Kapitel 44

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Den ganzen Tag lang war Kaede der Grauhaarigen Hatori erfolgreich aus dem Weg gegangen. In den Pausen hatte sie sich immer dort aufgehalten, wo Chika, weder Megumi jemals auftauchen würden. Hies also in der Nähe bei den Personen, welche die Beiden noch immer hin und wieder gemobbt hatten. Hier war Kaede einfach sicher und konnte über alles besser nach denken.

Wenn es jetzt nur einen solchen Garten wie auf Megumi's Zeichnung gäbe. Wie gerne Kaede jetzt einfach dort hin gehen würde. Aber es zeigte ihr auch, wie gut Megumi dieses Thema getroffen hatte, ohne zu wissen, was Kaede erreichen wollte.

Mittlerweile hatte Kaede sogar einen Namen für Chika und Megumi für ihr Buch. Sogar für Dai hatte sie einen gefunden, welchen sie sogar schon erwähnt hatte. Chika würde in dem Roman Cho heissen, während Megumi den Namen Mei erhalten würde. Dai hatte einen eher zusätzlichen Namen, welchen man jedoch gut merken konnte. Daisuke.

Dai war vielleicht der auffälligste Name. Aber er war sowieso kein Mensch, der gerne Bücher las. Ihr Freund hatte sich schon immer für Sportarten interessiert, hatte ihr aber immer ihr Hobby überlassen. Eigentlich die perfekte Beziehung welche man sich wünschen würde. Nur die Zeit und die kleinen Charakterzüge waren ein kleines Problem.

Dai Kunigami hatte sich in den letzten Tagen in ihrem Chat ziemlich seltsam verhalten. Er hatte immer wieder gefragt wo sie sich aufhielt und vor allem mit wem. Seine Eifersucht kam in letzter Zeit öfters ans Tageslicht. Manchmal ziemlich nervenauftreibend aber noch aus zu halten.


"Wie lange willst du Chika aus dem Weg gehen?", fragte Osamu, welcher sich die Situation erst einmal im klaren werden wollte. Er wollte sicher gehen, dass er recht hatte, mit dem was er sah und gemerkt hatte.

"Ich..gehe ihr nicht aus dem Weg.", sprach Kaede, was Osamu leise schnauben gelassen hatte. "Doch, tust du.", erwiderte er und setzte sich neben sie auf die Sitzbank.

"Ich habe es heute morgen gesehen als du ihr den Rücken gekehrt hast. Chika und Megumi waren sehr verwundert darüber.", berichtete der Miya. Nah toll. Das war eigentlich nicht ihr Plan.

"Du siehst übrigens auch nicht wirklich fit aus. Du hast auch ausgesehen, als ob du ein Geist sehen würdest.", meinte der Grauhaarige, was Kaede schlucken lies. Er hatte es ihr angesehen? Wer noch?

"Chika erinnert dich an jemand, stimmts?" "Wie kommst du darauf?", fragte Kaede gleich zurück und spannte sich etwas an. Wie konnte es sein, dass Osamu es gemerkt hatte? Sie war doch immer vorsichtig. Oder war sein IQ so hoch, dass er eigentlich in die 2-4 oder in die 2-5 gehörte?

"Ich weis nicht. Erst setzt du dich für Chika ein und kassierst eine Strafe welche aus zehn Seiten besteht. Dann setzt du dich für Megumi ein, welche ebenfalls gemobbt wird. Deine Gedanken sind oft irgendwo anders, was aber nicht immer daran liegt, dass du in deinem Schriftsteller-Zeug drin bist. Dann deine Erläuterung was das Haiku im ersten Schuljahr anging und jetzt deine Reaktion.", zählte Osamu auf.

"Du..hast mich beobachtet..?", fragte Kaede schluckend und blickte das erste Mal heute zu ihm hin. "Hm, schon immer.", zuckte der Junge mit seinen Schultern. Ab hier, erhielt Kaede ein merkwürdiges Gefühl. Kein schlechtes, sondern eher ein gutes. Fast schon so ein Gefühl, welches sie hatte, als sie Dai näher gekommen war.

"Aber ich halte mich zurück, da du ein gewissen Freund aus der Itachiyama hast.", meinte Osamu leicht provokant. Er hatte es schon länger mit bekommen, da die drei Freundinnen in der Mensa oft darüber gesprochen hatten. Ausserdem hatte Atsumu im Juniorencamp einige aus dieser Oberschule kennen gelernt. Diese Privatschule musste wirklich sehr viele gute Sportler haben.

Erneut schluckte Kaede leise. Sagte gerade Osamu indirekt, dass er sie mochte? Hatte sie es eher merken sollen? Sie hatte selbst immer wieder einige solcher Gedanken gehabt, dass sie Osamu mögen würde. Aber eher als einen Freund und nicht mehr. Hatten ihre Gedanken ihr einen Streich gespielt?

"Also?", fragte Osamu, weswegen Kaede sich auf die Lippen biss und es vielleicht ihm anvertrauen konnte. Aber wie viel konnte sie ihm sagen?

"Chika erinnert mich an Kazumi.", sagte Kaede am Ende doch noch. "Die Kazumi, zu welcher du keinen Kontakt mehr hast?", fragte der Miya vorsichtshalber zurück. "Ja..genau.." Konnte man einen Tod eigentlich als Kontaktabbruch bezeichnen? Wahrscheinlich schon.

"Verstehe. Dass erklärt auch deine Handlungen ihr gegenüber.", nickte Osamu, welcher leise ausgeatmet hatte. "Wenn du es ihr erklärst, wird Chika es dir nicht übel nehmen. Eine beste Freundin ist dafür da um über alles reden zu können."

"Ich weis. Aber es fällt mir schwer.", gab Kaede zu und fand es wirklich gerade erleichternd und angenehm. Osamu war von den Zwillingen wirklich die beste Wahl um über etwas ernsteres zu sprechen. "Manchmal gibt es wohl keinen anderen Weg. Aber so, wie du dich bei meinem Bruder benimmst, wird es dir sicher sehr leicht fallen, Chika die Wahrheit zu sagen.", schmunzelte der Miya etwas.

"Und am besten ohne irgendetwas zu werfen." Kaede lachte leise. "Ich hab schon verstanden." Es war wirklich etwas dumm von ihr, einfach weg zu laufen, ohne eine Erklärung zu geben.

"Danke.", hauchte Kaede, welche ihren Kopf etwas gesenkt hatte. "Schon gut.", sprach Osamu, welcher die Braunhaarige dabei angesehen hatte und leicht lächeln musste. Kaede war wohl doch nicht immer so, wie er sie immer gesehen und wahrgenommen hatte. In ihr stecken mehr Geheimnisse als gedacht.

Die Schriftstellerin Osamu FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt