Erinnerung

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3 Jahre später
Jamal's Perspektive

16:45

Die Tür des Cafés öffnete sich und ich trat mit meinen Jungs ein. Wir lachten und machten Witze, die Atmosphäre war ausgelassen, aber mein Herz fühlte sich schwer an. Ich hatte im Moment zu viel Stress, deswegen hoffte ich sehr, dass die Jungs mich heute zum Lachen bringen konnten. Wir bestellten unsere Getränke und setzten uns an einen Tisch in der Nähe des Eingangs. Während meine Freunde laut redeten und lachten, hielt ich mich zurück und starrte auf mein Handy. Ich hatte mit einem Mädchen namens Sina geschrieben, eine nette Ablenkung von dem, was mich wirklich beschäftigte.

Ich vermisse dich Jamal

Schrieb sie und ich schrieb zurück. Naja, ich liebte sie nicht, aber als Ablenkung konnte ich sie doch nutzen, solange ich wollte... oder nicht?

Als ich aufsah, sah ich sie. Jiyan. Sie saß direkt ein Tisch entfernt mit zwei Freundinnen, die ich nicht kannte. Mein Herz setzte einen Schlag aus, als unsere Blicke sich flüchtig trafen, aber ich wandte mich schnell ab und tat so, als hätte ich sie nicht bemerkt. Ich ignorierte sie absichtlich, obwohl es mich innerlich zerriss. Die Wahrheit war, dass ich Jiyan immer noch liebte. Doch eine Beziehung mit ihr war keine Option mehr. Sie hatte mir zu sehr wehgetan.

In den drei Jahren, seit sie den Kontakt abgebrochen hatte, hatte ich versucht, mich zu ändern. Ich wollte ein besserer Mensch sein, aber es war schwierig, die Motivation zu finden, als ich es hauptsächlich für sie getan hatte. Als klar wurde, dass wir keine Zukunft hatten, gab ich diese Bemühungen auf. Wofür sollte ich mich ändern, wenn der Grund dafür nicht mehr in meinem Leben war?

"Eyy, Jamal, hast du das gestern gesehen?" rief Mali und stieß mich in die Seite.
"Ja, Mann, das war krass," antwortete ich mechanisch, ohne wirklich bei der Sache zu sein.

Meine Gedanken waren bei Jiyan. Warum musste sie genau heute hier sein? Ihre Anwesenheit weckte all die Erinnerungen und Schmerzen, die ich so lange verdrängt hatte.

"Alter, diese Party war der Hammer!" rief Veysel und lachte laut.
"Hast du gesehen, wie Safraoui abging?"

Safraoui grinste breit und lehnte sich zurück. Wir hatten gestern ein Auftritt und danach hatte uns unser Manager zu einer Party eingeladen in einem Club. Die Jungs sind richtig abgegangen.

"Natürlich, Bruder! Aber unser Auftritt war noch krasser. Ich krieg immer noch Gänsehaut, wenn ich auf der Bühne stehe."

Alim nickte zustimmend. Ich guckte in die Runde und sah, wie die Jungs zufrieden um den Tisch saßen. Dafür war ich dankbar. Ich sah meine Jungs, als Familie an. Die waren immer da, wenn ich sie gebraucht hatte.

"Gehen wir heute ins Studio?" Fragte Alim.
"Ganz sicher" antwortete Veysel.
"Jamal, wolltest du nicht Panamera zu Ende schreiben?" Fragte mich Mali.
"Stimmt, das mach ich heute" antwortete ich.

Ich versuchte, mich an ihrem Gespräch zu beteiligen, aber meine Gedanken wanderten immer wieder zu Jiyan. Ich sah, wie sie mit ihren Freundinnen redete, aber ihre Augen suchten ständig meinen Blick. Warum musste sie immer noch so präsent in meinem Leben sein? Ich konnte ihre Nähe nicht länger ertragen.

Nach ein paar Minuten stand ich auf und verabschiedete mich von den Jungs.

"Ich muss los. Wir sehen uns später. Schreibt mir, wenn ihr ins Studio geht, dann komm ich nach"
"Was ist los, Jamal? Schon weg?" fragte Mali und sah mich verwundert an.
"Ja, ich hab noch was zu erledigen," sagte ich und versuchte, ruhig zu klingen.
"Alles klar, Bruder. Bis später," sagte Moussa und die anderen Jungs nickten mir zu.

Ich hatte vor, zu Sina zu gehen. Sie war eine willkommene Ablenkung, jemand, mit dem ich die Gedanken an Jiyan verdrängen konnte. Doch als ich das Café verließ, merkte ich, wie Jiyan mir folgte. Sie wollte mich sprechen, das war klar. Doch ich war nicht bereit, mich diesem Gespräch zu stellen. Nicht jetzt, vielleicht nie.

Schnell stieg ich in mein Auto und fuhr davon, bevor sie mich erreichen konnte. Der Schmerz, den sie mir zugefügt hatte, war immer noch frisch. Ich konnte ihr nie verzeihen, wie sie mich verlassen hatte, als ich sie am meisten brauchte. Die Nächte, die ich mit gebrochenem Herzen verbracht hatte, die Tage, an denen ich versuchte, den Schmerz zu betäuben - all das konnte ich ihr nicht vergeben.

Ich sah in den Rückspiegel und bemerkte, dass sie draußen stand, suchend, verzweifelt. Mein Herz zog sich zusammen, aber ich fuhr weiter. Es gab keinen Platz für sie in meinem Leben mehr. Was auch immer wir einmal hatten, war vorbei. Ich musste weitermachen, egal wie schwer es war.

Ich beschleunigte und konzentrierte mich auf die Straße vor mir. Ich war auf dem Weg zu Sina, doch meine Gedanken waren bei Jiyan. Vielleicht würde ich eines Tages in der Lage sein, ihr zu verzeihen, aber heute war nicht dieser Tag. Heute war ich immer noch derjenige, der versuchte, den Schmerz der Vergangenheit zu vergessen.

Während ich fuhr, dachte ich an den Namen Jiyan. In ihrer Sprache bedeutete er "Leben". Ironischerweise hatte sie mir das Leben genommen, das wir zusammen hätten haben können. "Jiyan" stand für Leben, aber sie hatte mir das Leben geraubt.

in meiner Welt Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt