf Tokyo selber, welches nun ein Teil ihres Lebens war.

In ihrem Roman hatte Kaede oft kleine Orte in Tokyo erwähnt, welche sie allerdings nur von Dai kennen gelernt hatte. Seine Rolle als Daisuke war wenn Kaede ehrlich war, nicht so wichtig, wie die Rolle von Osamu, welche sie immer wieder erwähnt hatte.

Kaede hatte sich schon überlegt, wie sie Daisuke entwickeln lassen wollte. Mehr oder weniger blieb Dai wie er war. Nur gab es immer noch diese eine Situation, welche ihn zu einem anderen Menschen machen lies. Und genau in diesem Punkt war sich Kaede unsicher.

Lies sie Daisuke in diese toxische Richtung gehen, welche wirklich so geschehen war? Oder schrieb sie einfach nur seine Eifersucht gegenüber dem Hauptprotagonisten?

Wenn Kaede ihr richtiges Leben schreiben wollte, würde ihr wohl nichts anderes übrig bleiben als Daisuke als den Bösen darzustellen. Eine Rolle, welche Osamu ablöste und Kaede somit einen Abschluss machen konnte.

Nur leider war Kaede nicht mal Ansatzweise soweit. Seit etwa einem Jahr war ihr Buch auf die Seite gelegt worden. Wie viel Zeit sie überhaupt neben dem Studium hatte, wusste sie selber noch nicht.

"Hier ist es wohl..", sprach Kaede, welche auf das Gebäude geblickt hatte. Das Gebäude, in welchem nur Studenten wohnen durften, welche sich an ihrer Uni eingetragen hatten. Ihr Vater war so nett und hatte ihr die kleine Wohnung bezahlt, was sie liebend gerne zurück zahlen würde.

Das Verhältnis zu ihm und seiner neuen Frau, welche er erst kürzlich geheiratet hatte war um einiges besser geworden. Eigentlich seitdem Kaede durch ihren Roman den Tod ihrer Mutter relativ gut verarbeiten konnte.

Zwischen dem Glück ihres Vaters wollte Kaede nicht mehr stehen. Sie wollte ihm auch nicht mehr aus dem Weg gehen, da es auf Dauer sowieso nicht gut sein würde. Lieber akzeptierte sie die neue Beziehung, anstelle jeden traurig zu sehen und zu verletzen.

Ihre Mutter würde ebenfalls nicht wollen, dass sie ihm Jahrelang böse sein würde. Zumindest glaubte Kaede das, sowie sie sich an ihren Charakter erinnern konnte.

Ihre Augen richteten sich nun auf die Tafel, welche im Flur aufgehangen wurde, damit jeder Neuzugang genau wusste, wer wo wohnen würde. "Tokoyami...Tokoyami..", murmelte Kaede leise vor sich hin, während ihr Finger über die Namen strich.

Bei ihrem Namen angekommen, fuhr sie mit ihrem Finger etwas auf die linke Seite. "Stockwerk drei, Zimmer 311.", murmelte Kaede vor sich hin und musste schmunzeln als sie die letzten zwei Ziffern angesehen hatte. Ob es Zufall war, dass die genau die Elf bekam? Wahrscheinlich ja. Denn die Schule konnte ja nicht wissen, dass Osamu genau die Nummer Elf gehabt hatte.

Die Schriftstellerin Osamu FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt